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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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und alles, was ein Mann hat, lässet er für
sein Leben. Nichts ist derowegen auch
empfindlicher als die Furcht wieder zu ver-
gehen, und hergegen nichts angenehmer
als die Gewißheit ewig zu seyn. Diese
übertrifft alles Vergnügen, welches Geld
und Ehre giebet. Ja ohne diese Hoff-
nung werden uns alle zeitliche Schätze zu-
letzt das empfindlichste Mißvergnügen er-
wecken. Denn je mehr jemand, der
ohne Hoffnung einer seligen Ewigkeit ist,
hat, desto mehr Schmertz und Kummer
wird ihm ein kurtzer Besitz desselben ver-
ursachen. Was würde mancher nicht
einem Artzte geben, der ihm die Gewiß-
heit in einer höchst gefährlichen und tödt-
lichen Kranckheit verschaffte, er würde
nicht sterben, sondern noch viele Jahre
leben. Sollte nicht mancher König für
die Erlaubniß, nur noch zehn Jahr zu le-
ben, seine Crone einem andern überlassen?
Erkennet, was für ein Guth die gewisse
Hoffnung einer seligen Ewigkeit sey. Eine
so selige Hoffnung aber setzet das Chri-
stenthum in seinen wahren Verehrern auf
eine unbewegliche Art feste. JEsus ver-

spricht



und alles, was ein Mann hat, laͤſſet er fuͤr
ſein Leben. Nichts iſt derowegen auch
empfindlicher als die Furcht wieder zu ver-
gehen, und hergegen nichts angenehmer
als die Gewißheit ewig zu ſeyn. Dieſe
uͤbertrifft alles Vergnuͤgen, welches Geld
und Ehre giebet. Ja ohne dieſe Hoff-
nung werden uns alle zeitliche Schaͤtze zu-
letzt das empfindlichſte Mißvergnuͤgen er-
wecken. Denn je mehr jemand, der
ohne Hoffnung einer ſeligen Ewigkeit iſt,
hat, deſto mehr Schmertz und Kummer
wird ihm ein kurtzer Beſitz deſſelben ver-
urſachen. Was wuͤrde mancher nicht
einem Artzte geben, der ihm die Gewiß-
heit in einer hoͤchſt gefaͤhrlichen und toͤdt-
lichen Kranckheit verſchaffte, er wuͤrde
nicht ſterben, ſondern noch viele Jahre
leben. Sollte nicht mancher Koͤnig fuͤr
die Erlaubniß, nur noch zehn Jahr zu le-
ben, ſeine Crone einem andern uͤberlaſſen?
Erkennet, was fuͤr ein Guth die gewiſſe
Hoffnung einer ſeligen Ewigkeit ſey. Eine
ſo ſelige Hoffnung aber ſetzet das Chri-
ſtenthum in ſeinen wahren Verehrern auf
eine unbewegliche Art feſte. JEſus ver-

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[428/0446] und alles, was ein Mann hat, laͤſſet er fuͤr ſein Leben. Nichts iſt derowegen auch empfindlicher als die Furcht wieder zu ver- gehen, und hergegen nichts angenehmer als die Gewißheit ewig zu ſeyn. Dieſe uͤbertrifft alles Vergnuͤgen, welches Geld und Ehre giebet. Ja ohne dieſe Hoff- nung werden uns alle zeitliche Schaͤtze zu- letzt das empfindlichſte Mißvergnuͤgen er- wecken. Denn je mehr jemand, der ohne Hoffnung einer ſeligen Ewigkeit iſt, hat, deſto mehr Schmertz und Kummer wird ihm ein kurtzer Beſitz deſſelben ver- urſachen. Was wuͤrde mancher nicht einem Artzte geben, der ihm die Gewiß- heit in einer hoͤchſt gefaͤhrlichen und toͤdt- lichen Kranckheit verſchaffte, er wuͤrde nicht ſterben, ſondern noch viele Jahre leben. Sollte nicht mancher Koͤnig fuͤr die Erlaubniß, nur noch zehn Jahr zu le- ben, ſeine Crone einem andern uͤberlaſſen? Erkennet, was fuͤr ein Guth die gewiſſe Hoffnung einer ſeligen Ewigkeit ſey. Eine ſo ſelige Hoffnung aber ſetzet das Chri- ſtenthum in ſeinen wahren Verehrern auf eine unbewegliche Art feſte. JEſus ver- ſpricht

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/446>, abgerufen am 23.11.2024.