vorzuhalten, wie sie sich nur um den Bau ihres Landes, nicht aber um die Gnade dessen, der das Gedeyen darzu geben müßte, bekümmerten. Sie pflügeten und säeten: Gott aber könnte es fügen, daß eine feindliche Sense ihre Felder abmähete: ob es daher nicht heilsam sey, zuerst nach dem Reiche Gottes zu trachten, damit man dessen Gnade, Segen und Schutz hoffen könnte. Diese Vorstellung bewegte die mehresten ihre Arbeit so einzurichten, daß sie auch die noch übrigen Fastenpredig- ten besuchen konnten. Jenes Volk aber hieng noch ganz und gar an dem Sicht- bahren, und ein irdisches Glück war ih- nen fast das einzige Zeichen der Macht und Zuneigung einer Gottheit. Gott ver- band also diejenigen Bewegungsgründe mit seinen Gesetzen, welche sich für die da- mahligen Zeiten am besten schickten.
§. 33.
Warum Gott die Cananiter durch die Jsraeliten ausrotten lassen.
Aus den Umständen der damahligen Zeiten lässet sich auch ein anderer Vorwurf aufheben, welcher wider einen gewissen Befehl Gottes pfleget gemacht zu werden. Denen Jsraeliten wurde von Gott aufge- geben, das Land Canaan einzunehmen und die Völker desselben zu vertilgen. Man erschrickt und erstaunet über diesen Befehl und spricht: Kann der Gerechteste und Liebreichste eine so harte Sache belie-
ben
vorzuhalten, wie ſie ſich nur um den Bau ihres Landes, nicht aber um die Gnade deſſen, der das Gedeyen darzu geben muͤßte, bekuͤmmerten. Sie pfluͤgeten und ſaͤeten: Gott aber koͤnnte es fuͤgen, daß eine feindliche Senſe ihre Felder abmaͤhete: ob es daher nicht heilſam ſey, zuerſt nach dem Reiche Gottes zu trachten, damit man deſſen Gnade, Segen und Schutz hoffen koͤnnte. Dieſe Vorſtellung bewegte die mehreſten ihre Arbeit ſo einzurichten, daß ſie auch die noch uͤbrigen Faſtenpredig- ten beſuchen konnten. Jenes Volk aber hieng noch ganz und gar an dem Sicht- bahren, und ein irdiſches Gluͤck war ih- nen faſt das einzige Zeichen der Macht und Zuneigung einer Gottheit. Gott ver- band alſo diejenigen Bewegungsgruͤnde mit ſeinen Geſetzen, welche ſich fuͤr die da- mahligen Zeiten am beſten ſchickten.
§. 33.
Warum Gott die Cananiter durch die Jſraeliten ausrotten laſſen.
Aus den Umſtaͤnden der damahligen Zeiten laͤſſet ſich auch ein anderer Vorwurf aufheben, welcher wider einen gewiſſen Befehl Gottes pfleget gemacht zu werden. Denen Jſraeliten wurde von Gott aufge- geben, das Land Canaan einzunehmen und die Voͤlker deſſelben zu vertilgen. Man erſchrickt und erſtaunet uͤber dieſen Befehl und ſpricht: Kann der Gerechteſte und Liebreichſte eine ſo harte Sache belie-
ben
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[82/0102]
vorzuhalten, wie ſie ſich nur um den Bau
ihres Landes, nicht aber um die Gnade
deſſen, der das Gedeyen darzu geben
muͤßte, bekuͤmmerten. Sie pfluͤgeten und
ſaͤeten: Gott aber koͤnnte es fuͤgen, daß
eine feindliche Senſe ihre Felder abmaͤhete:
ob es daher nicht heilſam ſey, zuerſt nach
dem Reiche Gottes zu trachten, damit
man deſſen Gnade, Segen und Schutz
hoffen koͤnnte. Dieſe Vorſtellung bewegte
die mehreſten ihre Arbeit ſo einzurichten,
daß ſie auch die noch uͤbrigen Faſtenpredig-
ten beſuchen konnten. Jenes Volk aber
hieng noch ganz und gar an dem Sicht-
bahren, und ein irdiſches Gluͤck war ih-
nen faſt das einzige Zeichen der Macht
und Zuneigung einer Gottheit. Gott ver-
band alſo diejenigen Bewegungsgruͤnde
mit ſeinen Geſetzen, welche ſich fuͤr die da-
mahligen Zeiten am beſten ſchickten.
§. 33.
Aus den Umſtaͤnden der damahligen
Zeiten laͤſſet ſich auch ein anderer Vorwurf
aufheben, welcher wider einen gewiſſen
Befehl Gottes pfleget gemacht zu werden.
Denen Jſraeliten wurde von Gott aufge-
geben, das Land Canaan einzunehmen
und die Voͤlker deſſelben zu vertilgen.
Man erſchrickt und erſtaunet uͤber dieſen
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/102>, abgerufen am 25.11.2024.
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