Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.hat solches alles genau vorher gesehen und darnach die Einrichtung gemacht. Das erstere kan unmöglich seyn. Denn, was man ohne Ueberlegung bloß nach einem blinden Zufall mischet, dasselbe lieget nicht nach einer Regel, und wenn man die ein- tzelnen Theile ohne sie auszusuchen wie- der weg nimmt, folgen sie auch nicht so ge- nau nach einer Regel, wie die Knaben und Mädgen an grossen und kleinen Orten ne- ben einander gebohren werden. Man überlege folgende Umstände genau. Es ist die Vermischung der Knaben und Mäd- gen nicht so genau, daß eine jede zeugende Person von jeder Art gleichviel bey sich trü- ge. Die eine Frau bringet lauter Kna- ben, die andere lauter Mädgen, die dritte mehr Knaben, die vierdte mehr Mädgen. Es kommen auch nicht alle Anlagen zu neuen Menschen zu ihrer völligen Auswi- ckelung, indem viele Menschen sterben, die noch Kinder zeugen könnten, und andere ausser der Ehe alt werden, mit welchen we- nigstens nach deren Meynung, mit denen wir hier zu thun haben, ungemein viel Men- schen in ihrer kleinesten Zusammensetzung wieder vernichtet werden. (*) Es geschie- het (*) Was mich betrifft, so bin noch sehr unge-
wiß, ob der Anlagen zu Menschen und Thie- ren so viel verlohren gehen, als mancher meint. Woher weiß man, daß dergleichen Anlagen, wenn sie noch im ersten Anfang ih- rer Auswickelung sind, nicht eben das ver- tragen können, was man an einer Ranunckel wahrnimmt. Diese kan man in ihren Wachsthum aus der Erde nehmen und wie- der gantz austrucknen und eine Zeitlang lie- gen lassen, und wieder in die Erde bringen, und so fängt sie von neuem an, Saft an sich zu ziehen und zu wachsen. Woher weiß man? daß diese und jene Anlage zu einem Menschen nach dem Tode des, der sie bey sich getragen, nach einiger Zeit nicht in einem andern menschlichen Cörper zu seiner Auswickelung gelange. Wenigstens ist alles zugleich un- gewiß. hat ſolches alles genau vorher geſehen und darnach die Einrichtung gemacht. Das erſtere kan unmoͤglich ſeyn. Denn, was man ohne Ueberlegung bloß nach einem blinden Zufall miſchet, daſſelbe lieget nicht nach einer Regel, und wenn man die ein- tzelnen Theile ohne ſie auszuſuchen wie- der weg nimmt, folgen ſie auch nicht ſo ge- nau nach einer Regel, wie die Knaben und Maͤdgen an groſſen und kleinen Orten ne- ben einander gebohren werden. Man uͤberlege folgende Umſtaͤnde genau. Es iſt die Vermiſchung der Knaben und Maͤd- gen nicht ſo genau, daß eine jede zeugende Perſon von jeder Art gleichviel bey ſich truͤ- ge. Die eine Frau bringet lauter Kna- ben, die andere lauter Maͤdgen, die dritte mehr Knaben, die vierdte mehr Maͤdgen. Es kommen auch nicht alle Anlagen zu neuen Menſchen zu ihrer voͤlligen Auswi- ckelung, indem viele Menſchen ſterben, die noch Kinder zeugen koͤnnten, und andere auſſer der Ehe alt werden, mit welchen we- nigſtens nach deren Meynung, mit denen wir hier zu thun haben, ungemein viel Men- ſchen in ihrer kleineſten Zuſammenſetzung wieder vernichtet werden. (*) Es geſchie- het (*) Was mich betrifft, ſo bin noch ſehr unge-
wiß, ob der Anlagen zu Menſchen und Thie- ren ſo viel verlohren gehen, als mancher meint. Woher weiß man, daß dergleichen Anlagen, wenn ſie noch im erſten Anfang ih- rer Auswickelung ſind, nicht eben das ver- tragen koͤnnen, was man an einer Ranunckel wahrnimmt. Dieſe kan man in ihren Wachsthum aus der Erde nehmen und wie- der gantz austrucknen und eine Zeitlang lie- gen laſſen, und wieder in die Erde bringen, und ſo faͤngt ſie von neuem an, Saft an ſich zu ziehen und zu wachſen. Woher weiß man? daß dieſe und jene Anlage zu einem Menſchen nach dem Tode des, der ſie bey ſich getragen, nach einiger Zeit nicht in einem andern menſchlichen Coͤrper zu ſeiner Auswickelung gelange. Wenigſtens iſt alles zugleich un- gewiß. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0326" n="308"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> hat ſolches alles genau vorher geſehen und<lb/> darnach die Einrichtung gemacht. Das<lb/> erſtere kan unmoͤglich ſeyn. Denn, was<lb/> man ohne Ueberlegung bloß nach einem<lb/> blinden Zufall miſchet, daſſelbe lieget nicht<lb/> nach einer Regel, und wenn man die ein-<lb/> tzelnen Theile ohne ſie auszuſuchen wie-<lb/> der weg nimmt, folgen ſie auch nicht ſo ge-<lb/> nau nach einer Regel, wie die Knaben und<lb/> Maͤdgen an groſſen und kleinen Orten ne-<lb/> ben einander gebohren werden. Man<lb/> uͤberlege folgende Umſtaͤnde genau. Es<lb/> iſt die Vermiſchung der Knaben und Maͤd-<lb/> gen nicht ſo genau, daß eine jede zeugende<lb/> Perſon von jeder Art gleichviel bey ſich truͤ-<lb/> ge. Die eine Frau bringet lauter Kna-<lb/> ben, die andere lauter Maͤdgen, die dritte<lb/> mehr Knaben, die vierdte mehr Maͤdgen.<lb/> Es kommen auch nicht alle Anlagen zu<lb/> neuen Menſchen zu ihrer voͤlligen Auswi-<lb/> ckelung, indem viele Menſchen ſterben, die<lb/> noch Kinder zeugen koͤnnten, und andere<lb/> auſſer der Ehe alt werden, mit welchen we-<lb/> nigſtens nach deren Meynung, mit denen<lb/> wir hier zu thun haben, ungemein viel Men-<lb/> ſchen in ihrer kleineſten Zuſammenſetzung<lb/> wieder vernichtet werden. <note place="foot" n="(*)">Was mich betrifft, ſo bin noch ſehr unge-<lb/> wiß, ob der Anlagen zu Menſchen und Thie-<lb/> ren ſo viel verlohren gehen, als mancher<lb/> meint. Woher weiß man, daß dergleichen<lb/> Anlagen, wenn ſie noch im erſten Anfang ih-<lb/> rer Auswickelung ſind, nicht eben das ver-<lb/> tragen koͤnnen, was man an einer Ranunckel<lb/> wahrnimmt. Dieſe kan man in ihren<lb/> Wachsthum aus der Erde nehmen und wie-<lb/> der gantz austrucknen und eine Zeitlang lie-<lb/> gen laſſen, und wieder in die Erde bringen,<lb/> und ſo faͤngt ſie von neuem an, Saft an ſich<lb/> zu ziehen und zu wachſen. Woher weiß man?<lb/> daß dieſe und jene Anlage zu einem Menſchen<lb/> nach dem Tode des, der ſie bey ſich getragen,<lb/> nach einiger Zeit nicht in einem andern<lb/> menſchlichen Coͤrper zu ſeiner Auswickelung<lb/> gelange. Wenigſtens iſt alles zugleich un-<lb/> gewiß.</note> Es geſchie-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">het</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [308/0326]
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erſtere kan unmoͤglich ſeyn. Denn, was
man ohne Ueberlegung bloß nach einem
blinden Zufall miſchet, daſſelbe lieget nicht
nach einer Regel, und wenn man die ein-
tzelnen Theile ohne ſie auszuſuchen wie-
der weg nimmt, folgen ſie auch nicht ſo ge-
nau nach einer Regel, wie die Knaben und
Maͤdgen an groſſen und kleinen Orten ne-
ben einander gebohren werden. Man
uͤberlege folgende Umſtaͤnde genau. Es
iſt die Vermiſchung der Knaben und Maͤd-
gen nicht ſo genau, daß eine jede zeugende
Perſon von jeder Art gleichviel bey ſich truͤ-
ge. Die eine Frau bringet lauter Kna-
ben, die andere lauter Maͤdgen, die dritte
mehr Knaben, die vierdte mehr Maͤdgen.
Es kommen auch nicht alle Anlagen zu
neuen Menſchen zu ihrer voͤlligen Auswi-
ckelung, indem viele Menſchen ſterben, die
noch Kinder zeugen koͤnnten, und andere
auſſer der Ehe alt werden, mit welchen we-
nigſtens nach deren Meynung, mit denen
wir hier zu thun haben, ungemein viel Men-
ſchen in ihrer kleineſten Zuſammenſetzung
wieder vernichtet werden. (*) Es geſchie-
het
(*) Was mich betrifft, ſo bin noch ſehr unge-
wiß, ob der Anlagen zu Menſchen und Thie-
ren ſo viel verlohren gehen, als mancher
meint. Woher weiß man, daß dergleichen
Anlagen, wenn ſie noch im erſten Anfang ih-
rer Auswickelung ſind, nicht eben das ver-
tragen koͤnnen, was man an einer Ranunckel
wahrnimmt. Dieſe kan man in ihren
Wachsthum aus der Erde nehmen und wie-
der gantz austrucknen und eine Zeitlang lie-
gen laſſen, und wieder in die Erde bringen,
und ſo faͤngt ſie von neuem an, Saft an ſich
zu ziehen und zu wachſen. Woher weiß man?
daß dieſe und jene Anlage zu einem Menſchen
nach dem Tode des, der ſie bey ſich getragen,
nach einiger Zeit nicht in einem andern
menſchlichen Coͤrper zu ſeiner Auswickelung
gelange. Wenigſtens iſt alles zugleich un-
gewiß.
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