Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite



"da wir sonst von den Alten durchgehends,
"so wohl Griechen als Lateinern, statuiret
"finden, daß dies die gröste Armee gewesen,
"die je ins Feld gestellet worden.

"Nachdem Xerxes seine Armee und
"Flotte zu Doriscus in Augenschein genom-
"men, marchirte er von dar mit seiner Ar-
"mee durch Thracien, Macedonien, und
"Thessalien gen Attica, und befahl seiner
"Flotte, den gantzen Weg hindurch an den
"Küsten acht auf ihn zu haben, und eben zur
"See da stille zu liegen, wo er es zu Lande
"thäte. Alles ergab sich an ihn auf seinem
"March, ohne den geringsten Widerstand,
"bis er an die engen Pässe, Thermopylä
"genannt, kam, allwo ihm Leonidas, der
"Lacedämonier König, mit 300. Sparta-
"nern, und so viel Griechen, die ohngefehr
"ein Corpo von 4000. Mann ausmachten,
"im Wege stund, und den Paß wider ihn
"defendirte. Zwo Tage lang hielte er ge-
"gen eine so ungeheure Armee der Perser
"aus, und trieb sie in jedem Anfall mit einer
"grossen Niederlage der ihrigen zurück.
"Als er aber am dritten Tage in Gefahr
"gerieth, von den Persern durch die Verrä-
"therey eines Griechen, der sie durch einen

"heim-



„da wir ſonſt von den Alten durchgehends,
„ſo wohl Griechen als Lateinern, ſtatuiret
„finden, daß dies die groͤſte Armee geweſen,
„die je ins Feld geſtellet worden.

„Nachdem Xerxes ſeine Armee und
„Flotte zu Doriſcus in Augenſchein genom-
„men, marchirte er von dar mit ſeiner Ar-
„mee durch Thracien, Macedonien, und
„Theſſalien gen Attica, und befahl ſeiner
„Flotte, den gantzen Weg hindurch an den
„Kuͤſten acht auf ihn zu haben, und eben zur
„See da ſtille zu liegen, wo er es zu Lande
„thaͤte. Alles ergab ſich an ihn auf ſeinem
„March, ohne den geringſten Widerſtand,
„bis er an die engen Paͤſſe, Thermopylaͤ
„genannt, kam, allwo ihm Leonidas, der
„Lacedaͤmonier Koͤnig, mit 300. Sparta-
„nern, und ſo viel Griechen, die ohngefehr
„ein Corpo von 4000. Mann ausmachten,
„im Wege ſtund, und den Paß wider ihn
„defendirte. Zwo Tage lang hielte er ge-
„gen eine ſo ungeheure Armee der Perſer
„aus, und trieb ſie in jedem Anfall mit einer
„groſſen Niederlage der ihrigen zuruͤck.
„Als er aber am dritten Tage in Gefahr
„gerieth, von den Perſern durch die Verraͤ-
„therey eines Griechen, der ſie durch einen

„heim-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0216" n="198"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
&#x201E;da wir &#x017F;on&#x017F;t von den Alten durchgehends,<lb/>
&#x201E;&#x017F;o wohl Griechen als Lateinern, &#x017F;tatuiret<lb/>
&#x201E;finden, daß dies die gro&#x0364;&#x017F;te Armee gewe&#x017F;en,<lb/>
&#x201E;die je ins Feld ge&#x017F;tellet worden.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Nachdem Xerxes &#x017F;eine Armee und<lb/>
&#x201E;Flotte zu Dori&#x017F;cus in Augen&#x017F;chein genom-<lb/>
&#x201E;men, marchirte er von dar mit &#x017F;einer Ar-<lb/>
&#x201E;mee durch Thracien, Macedonien, und<lb/>
&#x201E;The&#x017F;&#x017F;alien gen Attica, und befahl &#x017F;einer<lb/>
&#x201E;Flotte, den gantzen Weg hindurch an den<lb/>
&#x201E;Ku&#x0364;&#x017F;ten acht auf ihn zu haben, und eben zur<lb/>
&#x201E;See da &#x017F;tille zu liegen, wo er es zu Lande<lb/>
&#x201E;tha&#x0364;te. Alles ergab &#x017F;ich an ihn auf &#x017F;einem<lb/>
&#x201E;March, ohne den gering&#x017F;ten Wider&#x017F;tand,<lb/>
&#x201E;bis er an die engen Pa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, Thermopyla&#x0364;<lb/>
&#x201E;genannt, kam, allwo ihm Leonidas, der<lb/>
&#x201E;Laceda&#x0364;monier Ko&#x0364;nig, mit 300. Sparta-<lb/>
&#x201E;nern, und &#x017F;o viel Griechen, die ohngefehr<lb/>
&#x201E;ein Corpo von 4000. Mann ausmachten,<lb/>
&#x201E;im Wege &#x017F;tund, und den Paß wider ihn<lb/>
&#x201E;defendirte. Zwo Tage lang hielte er ge-<lb/>
&#x201E;gen eine &#x017F;o ungeheure Armee der Per&#x017F;er<lb/>
&#x201E;aus, und trieb &#x017F;ie in jedem Anfall mit einer<lb/>
&#x201E;gro&#x017F;&#x017F;en Niederlage der ihrigen zuru&#x0364;ck.<lb/>
&#x201E;Als er aber am dritten Tage in Gefahr<lb/>
&#x201E;gerieth, von den Per&#x017F;ern durch die Verra&#x0364;-<lb/>
&#x201E;therey eines Griechen, der &#x017F;ie durch einen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;heim-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[198/0216] „da wir ſonſt von den Alten durchgehends, „ſo wohl Griechen als Lateinern, ſtatuiret „finden, daß dies die groͤſte Armee geweſen, „die je ins Feld geſtellet worden. „Nachdem Xerxes ſeine Armee und „Flotte zu Doriſcus in Augenſchein genom- „men, marchirte er von dar mit ſeiner Ar- „mee durch Thracien, Macedonien, und „Theſſalien gen Attica, und befahl ſeiner „Flotte, den gantzen Weg hindurch an den „Kuͤſten acht auf ihn zu haben, und eben zur „See da ſtille zu liegen, wo er es zu Lande „thaͤte. Alles ergab ſich an ihn auf ſeinem „March, ohne den geringſten Widerſtand, „bis er an die engen Paͤſſe, Thermopylaͤ „genannt, kam, allwo ihm Leonidas, der „Lacedaͤmonier Koͤnig, mit 300. Sparta- „nern, und ſo viel Griechen, die ohngefehr „ein Corpo von 4000. Mann ausmachten, „im Wege ſtund, und den Paß wider ihn „defendirte. Zwo Tage lang hielte er ge- „gen eine ſo ungeheure Armee der Perſer „aus, und trieb ſie in jedem Anfall mit einer „groſſen Niederlage der ihrigen zuruͤck. „Als er aber am dritten Tage in Gefahr „gerieth, von den Perſern durch die Verraͤ- „therey eines Griechen, der ſie durch einen „heim-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/216
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/216>, abgerufen am 27.11.2024.