Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.sere erste Frage ist derowegen diese: Er kennen wir es denn auch wohl für ein grosse und besondere Wohlthat GOttes daß er uns nicht im Heidenthum, sonder daselbst lassen gebohren werden, wo ma[n] uns mit aller Sorgfalt zum Christenthu[m] führet? Haben wir je dem Höchsten hie[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt] für, als für eine der grösten Wohlthate[r] gedancket? Jst solches nicht geschehen, s[o] lasset uns unsere Unerkänntlichkeit dadurch bedecken, daß wir selbige dem Allwissende[n] bekennen, und von nun an anfangen auch für diese Wohlthat den Namen des HErrn zu rühmen. Zweytens frage ich: ob wir auch ins gier
ſere erſte Frage iſt derowegen dieſe: Er kennen wir es denn auch wohl fuͤr ein groſſe und beſondere Wohlthat GOttes daß er uns nicht im Heidenthum, ſonder daſelbſt laſſen gebohren werden, wo ma[n] uns mit aller Sorgfalt zum Chriſtenthu[m] fuͤhret? Haben wir je dem Hoͤchſten hie[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt] fuͤr, als fuͤr eine der groͤſten Wohlthate[r] gedancket? Jſt ſolches nicht geſchehen, ſ[o] laſſet uns unſere Unerkaͤnntlichkeit dadurch bedecken, daß wir ſelbige dem Allwiſſende[n] bekennen, und von nun an anfangen auch fuͤr dieſe Wohlthat den Namen des HErrn zu ruͤhmen. Zweytens frage ich: ob wir auch ins gier
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ſere erſte Frage iſt derowegen dieſe: Er
kennen wir es denn auch wohl fuͤr ein
groſſe und beſondere Wohlthat GOttes
daß er uns nicht im Heidenthum, ſonder
daſelbſt laſſen gebohren werden, wo man
uns mit aller Sorgfalt zum Chriſtenthum
fuͤhret? Haben wir je dem Hoͤchſten hie_
fuͤr, als fuͤr eine der groͤſten Wohlthater
gedancket? Jſt ſolches nicht geſchehen, ſo
laſſet uns unſere Unerkaͤnntlichkeit dadurch
bedecken, daß wir ſelbige dem Allwiſſenden
bekennen, und von nun an anfangen auch
fuͤr dieſe Wohlthat den Namen des HErrn
zu ruͤhmen.
Zweytens frage ich: ob wir auch ins
geſamt eine ernſtliche und eifrige Begierde
haben, der Vorzuͤge des Chriſtenthumſ
theilhaftig zu werden. Jch weiß, das Hertz
eines jeden ſaget: ja. Jſt aber dieſes un-
ſer Ernſt, ſo iſt noͤthig, daß wir unſere erſte
und vornehmſte Sorge dahin richten, daß
wir rechtſchaffene Chriſten ſeyn. Es iſt noͤ-
thig, daß wir allen Eyfer, allen Fleiß und
Muͤhe anwenden JEſu aͤhnlich zu werden
Wer ſeinen Geiſt nicht hat, der iſt nicht
ſein. Es iſt noͤthig, daß wir unſer Fleiſch
creutzigen ſamt den Luͤſten und Be-
gier
Roͤm. 8.
Gal. 5, 24.
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