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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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oder Sätze, die vom Möglichen und Un-
möglichen reden, oder auch die Erkenntniß
des innern Wesens einzelner Dinge und
des grossen Zusammenhanges der Welt
und der Verbindung vieler tausend Dinge,
wie auch die Vergleichung anderer mög-
lichen Reihen der Dinge zum Voraus
setzen; wenn ferner der Beweiß kurtz, zu
verschiedenen Zeiten von verschiedenen
scharfsinnigen Leuten übersehen und nichts
dagegen aufgebracht, so nicht leicht zu he-
ben wäre, wenn dieses alles sich so verhält,
so bin ich von der Richtigkeit solcher Be-
weise so gewiß, als von der Richtigkeit der
Addition sehr weniger Zahlen, die von vie-
len nachgesehen worden, und bey welcher
niemand einen Fehler entdecken können.
Bey Beweisen die weitläuftig, sich auf Er-
klärungen gründen, die von vielen einzel-
nen Dingen zusammen gesucht werden
müssen, die ferner solche Sätze in sich enthal-
ten, die sich auf das Mögliche und Unmög-
liche auf das innere Wesen der Dinge, auf
den grossen Zusammenhang der Welt und
auf andere mögliche Reihen der Dinge be-
ziehen, muß man nicht zu sicher seyn, son-
dern sich immer bereit halten, bessern Un-

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oder Saͤtze, die vom Moͤglichen und Un-
moͤglichen reden, oder auch die Erkenntniß
des innern Weſens einzelner Dinge und
des groſſen Zuſammenhanges der Welt
und der Verbindung vieler tauſend Dinge,
wie auch die Vergleichung anderer moͤg-
lichen Reihen der Dinge zum Voraus
ſetzen; wenn ferner der Beweiß kurtz, zu
verſchiedenen Zeiten von verſchiedenen
ſcharfſinnigen Leuten uͤberſehen und nichts
dagegen aufgebracht, ſo nicht leicht zu he-
ben waͤre, wenn dieſes alles ſich ſo verhaͤlt,
ſo bin ich von der Richtigkeit ſolcher Be-
weiſe ſo gewiß, als von der Richtigkeit der
Addition ſehr weniger Zahlen, die von vie-
len nachgeſehen worden, und bey welcher
niemand einen Fehler entdecken koͤnnen.
Bey Beweiſen die weitlaͤuftig, ſich auf Er-
klaͤrungen gruͤnden, die von vielen einzel-
nen Dingen zuſammen geſucht werden
muͤſſen, die ferner ſolche Saͤtze in ſich enthal-
ten, die ſich auf das Moͤgliche und Unmoͤg-
liche auf das innere Weſen der Dinge, auf
den groſſen Zuſammenhang der Welt und
auf andere moͤgliche Reihen der Dinge be-
ziehen, muß man nicht zu ſicher ſeyn, ſon-
dern ſich immer bereit halten, beſſern Un-

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[25/0043] oder Saͤtze, die vom Moͤglichen und Un- moͤglichen reden, oder auch die Erkenntniß des innern Weſens einzelner Dinge und des groſſen Zuſammenhanges der Welt und der Verbindung vieler tauſend Dinge, wie auch die Vergleichung anderer moͤg- lichen Reihen der Dinge zum Voraus ſetzen; wenn ferner der Beweiß kurtz, zu verſchiedenen Zeiten von verſchiedenen ſcharfſinnigen Leuten uͤberſehen und nichts dagegen aufgebracht, ſo nicht leicht zu he- ben waͤre, wenn dieſes alles ſich ſo verhaͤlt, ſo bin ich von der Richtigkeit ſolcher Be- weiſe ſo gewiß, als von der Richtigkeit der Addition ſehr weniger Zahlen, die von vie- len nachgeſehen worden, und bey welcher niemand einen Fehler entdecken koͤnnen. Bey Beweiſen die weitlaͤuftig, ſich auf Er- klaͤrungen gruͤnden, die von vielen einzel- nen Dingen zuſammen geſucht werden muͤſſen, die ferner ſolche Saͤtze in ſich enthal- ten, die ſich auf das Moͤgliche und Unmoͤg- liche auf das innere Weſen der Dinge, auf den groſſen Zuſammenhang der Welt und auf andere moͤgliche Reihen der Dinge be- ziehen, muß man nicht zu ſicher ſeyn, ſon- dern ſich immer bereit halten, beſſern Un- ter- B 5

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/43>, abgerufen am 28.03.2024.