Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.neben der Frau vom ersten Rang eine von der zweyten Ordnung oder eine Concubine gehalten. Wer eine Concu- bine hatte, durfte keine andere Frau nehmen. Die mehr als eine Frau hat- ten, waren in ihren Gesetzen für infam erkläret (*). Da man sich nun so viele Mühe gab, die Christen als unzüchtige und wollüstige Leute auszuschreien und Beweise davon beyzubringen; würden sie ihnen die Vielweiberey nicht ohne al- len Widerspruch haben vorwerfen kön- nen, wenn man Exempel davon unter ihnen angetroffen? Findet man aber, daß man wider die Christen dergleichen aufbringen können? Niemand kan da- von die geringste Spur aufweisen. Hierdurch wird folglich ebenfals der Satz befestiget, daß man von keinen Exempeln solcher Männer unter den Christen ge- wust, welche zugleich mehr Weiber ent- weder rechte Frauen oder Concubinen ge- habt. (*) Der beyden Kayser Diocletiani und
Maximiniani Gesetz Leg. 2. Cod. de incestis Nuptiis ist dieses: Neminem qui sub ditione Romani nominis, binas uxores habere neben der Frau vom erſten Rang eine von der zweyten Ordnung oder eine Concubine gehalten. Wer eine Concu- bine hatte, durfte keine andere Frau nehmen. Die mehr als eine Frau hat- ten, waren in ihren Geſetzen fuͤr infam erklaͤret (*). Da man ſich nun ſo viele Muͤhe gab, die Chriſten als unzuͤchtige und wolluͤſtige Leute auszuſchreien und Beweiſe davon beyzubringen; wuͤrden ſie ihnen die Vielweiberey nicht ohne al- len Widerſpruch haben vorwerfen koͤn- nen, wenn man Exempel davon unter ihnen angetroffen? Findet man aber, daß man wider die Chriſten dergleichen aufbringen koͤnnen? Niemand kan da- von die geringſte Spur aufweiſen. Hierdurch wird folglich ebenfals der Satz befeſtiget, daß man von keinen Exempeln ſolcher Maͤnner unter den Chriſten ge- wuſt, welche zugleich mehr Weiber ent- weder rechte Frauen oder Concubinen ge- habt. (*) Der beyden Kayſer Diocletiani und
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neben der Frau vom erſten Rang eine
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Concubine gehalten. Wer eine Concu-
bine hatte, durfte keine andere Frau
nehmen. Die mehr als eine Frau hat-
ten, waren in ihren Geſetzen fuͤr infam
erklaͤret (*). Da man ſich nun ſo viele
Muͤhe gab, die Chriſten als unzuͤchtige
und wolluͤſtige Leute auszuſchreien und
Beweiſe davon beyzubringen; wuͤrden
ſie ihnen die Vielweiberey nicht ohne al-
len Widerſpruch haben vorwerfen koͤn-
nen, wenn man Exempel davon unter
ihnen angetroffen? Findet man aber,
daß man wider die Chriſten dergleichen
aufbringen koͤnnen? Niemand kan da-
von die geringſte Spur aufweiſen.
Hierdurch wird folglich ebenfals der Satz
befeſtiget, daß man von keinen Exempeln
ſolcher Maͤnner unter den Chriſten ge-
wuſt, welche zugleich mehr Weiber ent-
weder rechte Frauen oder Concubinen ge-
habt.
(*) Der beyden Kayſer Diocletiani und
Maximiniani Geſetz Leg. 2. Cod. de
inceſtis Nuptiis iſt dieſes: Neminem qui
ſub ditione Romani nominis, binas uxores
habere
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