zärtliches Gefühl bewirket worden, so ver- breitet sich selbiges nach und nach unter die Bürger und so gar unter die Bauern, und diese werden dadurch vorbereitet, daß die Christliche Lehre desto eher einen Ein- gang bey ihnen gewinnen kann, weil der Druck, unter welchem sie zu stehen pfle- gen, den Stolz der Gelehrten bey ihnen insgemein in keinem so hohen Grade auf- kommen lässet. Es ist daher sehr begreif- lich, wie die Wissenschaften bey den heid- nischen Weisen die Annehmung des Chri- stenthums verhindert, und im Gegentheil bey den Bürgern und andern geringern Leuten befördert. Bey den Höfen auch der besten heidnischen Kaiser konnte das Christenthum die Oberhand nicht wol be- kommen, so lange keine Staatsklugheit dazu kam und sich zu demselben zu beken- nen anrieth. Bey den Höfen wird alles nach der Macht, Ehre und Hoheit abge- messen und beurtheilet, und man bekennet sich daselbst insgemein zu derjenigen Reli- gion, bey welcher man die größten irdi- schen Vortheile zu erhalten hoffet. Wir erfahren noch heutiges Tages, was eine Krone, eine hohe Ehrenstelle und Reich- thümer für einen wichtigen Grund in Be- urtheilung der Religion abgeben. So lange derowegen der größte und mächtigste Theil des Volkes, und der Armeen sich noch zu der heidnischen Religion bekannten,
war
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zaͤrtliches Gefuͤhl bewirket worden, ſo ver- breitet ſich ſelbiges nach und nach unter die Buͤrger und ſo gar unter die Bauern, und dieſe werden dadurch vorbereitet, daß die Chriſtliche Lehre deſto eher einen Ein- gang bey ihnen gewinnen kann, weil der Druck, unter welchem ſie zu ſtehen pfle- gen, den Stolz der Gelehrten bey ihnen insgemein in keinem ſo hohen Grade auf- kommen laͤſſet. Es iſt daher ſehr begreif- lich, wie die Wiſſenſchaften bey den heid- niſchen Weiſen die Annehmung des Chri- ſtenthums verhindert, und im Gegentheil bey den Buͤrgern und andern geringern Leuten befoͤrdert. Bey den Hoͤfen auch der beſten heidniſchen Kaiſer konnte das Chriſtenthum die Oberhand nicht wol be- kommen, ſo lange keine Staatsklugheit dazu kam und ſich zu demſelben zu beken- nen anrieth. Bey den Hoͤfen wird alles nach der Macht, Ehre und Hoheit abge- meſſen und beurtheilet, und man bekennet ſich daſelbſt insgemein zu derjenigen Reli- gion, bey welcher man die groͤßten irdi- ſchen Vortheile zu erhalten hoffet. Wir erfahren noch heutiges Tages, was eine Krone, eine hohe Ehrenſtelle und Reich- thuͤmer fuͤr einen wichtigen Grund in Be- urtheilung der Religion abgeben. So lange derowegen der groͤßte und maͤchtigſte Theil des Volkes, und der Armeen ſich noch zu der heidniſchen Religion bekannten,
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zaͤrtliches Gefuͤhl bewirket worden, ſo ver-
breitet ſich ſelbiges nach und nach unter
die Buͤrger und ſo gar unter die Bauern,
und dieſe werden dadurch vorbereitet, daß
die Chriſtliche Lehre deſto eher einen Ein-
gang bey ihnen gewinnen kann, weil der
Druck, unter welchem ſie zu ſtehen pfle-
gen, den Stolz der Gelehrten bey ihnen
insgemein in keinem ſo hohen Grade auf-
kommen laͤſſet. Es iſt daher ſehr begreif-
lich, wie die Wiſſenſchaften bey den heid-
niſchen Weiſen die Annehmung des Chri-
ſtenthums verhindert, und im Gegentheil
bey den Buͤrgern und andern geringern
Leuten befoͤrdert. Bey den Hoͤfen auch
der beſten heidniſchen Kaiſer konnte das
Chriſtenthum die Oberhand nicht wol be-
kommen, ſo lange keine Staatsklugheit
dazu kam und ſich zu demſelben zu beken-
nen anrieth. Bey den Hoͤfen wird alles
nach der Macht, Ehre und Hoheit abge-
meſſen und beurtheilet, und man bekennet
ſich daſelbſt insgemein zu derjenigen Reli-
gion, bey welcher man die groͤßten irdi-
ſchen Vortheile zu erhalten hoffet. Wir
erfahren noch heutiges Tages, was eine
Krone, eine hohe Ehrenſtelle und Reich-
thuͤmer fuͤr einen wichtigen Grund in Be-
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Theil des Volkes, und der Armeen ſich
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/119>, abgerufen am 22.11.2024.
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