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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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gatten. Reicht uns den letzten Kuß, treue
Brüder und Schwestern. Eilt hinweg
ihr aufrichtigen Seelen. Lasset uns al-
lein zurück. Euer Abschied schlägt uns
zwar nieder. Er rührt alle Glieder. Er
dringet durch Marck und Bein. Wir
werden betäubt und müde, und das Le-
ben wird uns fürchterlich, das wir ohne euch
noch sollen zubringen. Die Betrübniß
ziehet die matten Augen zur Erden: sie
finden aber daselbst alles öde. Allein JE-
sus ruft: Selig sind die Todten, so inOff. Joh.
14, 13.

dem HErrn sterben! Wir ermuntern
uns. Wir schlagen die trüben Augen gen
Himmel. Wir sehen euch nach in jene
hellen Gegenden, und die Hoffnung euch
bald zu folgen, stellt unser Gemüth wieder
in Zufriedenheit. Wir setzen unsere Füsse
fort, um den Weg auch zu vollenden, wel-
chen uns die Vorsehung bestimmet hat.
Eile derowegen auch auf uns zu, du fürch-
terliches Schicksal. Komm, wirf auch
uns nieder. Verzehre unsere Säfte. Lege
die verschrumpfte Haut auf die dürren
Knochen. Zerbrich die Hütte, so wir be-
wohnen. Entkleide die Gebeine, und mach
uns zu Moder. Wir erschrecken zwar,

wenn
Jacobi Betr. 2. Band. E e



gatten. Reicht uns den letzten Kuß, treue
Bruͤder und Schweſtern. Eilt hinweg
ihr aufrichtigen Seelen. Laſſet uns al-
lein zuruͤck. Euer Abſchied ſchlaͤgt uns
zwar nieder. Er ruͤhrt alle Glieder. Er
dringet durch Marck und Bein. Wir
werden betaͤubt und muͤde, und das Le-
ben wird uns fuͤrchterlich, das wir ohne euch
noch ſollen zubringen. Die Betruͤbniß
ziehet die matten Augen zur Erden: ſie
finden aber daſelbſt alles oͤde. Allein JE-
ſus ruft: Selig ſind die Todten, ſo inOff. Joh.
14, 13.

dem HErrn ſterben! Wir ermuntern
uns. Wir ſchlagen die truͤben Augen gen
Himmel. Wir ſehen euch nach in jene
hellen Gegenden, und die Hoffnung euch
bald zu folgen, ſtellt unſer Gemuͤth wieder
in Zufriedenheit. Wir ſetzen unſere Fuͤſſe
fort, um den Weg auch zu vollenden, wel-
chen uns die Vorſehung beſtimmet hat.
Eile derowegen auch auf uns zu, du fuͤrch-
terliches Schickſal. Komm, wirf auch
uns nieder. Verzehre unſere Saͤfte. Lege
die verſchrumpfte Haut auf die duͤrren
Knochen. Zerbrich die Huͤtte, ſo wir be-
wohnen. Entkleide die Gebeine, und mach
uns zu Moder. Wir erſchrecken zwar,

wenn
Jacobi Betr. 2. Band. E e
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[433/0451] gatten. Reicht uns den letzten Kuß, treue Bruͤder und Schweſtern. Eilt hinweg ihr aufrichtigen Seelen. Laſſet uns al- lein zuruͤck. Euer Abſchied ſchlaͤgt uns zwar nieder. Er ruͤhrt alle Glieder. Er dringet durch Marck und Bein. Wir werden betaͤubt und muͤde, und das Le- ben wird uns fuͤrchterlich, das wir ohne euch noch ſollen zubringen. Die Betruͤbniß ziehet die matten Augen zur Erden: ſie finden aber daſelbſt alles oͤde. Allein JE- ſus ruft: Selig ſind die Todten, ſo in dem HErrn ſterben! Wir ermuntern uns. Wir ſchlagen die truͤben Augen gen Himmel. Wir ſehen euch nach in jene hellen Gegenden, und die Hoffnung euch bald zu folgen, ſtellt unſer Gemuͤth wieder in Zufriedenheit. Wir ſetzen unſere Fuͤſſe fort, um den Weg auch zu vollenden, wel- chen uns die Vorſehung beſtimmet hat. Eile derowegen auch auf uns zu, du fuͤrch- terliches Schickſal. Komm, wirf auch uns nieder. Verzehre unſere Saͤfte. Lege die verſchrumpfte Haut auf die duͤrren Knochen. Zerbrich die Huͤtte, ſo wir be- wohnen. Entkleide die Gebeine, und mach uns zu Moder. Wir erſchrecken zwar, wenn Off. Joh. 14, 13. Jacobi Betr. 2. Band. E e

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/451>, abgerufen am 23.11.2024.