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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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§. 5.
Noch ver-
schiedene
Zweifel
wider die
Allwissen-
heit GOt-
tes.

Man wird einwenden, bey einigen Din-
gen sey es gar zu klar, daß die Absicht des
Schöpfers dabey gantz und gar nicht errei-
chet werde. Man wird mir vorhalten,
die Geburths-Glieder solcher, die in der
Kindheit sterben, die unzählbare Menge
der Thierchen, (*) so sich in dem Semine
masculino
durch die Vergrösserungs-Glä-
ser sehen lassen, und unter welchen von etli-
chen Millionen kaum ein einiges zu seiner
gehörigen Reife kommt, die vielen Fisch-
Eyer, so von Menschen und Raub-Thieren
verzehret werden, und die Keimen, so sich
in allen Körnern finden, die von Menschen
und Vieh zermalmet werden. Man wird
sagen, ja man saget es würcklich, es sey gar
zu klar, daß die Absichten dieser Dinge kei-
nesweges erreicht würden, sondern es seyn
selbige ein unwidersprechlicher Beweiß,
daß der Schöpfer nur versuche, was von so
vielem Stoff zu Menschen, Thieren und
Gewächsen könne zu Stande und zu seiner
Vollkommenheit gebracht werden. Jch
will auf ein jedes besonders antworten.

(*) Was ich hier und in dem folgenden mit la-
teinischen Wörtern ausdrucke, hatte ich an-
fänglich auch, wie das Uebrige, in reinem
Teutsch


§. 5.
Noch ver-
ſchiedene
Zweifel
wider die
Allwiſſen-
heit GOt-
tes.

Man wird einwenden, bey einigen Din-
gen ſey es gar zu klar, daß die Abſicht des
Schoͤpfers dabey gantz und gar nicht errei-
chet werde. Man wird mir vorhalten,
die Geburths-Glieder ſolcher, die in der
Kindheit ſterben, die unzaͤhlbare Menge
der Thierchen, (*) ſo ſich in dem Semine
maſculino
durch die Vergroͤſſerungs-Glaͤ-
ſer ſehen laſſen, und unter welchen von etli-
chen Millionen kaum ein einiges zu ſeiner
gehoͤrigen Reife kommt, die vielen Fiſch-
Eyer, ſo von Menſchen und Raub-Thieren
verzehret werden, und die Keimen, ſo ſich
in allen Koͤrnern finden, die von Menſchen
und Vieh zermalmet werden. Man wird
ſagen, ja man ſaget es wuͤrcklich, es ſey gar
zu klar, daß die Abſichten dieſer Dinge kei-
nesweges erreicht wuͤrden, ſondern es ſeyn
ſelbige ein unwiderſprechlicher Beweiß,
daß der Schoͤpfer nur verſuche, was von ſo
vielem Stoff zu Menſchen, Thieren und
Gewaͤchſen koͤnne zu Stande und zu ſeiner
Vollkommenheit gebracht werden. Jch
will auf ein jedes beſonders antworten.

(*) Was ich hier und in dem folgenden mit la-
teiniſchen Woͤrtern ausdrucke, hatte ich an-
faͤnglich auch, wie das Uebrige, in reinem
Teutſch
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[276/0294] §. 5. Man wird einwenden, bey einigen Din- gen ſey es gar zu klar, daß die Abſicht des Schoͤpfers dabey gantz und gar nicht errei- chet werde. Man wird mir vorhalten, die Geburths-Glieder ſolcher, die in der Kindheit ſterben, die unzaͤhlbare Menge der Thierchen, (*) ſo ſich in dem Semine maſculino durch die Vergroͤſſerungs-Glaͤ- ſer ſehen laſſen, und unter welchen von etli- chen Millionen kaum ein einiges zu ſeiner gehoͤrigen Reife kommt, die vielen Fiſch- Eyer, ſo von Menſchen und Raub-Thieren verzehret werden, und die Keimen, ſo ſich in allen Koͤrnern finden, die von Menſchen und Vieh zermalmet werden. Man wird ſagen, ja man ſaget es wuͤrcklich, es ſey gar zu klar, daß die Abſichten dieſer Dinge kei- nesweges erreicht wuͤrden, ſondern es ſeyn ſelbige ein unwiderſprechlicher Beweiß, daß der Schoͤpfer nur verſuche, was von ſo vielem Stoff zu Menſchen, Thieren und Gewaͤchſen koͤnne zu Stande und zu ſeiner Vollkommenheit gebracht werden. Jch will auf ein jedes beſonders antworten. (*) Was ich hier und in dem folgenden mit la- teiniſchen Woͤrtern ausdrucke, hatte ich an- faͤnglich auch, wie das Uebrige, in reinem Teutſch

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/294>, abgerufen am 24.11.2024.