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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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ten ohne dringende Ursache verstosse. Der
Herr bittet derowegen einige gute Freunde
zu sich, die diesen Bedienten lange kennen
und lieben. Er hält ihm in dieser Gegen-
wart seine Vergehungen vor, und ersuchet
seine Freunde ihm mit zuzureden. Der
Herr siehet zum voraus, daß dieses dem
Bedienten noch mehr verdrüssen, und sei-
nen Eigensinn auf das Höchste treiben
werde: er thut solches aber dennoch um
die unbewegliche Widerspänstigkeit dieses
Menschen zu offenbaren, und sich bey sei-
nen Freunden ausser den Verdacht einer
Härte gegen einen alten Bedienten zu setzen.
Man redet ihm daher in Liebe zu, es ist
aber vergeblich. Man drohet ihm, und er
trotzet. Er bestehet darauf, von der Frau
keine Befehle anzunehmen, und die übri-
gen Bedienten sollen in gewissen Fällen sei-
ne Befehle ausrichten. Hiermit wird also
der Schluß gefasset, ihm ausser Dienst zu
setzen. Man hätte selbiges ohne diese Weit-
läuftigkeit thun können. Der Herr wollte
aber das Ansehen einer lieblosen Härte
vermeiden. Daß der Höchste eben der-
gleichen zu verhüten suche, erhellet aus sei-
ner ganzen Regierung. Er wußte sehr
wol, daß die erste Welt sich nicht bekeh-
ren, sondern das Maaß ihrer Sün-
den nur erst recht voll machen würde, wenn
er ihr länger in Güte nachsähe, und den-
noch gab er ihr zu Beweisung seiner Lang-

muth

ten ohne dringende Urſache verſtoſſe. Der
Herr bittet derowegen einige gute Freunde
zu ſich, die dieſen Bedienten lange kennen
und lieben. Er haͤlt ihm in dieſer Gegen-
wart ſeine Vergehungen vor, und erſuchet
ſeine Freunde ihm mit zuzureden. Der
Herr ſiehet zum voraus, daß dieſes dem
Bedienten noch mehr verdruͤſſen, und ſei-
nen Eigenſinn auf das Hoͤchſte treiben
werde: er thut ſolches aber dennoch um
die unbewegliche Widerſpaͤnſtigkeit dieſes
Menſchen zu offenbaren, und ſich bey ſei-
nen Freunden auſſer den Verdacht einer
Haͤrte gegen einen alten Bedienten zu ſetzen.
Man redet ihm daher in Liebe zu, es iſt
aber vergeblich. Man drohet ihm, und er
trotzet. Er beſtehet darauf, von der Frau
keine Befehle anzunehmen, und die uͤbri-
gen Bedienten ſollen in gewiſſen Faͤllen ſei-
ne Befehle ausrichten. Hiermit wird alſo
der Schluß gefaſſet, ihm auſſer Dienſt zu
ſetzen. Man haͤtte ſelbiges ohne dieſe Weit-
laͤuftigkeit thun koͤnnen. Der Herr wollte
aber das Anſehen einer liebloſen Haͤrte
vermeiden. Daß der Hoͤchſte eben der-
gleichen zu verhuͤten ſuche, erhellet aus ſei-
ner ganzen Regierung. Er wußte ſehr
wol, daß die erſte Welt ſich nicht bekeh-
ren, ſondern das Maaß ihrer Suͤn-
den nur erſt recht voll machen wuͤrde, wenn
er ihr laͤnger in Guͤte nachſaͤhe, und den-
noch gab er ihr zu Beweiſung ſeiner Lang-

muth
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[239/0259] ten ohne dringende Urſache verſtoſſe. Der Herr bittet derowegen einige gute Freunde zu ſich, die dieſen Bedienten lange kennen und lieben. Er haͤlt ihm in dieſer Gegen- wart ſeine Vergehungen vor, und erſuchet ſeine Freunde ihm mit zuzureden. Der Herr ſiehet zum voraus, daß dieſes dem Bedienten noch mehr verdruͤſſen, und ſei- nen Eigenſinn auf das Hoͤchſte treiben werde: er thut ſolches aber dennoch um die unbewegliche Widerſpaͤnſtigkeit dieſes Menſchen zu offenbaren, und ſich bey ſei- nen Freunden auſſer den Verdacht einer Haͤrte gegen einen alten Bedienten zu ſetzen. Man redet ihm daher in Liebe zu, es iſt aber vergeblich. Man drohet ihm, und er trotzet. Er beſtehet darauf, von der Frau keine Befehle anzunehmen, und die uͤbri- gen Bedienten ſollen in gewiſſen Faͤllen ſei- ne Befehle ausrichten. Hiermit wird alſo der Schluß gefaſſet, ihm auſſer Dienſt zu ſetzen. Man haͤtte ſelbiges ohne dieſe Weit- laͤuftigkeit thun koͤnnen. Der Herr wollte aber das Anſehen einer liebloſen Haͤrte vermeiden. Daß der Hoͤchſte eben der- gleichen zu verhuͤten ſuche, erhellet aus ſei- ner ganzen Regierung. Er wußte ſehr wol, daß die erſte Welt ſich nicht bekeh- ren, ſondern das Maaß ihrer Suͤn- den nur erſt recht voll machen wuͤrde, wenn er ihr laͤnger in Guͤte nachſaͤhe, und den- noch gab er ihr zu Beweiſung ſeiner Lang- muth

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/259>, abgerufen am 25.11.2024.