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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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kleinen und grossen unzählbar, und ein jeder,
der Ueberlegung brauchet, kan sie ohne Mü-
he bemercken, und wie überzeugend ist nicht
der Schluß von diesen so gar vielen Proben,
auf einen Verstand, der alle Dinge auf das
genaueste kennet? Wird hieraus nicht
höchst wahrscheinlich, daß auch alles übrige
in der Welt werde weislich eingerichtet
seyn? Nun aber überlege man, ob derje-
nige so leicht mit seinem Beweise kan fertig
werden, der sich unterstehet zu behaupten,
es seyn vergebliche Dinge, unvollkommene
Geburthen eines eingeschränckten göttli-
chen Verstandes in der Welt. Hat ein
solcher einen eben so leichten Weg vor sich
wahrscheinlich zu machen, daß etwas in der
gantzen Welt gar keinen Nutzen habe,
oder das Ziel nicht erreiche, wozu es ein All-
wissender würde hervor gebracht haben?
Will jemand hiervon urtheilen, muß der-
selbe nicht den gantzen Zusammenhang der
Welt und die Würckungen eines jeden
Dinges ziemlich genau kennen? Kan er
ohne diese Erkänntniß sagen, daß etwas gar
keinen Nutzen habe? Muß ferner derjenige
die möglichen Absichten eines Allwissenden
nicht ziemlich genau übersehen, der sich un-

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kleinen und groſſen unzaͤhlbar, und ein jeder,
der Ueberlegung brauchet, kan ſie ohne Muͤ-
he bemercken, und wie uͤberzeugend iſt nicht
der Schluß von dieſen ſo gar vielen Proben,
auf einen Verſtand, der alle Dinge auf das
genaueſte kennet? Wird hieraus nicht
hoͤchſt wahrſcheinlich, daß auch alles uͤbrige
in der Welt werde weislich eingerichtet
ſeyn? Nun aber uͤberlege man, ob derje-
nige ſo leicht mit ſeinem Beweiſe kan fertig
werden, der ſich unterſtehet zu behaupten,
es ſeyn vergebliche Dinge, unvollkommene
Geburthen eines eingeſchraͤnckten goͤttli-
chen Verſtandes in der Welt. Hat ein
ſolcher einen eben ſo leichten Weg vor ſich
wahrſcheinlich zu machen, daß etwas in der
gantzen Welt gar keinen Nutzen habe,
oder das Ziel nicht erreiche, wozu es ein All-
wiſſender wuͤrde hervor gebracht haben?
Will jemand hiervon urtheilen, muß der-
ſelbe nicht den gantzen Zuſammenhang der
Welt und die Wuͤrckungen eines jeden
Dinges ziemlich genau kennen? Kan er
ohne dieſe Erkaͤnntniß ſagen, daß etwas gar
keinen Nutzen habe? Muß ferner derjenige
die moͤglichen Abſichten eines Allwiſſenden
nicht ziemlich genau uͤberſehen, der ſich un-

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[327/0345] kleinen und groſſen unzaͤhlbar, und ein jeder, der Ueberlegung brauchet, kan ſie ohne Muͤ- he bemercken, und wie uͤberzeugend iſt nicht der Schluß von dieſen ſo gar vielen Proben, auf einen Verſtand, der alle Dinge auf das genaueſte kennet? Wird hieraus nicht hoͤchſt wahrſcheinlich, daß auch alles uͤbrige in der Welt werde weislich eingerichtet ſeyn? Nun aber uͤberlege man, ob derje- nige ſo leicht mit ſeinem Beweiſe kan fertig werden, der ſich unterſtehet zu behaupten, es ſeyn vergebliche Dinge, unvollkommene Geburthen eines eingeſchraͤnckten goͤttli- chen Verſtandes in der Welt. Hat ein ſolcher einen eben ſo leichten Weg vor ſich wahrſcheinlich zu machen, daß etwas in der gantzen Welt gar keinen Nutzen habe, oder das Ziel nicht erreiche, wozu es ein All- wiſſender wuͤrde hervor gebracht haben? Will jemand hiervon urtheilen, muß der- ſelbe nicht den gantzen Zuſammenhang der Welt und die Wuͤrckungen eines jeden Dinges ziemlich genau kennen? Kan er ohne dieſe Erkaͤnntniß ſagen, daß etwas gar keinen Nutzen habe? Muß ferner derjenige die moͤglichen Abſichten eines Allwiſſenden nicht ziemlich genau uͤberſehen, der ſich un- terſte- X 4

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/345>, abgerufen am 25.11.2024.