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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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ben, welche Anlagen an einem jeden Or-
te vor der Zeit würden vernichtet wer-
den, und welche zu ihrer ordentlichen
Auswickelung kommen würden. Wäre
dieses nicht geschehen, so würde es sich leicht
zutragen, daß auch an grossen Orten eini-
ge Jahre vornemlich die Anlagen zu Kna-
ben zu Grunde giengen, und ein merckli-
cher Uberschuß an Mädgen gebohren wür-
de, welches wider die Erfahrung. Wer
aber so viel Anlagen genau gezählet, und
zwar so, daß er auch die bemercket, so nicht
ausgewickelt werden, und vorher bestimmt,
daß von jeder Art zu allen Zeiten eine gewis-
se Anzahl zu ihrer Vollkommenheit gedie-
hen, der muß die zufälligen Entschliessungen
der Menschen, und alles was zu selbigen
Gelegenheit giebt, zum Voraus gesehen
haben. Ohne dieses wäre es unmöglich,
daß auch an kleinen Orten in gantz geringen
Zahlen von Gebohrnen immer ein kleiner
Ueberschuß von Knaben gefunden würde.
Denn die Verehlichungen und die Gebur-
then gründen sich auf willkührliche Ent-
schliessungen der Menschen. Wer dero-
wegen bey obigen Umständen, da viele An-
lagen zu ihrer Auswickelung nicht kommen,

und



ben, welche Anlagen an einem jeden Or-
te vor der Zeit wuͤrden vernichtet wer-
den, und welche zu ihrer ordentlichen
Auswickelung kommen wuͤrden. Waͤre
dieſes nicht geſchehen, ſo wuͤrde es ſich leicht
zutragen, daß auch an groſſen Orten eini-
ge Jahre vornemlich die Anlagen zu Kna-
ben zu Grunde giengen, und ein merckli-
cher Uberſchuß an Maͤdgen gebohren wuͤr-
de, welches wider die Erfahrung. Wer
aber ſo viel Anlagen genau gezaͤhlet, und
zwar ſo, daß er auch die bemercket, ſo nicht
ausgewickelt werden, und vorher beſtimmt,
daß von jeder Art zu allen Zeiten eine gewiſ-
ſe Anzahl zu ihrer Vollkommenheit gedie-
hen, der muß die zufaͤlligen Entſchlieſſungen
der Menſchen, und alles was zu ſelbigen
Gelegenheit giebt, zum Voraus geſehen
haben. Ohne dieſes waͤre es unmoͤglich,
daß auch an kleinen Orten in gantz geringen
Zahlen von Gebohrnen immer ein kleiner
Ueberſchuß von Knaben gefunden wuͤrde.
Denn die Verehlichungen und die Gebur-
then gruͤnden ſich auf willkuͤhrliche Ent-
ſchlieſſungen der Menſchen. Wer dero-
wegen bey obigen Umſtaͤnden, da viele An-
lagen zu ihrer Auswickelung nicht kommen,

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[310/0328] ben, welche Anlagen an einem jeden Or- te vor der Zeit wuͤrden vernichtet wer- den, und welche zu ihrer ordentlichen Auswickelung kommen wuͤrden. Waͤre dieſes nicht geſchehen, ſo wuͤrde es ſich leicht zutragen, daß auch an groſſen Orten eini- ge Jahre vornemlich die Anlagen zu Kna- ben zu Grunde giengen, und ein merckli- cher Uberſchuß an Maͤdgen gebohren wuͤr- de, welches wider die Erfahrung. Wer aber ſo viel Anlagen genau gezaͤhlet, und zwar ſo, daß er auch die bemercket, ſo nicht ausgewickelt werden, und vorher beſtimmt, daß von jeder Art zu allen Zeiten eine gewiſ- ſe Anzahl zu ihrer Vollkommenheit gedie- hen, der muß die zufaͤlligen Entſchlieſſungen der Menſchen, und alles was zu ſelbigen Gelegenheit giebt, zum Voraus geſehen haben. Ohne dieſes waͤre es unmoͤglich, daß auch an kleinen Orten in gantz geringen Zahlen von Gebohrnen immer ein kleiner Ueberſchuß von Knaben gefunden wuͤrde. Denn die Verehlichungen und die Gebur- then gruͤnden ſich auf willkuͤhrliche Ent- ſchlieſſungen der Menſchen. Wer dero- wegen bey obigen Umſtaͤnden, da viele An- lagen zu ihrer Auswickelung nicht kommen, und

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/328>, abgerufen am 25.11.2024.