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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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dringet, keinen Geschmack fanden. Sehet
an, lieben Brüder, euern Beruf, schreibt
Paulus 1. Cor. Cap. 1. v. 26. 27. 28. nicht
viel Weise nach dem Fleisch, nicht viel Ge-
waltige, nicht viel Edle sind berufen, son-
dern was thörigt ist vor der Welt, das hat
GOtt erwehlet, daß er zu Schanden ma-
che, was starck ist, und das unedle vor der
Welt, und das Verachtete hat GOtt er-
wehlet, und das da nichts ist, daß er zu nich-
te mache was etwas ist. Da also die Apo-
stel wenige Gemeinschafft mit den Vor-
nehmsten hatten, pflegten sie auch wider die-
jenigen Unordnungen, so selbigen eigen
waren, nicht zu eifern. Vermuthlich ist
solches geschehen, damit sie nicht als Auf-
wiegler könnten angesehen werden. Wir
finden daher nicht, daß sie wider die Unge-
rechtigkeiten mancher obrigkeitlichen Per-
sonen geschrieben. Sie verdammen nir-
gends mit ausdrücklichen Worten das An-
sehen der Personen, die Beugung des
Rechts wegen Geschencke, ungerechte Krie-
ge und andere dergleichen grobe Verge-
hungen, die nur unter Vornehmen möglich
sind, da doch gewiß ist, daß das Christen-
thum dergleichen eben so wenig billiget, als

das



dringet, keinen Geſchmack fanden. Sehet
an, lieben Bruͤder, euern Beruf, ſchreibt
Paulus 1. Cor. Cap. 1. v. 26. 27. 28. nicht
viel Weiſe nach dem Fleiſch, nicht viel Ge-
waltige, nicht viel Edle ſind berufen, ſon-
dern was thoͤrigt iſt vor der Welt, das hat
GOtt erwehlet, daß er zu Schanden ma-
che, was ſtarck iſt, und das unedle vor der
Welt, und das Verachtete hat GOtt er-
wehlet, und das da nichts iſt, daß er zu nich-
te mache was etwas iſt. Da alſo die Apo-
ſtel wenige Gemeinſchafft mit den Vor-
nehmſten hatten, pflegten ſie auch wider die-
jenigen Unordnungen, ſo ſelbigen eigen
waren, nicht zu eifern. Vermuthlich iſt
ſolches geſchehen, damit ſie nicht als Auf-
wiegler koͤnnten angeſehen werden. Wir
finden daher nicht, daß ſie wider die Unge-
rechtigkeiten mancher obrigkeitlichen Per-
ſonen geſchrieben. Sie verdammen nir-
gends mit ausdruͤcklichen Worten das An-
ſehen der Perſonen, die Beugung des
Rechts wegen Geſchencke, ungerechte Krie-
ge und andere dergleichen grobe Verge-
hungen, die nur unter Vornehmen moͤglich
ſind, da doch gewiß iſt, daß das Chriſten-
thum dergleichen eben ſo wenig billiget, als

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[219/0237] dringet, keinen Geſchmack fanden. Sehet an, lieben Bruͤder, euern Beruf, ſchreibt Paulus 1. Cor. Cap. 1. v. 26. 27. 28. nicht viel Weiſe nach dem Fleiſch, nicht viel Ge- waltige, nicht viel Edle ſind berufen, ſon- dern was thoͤrigt iſt vor der Welt, das hat GOtt erwehlet, daß er zu Schanden ma- che, was ſtarck iſt, und das unedle vor der Welt, und das Verachtete hat GOtt er- wehlet, und das da nichts iſt, daß er zu nich- te mache was etwas iſt. Da alſo die Apo- ſtel wenige Gemeinſchafft mit den Vor- nehmſten hatten, pflegten ſie auch wider die- jenigen Unordnungen, ſo ſelbigen eigen waren, nicht zu eifern. Vermuthlich iſt ſolches geſchehen, damit ſie nicht als Auf- wiegler koͤnnten angeſehen werden. Wir finden daher nicht, daß ſie wider die Unge- rechtigkeiten mancher obrigkeitlichen Per- ſonen geſchrieben. Sie verdammen nir- gends mit ausdruͤcklichen Worten das An- ſehen der Perſonen, die Beugung des Rechts wegen Geſchencke, ungerechte Krie- ge und andere dergleichen grobe Verge- hungen, die nur unter Vornehmen moͤglich ſind, da doch gewiß iſt, daß das Chriſten- thum dergleichen eben ſo wenig billiget, als das

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/237>, abgerufen am 25.11.2024.