Ohngefähr um die Mitte des siebenze- henden Jahrhunderts, erdichteten die Ju- den abereinst tausend neue Seltenheiten, als Vorboten ihres nahen Monarchen. Und ehe man sichs versahe, so stund Sa- batai Zevi auf, und gab vor, er sey nun endlich das Haupt in Juda, unter wel- chem die zwölf Stämme Jsrael sollten ver- sammlet werden. Seine Glaubensgenos- sen eileten zu ihm aus allen Enden der Er- den. Sie fasteten, sie kasteyeten ihren Leib, verkauften ihre Güter und verliessen Nahrung und Gewerbe. Alles hieng Sa- batai an. Er wählete derowegen fünf und zwanzig kleinere Fürsten, die die Jsrae- liten nach dem heiligen Lande führen, und die Richter dieses nunmehro glückseligen Volks seyn sollten. Doch, er mußte zu- vörderst nach Constantinopel. Auf dieser Reise hatte er das Unglück, in die Hände der Türken zu gerathen. Zwey Monathe waren verflossen, als man ihn von Con- stantinopel nach dem Kastel Abydos brach- te. Hier ward er darum etwas leidlicher gehalten, weil sich die Türken die Erlaub- niß, diesen grossen Propheten zu sehen, von dem häufig zulaufenden Volke gut be-
zahlen
von den falschen Messiis, Seite 66. Jm- gleichen Bayl. Dict. hist. et crit. unter dem Namen Barcochabas.
Ohngefaͤhr um die Mitte des ſiebenze- henden Jahrhunderts, erdichteten die Ju- den abereinſt tauſend neue Seltenheiten, als Vorboten ihres nahen Monarchen. Und ehe man ſichs verſahe, ſo ſtund Sa- batai Zevi auf, und gab vor, er ſey nun endlich das Haupt in Juda, unter wel- chem die zwoͤlf Staͤmme Jſrael ſollten ver- ſammlet werden. Seine Glaubensgenoſ- ſen eileten zu ihm aus allen Enden der Er- den. Sie faſteten, ſie kaſteyeten ihren Leib, verkauften ihre Guͤter und verlieſſen Nahrung und Gewerbe. Alles hieng Sa- batai an. Er waͤhlete derowegen fuͤnf und zwanzig kleinere Fuͤrſten, die die Jſrae- liten nach dem heiligen Lande fuͤhren, und die Richter dieſes nunmehro gluͤckſeligen Volks ſeyn ſollten. Doch, er mußte zu- voͤrderſt nach Conſtantinopel. Auf dieſer Reiſe hatte er das Ungluͤck, in die Haͤnde der Tuͤrken zu gerathen. Zwey Monathe waren verfloſſen, als man ihn von Con- ſtantinopel nach dem Kaſtel Abydos brach- te. Hier ward er darum etwas leidlicher gehalten, weil ſich die Tuͤrken die Erlaub- niß, dieſen groſſen Propheten zu ſehen, von dem haͤufig zulaufenden Volke gut be-
zahlen
von den falſchen Meſſiis, Seite 66. Jm- gleichen Bayl. Dict. hiſt. et crit. unter dem Namen Barcochabas.
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Ohngefaͤhr um die Mitte des ſiebenze-
henden Jahrhunderts, erdichteten die Ju-
den abereinſt tauſend neue Seltenheiten,
als Vorboten ihres nahen Monarchen.
Und ehe man ſichs verſahe, ſo ſtund Sa-
batai Zevi auf, und gab vor, er ſey nun
endlich das Haupt in Juda, unter wel-
chem die zwoͤlf Staͤmme Jſrael ſollten ver-
ſammlet werden. Seine Glaubensgenoſ-
ſen eileten zu ihm aus allen Enden der Er-
den. Sie faſteten, ſie kaſteyeten ihren
Leib, verkauften ihre Guͤter und verlieſſen
Nahrung und Gewerbe. Alles hieng Sa-
batai an. Er waͤhlete derowegen fuͤnf
und zwanzig kleinere Fuͤrſten, die die Jſrae-
liten nach dem heiligen Lande fuͤhren, und
die Richter dieſes nunmehro gluͤckſeligen
Volks ſeyn ſollten. Doch, er mußte zu-
voͤrderſt nach Conſtantinopel. Auf dieſer
Reiſe hatte er das Ungluͤck, in die Haͤnde
der Tuͤrken zu gerathen. Zwey Monathe
waren verfloſſen, als man ihn von Con-
ſtantinopel nach dem Kaſtel Abydos brach-
te. Hier ward er darum etwas leidlicher
gehalten, weil ſich die Tuͤrken die Erlaub-
niß, dieſen groſſen Propheten zu ſehen,
von dem haͤufig zulaufenden Volke gut be-
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*) von den falſchen Meſſiis, Seite 66. Jm-
gleichen Bayl. Dict. hiſt. et crit. unter dem
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/156>, abgerufen am 23.11.2024.
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