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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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Die gefallenen Menschen aber müssen ne-
ben der Gnade die trifftigsten Bewegungs-
Gründe erblicken, die sie zur Umkehr und
einer seligen Anwendung der Gnade zu ih-
rer Besserung bewegen. Denn so lange
sie in ihren Sünden bleiben, kan auch die
Allmacht sie nicht glücklich machen. Eine
solche weise Begnadigung zu stiften, giebt
der Vater seinen eingebohrnen Sohn.
Dieser vereiniget sich mit einer mensch-
lichen Natur. Er tritt in der Sünder-
Stelle. Er leidet, er stirbet, und er-
duldet die Strafe, welche die ewige
Gerechtigkeit von uns forderte. Hie-
durch wird auf das allernachdrücklichste
bewiesen, daß GOtt zwar die Liebe selbst,
aber auch heilig und gerecht, und daß Sün-
de und Unordnungen mit seinem Wesen
und mit der Verfassung seines Reichs gantz
und gar nicht übereinstimmen. Hiedurch
erscheinet die Güte GOttes als eine solche
Röm. 2, 4.Güte, die zur Busse leitet. Nun un-
terweiset uns die Gnade GOttes, daß
wir sollen verleugnen das ungöttliche
Wesen, die weltlichen Lüste und züch-

Tit. 2, 12.tig gerecht und gottselig leben in dieser
Welt.
Ein jeder, der Ueberlegung

braucht,



Die gefallenen Menſchen aber muͤſſen ne-
ben der Gnade die trifftigſten Bewegungs-
Gruͤnde erblicken, die ſie zur Umkehr und
einer ſeligen Anwendung der Gnade zu ih-
rer Beſſerung bewegen. Denn ſo lange
ſie in ihren Suͤnden bleiben, kan auch die
Allmacht ſie nicht gluͤcklich machen. Eine
ſolche weiſe Begnadigung zu ſtiften, giebt
der Vater ſeinen eingebohrnen Sohn.
Dieſer vereiniget ſich mit einer menſch-
lichen Natur. Er tritt in der Suͤnder-
Stelle. Er leidet, er ſtirbet, und er-
duldet die Strafe, welche die ewige
Gerechtigkeit von uns forderte. Hie-
durch wird auf das allernachdruͤcklichſte
bewieſen, daß GOtt zwar die Liebe ſelbſt,
aber auch heilig und gerecht, und daß Suͤn-
de und Unordnungen mit ſeinem Weſen
und mit der Verfaſſung ſeines Reichs gantz
und gar nicht uͤbereinſtimmen. Hiedurch
erſcheinet die Guͤte GOttes als eine ſolche
Roͤm. 2, 4.Guͤte, die zur Buſſe leitet. Nun un-
terweiſet uns die Gnade GOttes, daß
wir ſollen verleugnen das ungoͤttliche
Weſen, die weltlichen Luͤſte und zuͤch-

Tit. 2, 12.tig gerecht und gottſelig leben in dieſer
Welt.
Ein jeder, der Ueberlegung

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[358/0376] Die gefallenen Menſchen aber muͤſſen ne- ben der Gnade die trifftigſten Bewegungs- Gruͤnde erblicken, die ſie zur Umkehr und einer ſeligen Anwendung der Gnade zu ih- rer Beſſerung bewegen. Denn ſo lange ſie in ihren Suͤnden bleiben, kan auch die Allmacht ſie nicht gluͤcklich machen. Eine ſolche weiſe Begnadigung zu ſtiften, giebt der Vater ſeinen eingebohrnen Sohn. Dieſer vereiniget ſich mit einer menſch- lichen Natur. Er tritt in der Suͤnder- Stelle. Er leidet, er ſtirbet, und er- duldet die Strafe, welche die ewige Gerechtigkeit von uns forderte. Hie- durch wird auf das allernachdruͤcklichſte bewieſen, daß GOtt zwar die Liebe ſelbſt, aber auch heilig und gerecht, und daß Suͤn- de und Unordnungen mit ſeinem Weſen und mit der Verfaſſung ſeines Reichs gantz und gar nicht uͤbereinſtimmen. Hiedurch erſcheinet die Guͤte GOttes als eine ſolche Guͤte, die zur Buſſe leitet. Nun un- terweiſet uns die Gnade GOttes, daß wir ſollen verleugnen das ungoͤttliche Weſen, die weltlichen Luͤſte und zuͤch- tig gerecht und gottſelig leben in dieſer Welt. Ein jeder, der Ueberlegung braucht, Roͤm. 2, 4. Tit. 2, 12.

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/376>, abgerufen am 25.11.2024.