Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

Stillstand erhalten und ihre Grenzen nicht
mehr erweitern.

§. 37.
Warum
ein grosser
Theil des
Mosaischen
Gesetzes ab-
geschaffet.

Bey dieser grössern Erleuchtung der
Welt aber hörete der Nutzen aller derje-
nigen göttlichen Anstalten auf; welche nö-
thig gewesen erst ein einiges Volk von dem
Götzendienste abzuziehen und sie in der Er-
känntniß des einigen Gottes und einer
wahren Gottseligkeit zu befestigen. Da
selbst ganze Schaaren von Heiden ihren
Götzen entsagten, und ihre Knie vor dem
einigen Gott Himmels und der Erden beu-
geten und Jesum als ihren Heiland anbe-
theten, so war der Zaun nicht mehr nöthig,
der die ehmaligen Verehrer des einigen
Gottes bey ihrem sehr wankenden Glau-
ben fast von allem Umgange mit den Götzen-
dienern scheiden mußte. Es war kein so
scharfer Zuchtmeister mehr nöthig, der je-
nes unwissende Volk auf den Glauben
weisen mußte, da die Jahre der Kindheit
und des Unverstandes vergangen. Es
war nicht mehr nöthig die Menschen durch
Sündopfer von Thieren auf die Erkännt-
niß und Verabscheuung ihrer Sünden
und zur wahren Busse zu führen, da das
rechte und grosse Versöhnopfer des Hei-
landes eine weit kräftigere Anleitung gab,
die Abscheulichkeit und die schrecklichen Fol-
gen der Sünde zu erkennen. Es war

jenes

Stillſtand erhalten und ihre Grenzen nicht
mehr erweitern.

§. 37.
Warum
ein groſſer
Theil des
Moſaiſchen
Geſetzes ab-
geſchaffet.

Bey dieſer groͤſſern Erleuchtung der
Welt aber hoͤrete der Nutzen aller derje-
nigen goͤttlichen Anſtalten auf; welche noͤ-
thig geweſen erſt ein einiges Volk von dem
Goͤtzendienſte abzuziehen und ſie in der Er-
kaͤnntniß des einigen Gottes und einer
wahren Gottſeligkeit zu befeſtigen. Da
ſelbſt ganze Schaaren von Heiden ihren
Goͤtzen entſagten, und ihre Knie vor dem
einigen Gott Himmels und der Erden beu-
geten und Jeſum als ihren Heiland anbe-
theten, ſo war der Zaun nicht mehr noͤthig,
der die ehmaligen Verehrer des einigen
Gottes bey ihrem ſehr wankenden Glau-
ben faſt von allem Umgange mit den Goͤtzen-
dienern ſcheiden mußte. Es war kein ſo
ſcharfer Zuchtmeiſter mehr noͤthig, der je-
nes unwiſſende Volk auf den Glauben
weiſen mußte, da die Jahre der Kindheit
und des Unverſtandes vergangen. Es
war nicht mehr noͤthig die Menſchen durch
Suͤndopfer von Thieren auf die Erkaͤnnt-
niß und Verabſcheuung ihrer Suͤnden
und zur wahren Buſſe zu fuͤhren, da das
rechte und groſſe Verſoͤhnopfer des Hei-
landes eine weit kraͤftigere Anleitung gab,
die Abſcheulichkeit und die ſchrecklichen Fol-
gen der Suͤnde zu erkennen. Es war

jenes
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0112" n="92"/>
Still&#x017F;tand erhalten und ihre Grenzen nicht<lb/>
mehr erweitern.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 37.</head><lb/>
          <note place="left">Warum<lb/>
ein gro&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Theil des<lb/>
Mo&#x017F;ai&#x017F;chen<lb/>
Ge&#x017F;etzes ab-<lb/>
ge&#x017F;chaffet.</note>
          <p>Bey die&#x017F;er gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Erleuchtung der<lb/>
Welt aber ho&#x0364;rete der Nutzen aller derje-<lb/>
nigen go&#x0364;ttlichen An&#x017F;talten auf; welche no&#x0364;-<lb/>
thig gewe&#x017F;en er&#x017F;t ein einiges Volk von dem<lb/>
Go&#x0364;tzendien&#x017F;te abzuziehen und &#x017F;ie in der Er-<lb/>
ka&#x0364;nntniß des einigen Gottes und einer<lb/>
wahren Gott&#x017F;eligkeit zu befe&#x017F;tigen. Da<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t ganze Schaaren von Heiden ihren<lb/>
Go&#x0364;tzen ent&#x017F;agten, und ihre Knie vor dem<lb/>
einigen Gott Himmels und der Erden beu-<lb/>
geten und Je&#x017F;um als ihren Heiland anbe-<lb/>
theten, &#x017F;o war der Zaun nicht mehr no&#x0364;thig,<lb/>
der die ehmaligen Verehrer des einigen<lb/>
Gottes bey ihrem &#x017F;ehr wankenden Glau-<lb/>
ben fa&#x017F;t von allem Umgange mit den Go&#x0364;tzen-<lb/>
dienern &#x017F;cheiden mußte. Es war kein &#x017F;o<lb/>
&#x017F;charfer Zuchtmei&#x017F;ter mehr no&#x0364;thig, der je-<lb/>
nes unwi&#x017F;&#x017F;ende Volk auf den Glauben<lb/>
wei&#x017F;en mußte, da die Jahre der Kindheit<lb/>
und des Unver&#x017F;tandes vergangen. Es<lb/>
war nicht mehr no&#x0364;thig die Men&#x017F;chen durch<lb/>
Su&#x0364;ndopfer von Thieren auf die Erka&#x0364;nnt-<lb/>
niß und Verab&#x017F;cheuung ihrer Su&#x0364;nden<lb/>
und zur wahren Bu&#x017F;&#x017F;e zu fu&#x0364;hren, da das<lb/>
rechte und gro&#x017F;&#x017F;e Ver&#x017F;o&#x0364;hnopfer des Hei-<lb/>
landes eine weit kra&#x0364;ftigere Anleitung gab,<lb/>
die Ab&#x017F;cheulichkeit und die &#x017F;chrecklichen Fol-<lb/>
gen der Su&#x0364;nde zu erkennen. Es war<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">jenes</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[92/0112] Stillſtand erhalten und ihre Grenzen nicht mehr erweitern. §. 37. Bey dieſer groͤſſern Erleuchtung der Welt aber hoͤrete der Nutzen aller derje- nigen goͤttlichen Anſtalten auf; welche noͤ- thig geweſen erſt ein einiges Volk von dem Goͤtzendienſte abzuziehen und ſie in der Er- kaͤnntniß des einigen Gottes und einer wahren Gottſeligkeit zu befeſtigen. Da ſelbſt ganze Schaaren von Heiden ihren Goͤtzen entſagten, und ihre Knie vor dem einigen Gott Himmels und der Erden beu- geten und Jeſum als ihren Heiland anbe- theten, ſo war der Zaun nicht mehr noͤthig, der die ehmaligen Verehrer des einigen Gottes bey ihrem ſehr wankenden Glau- ben faſt von allem Umgange mit den Goͤtzen- dienern ſcheiden mußte. Es war kein ſo ſcharfer Zuchtmeiſter mehr noͤthig, der je- nes unwiſſende Volk auf den Glauben weiſen mußte, da die Jahre der Kindheit und des Unverſtandes vergangen. Es war nicht mehr noͤthig die Menſchen durch Suͤndopfer von Thieren auf die Erkaͤnnt- niß und Verabſcheuung ihrer Suͤnden und zur wahren Buſſe zu fuͤhren, da das rechte und groſſe Verſoͤhnopfer des Hei- landes eine weit kraͤftigere Anleitung gab, die Abſcheulichkeit und die ſchrecklichen Fol- gen der Suͤnde zu erkennen. Es war jenes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/112
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/112>, abgerufen am 26.11.2024.