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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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schlecht so weit nicht gegangen, als einige
Patronen wollüstiger Männer in der
Gunst gegen ihres gleichen. Unser Ge-
lehrter gehet so weit, daß er den Nutzen der
Nebenfrauen auch darin mit setzet, daß als-
denn ein Fürst nicht nöthig habe, sein Haus
und das Land mit vielen Printzen zu be-
schweren, sondern, wenn er deren ein paar
gezeuget, könnte er sich zu den Nebenfrauen
halten, deren Kinder an der fürstlichen
Würde keinen Antheil hätten. Die Für-
stin soll also aus dem Ehebette welchen,
wenn sie ein paar Printzen zur Welt ge-
bracht, und auf Zeit Lebens die Einsamkeit
suchen, und Nebenfrauen ihren Platz ein-
räumen. Der Fürst soll die Beschwerde,
wenn es anders eine Beschwerde und nicht
vielmehr eine heilsame Ruhe ist, nicht über
sich nehmen, daß er alle Monathe einige
Tage einen gewissen vertrauten Umgang
mit seiner Gemahlin meide. Wenn aber
die Fürstin zween Printzen gebohren, so soll
ihre Belohnung seyn, daß sie aus dem Ehe-
bette gestossen wird. Jst es möglich, daß
ein Mann von so grosser Einsicht, und ein
angesehener Priester der Gerechtigkeit so
weit von Wahrheit und Billigkeit abwei-

chen
Jacobi Betr. 2. Band. M



ſchlecht ſo weit nicht gegangen, als einige
Patronen wolluͤſtiger Maͤnner in der
Gunſt gegen ihres gleichen. Unſer Ge-
lehrter gehet ſo weit, daß er den Nutzen der
Nebenfrauen auch darin mit ſetzet, daß als-
denn ein Fuͤrſt nicht noͤthig habe, ſein Haus
und das Land mit vielen Printzen zu be-
ſchweren, ſondern, wenn er deren ein paar
gezeuget, koͤnnte er ſich zu den Nebenfrauen
halten, deren Kinder an der fuͤrſtlichen
Wuͤrde keinen Antheil haͤtten. Die Fuͤr-
ſtin ſoll alſo aus dem Ehebette welchen,
wenn ſie ein paar Printzen zur Welt ge-
bracht, und auf Zeit Lebens die Einſamkeit
ſuchen, und Nebenfrauen ihren Platz ein-
raͤumen. Der Fuͤrſt ſoll die Beſchwerde,
wenn es anders eine Beſchwerde und nicht
vielmehr eine heilſame Ruhe iſt, nicht uͤber
ſich nehmen, daß er alle Monathe einige
Tage einen gewiſſen vertrauten Umgang
mit ſeiner Gemahlin meide. Wenn aber
die Fuͤrſtin zween Printzen gebohren, ſo ſoll
ihre Belohnung ſeyn, daß ſie aus dem Ehe-
bette geſtoſſen wird. Jſt es moͤglich, daß
ein Mann von ſo groſſer Einſicht, und ein
angeſehener Prieſter der Gerechtigkeit ſo
weit von Wahrheit und Billigkeit abwei-

chen
Jacobi Betr. 2. Band. M
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[177/0195] ſchlecht ſo weit nicht gegangen, als einige Patronen wolluͤſtiger Maͤnner in der Gunſt gegen ihres gleichen. Unſer Ge- lehrter gehet ſo weit, daß er den Nutzen der Nebenfrauen auch darin mit ſetzet, daß als- denn ein Fuͤrſt nicht noͤthig habe, ſein Haus und das Land mit vielen Printzen zu be- ſchweren, ſondern, wenn er deren ein paar gezeuget, koͤnnte er ſich zu den Nebenfrauen halten, deren Kinder an der fuͤrſtlichen Wuͤrde keinen Antheil haͤtten. Die Fuͤr- ſtin ſoll alſo aus dem Ehebette welchen, wenn ſie ein paar Printzen zur Welt ge- bracht, und auf Zeit Lebens die Einſamkeit ſuchen, und Nebenfrauen ihren Platz ein- raͤumen. Der Fuͤrſt ſoll die Beſchwerde, wenn es anders eine Beſchwerde und nicht vielmehr eine heilſame Ruhe iſt, nicht uͤber ſich nehmen, daß er alle Monathe einige Tage einen gewiſſen vertrauten Umgang mit ſeiner Gemahlin meide. Wenn aber die Fuͤrſtin zween Printzen gebohren, ſo ſoll ihre Belohnung ſeyn, daß ſie aus dem Ehe- bette geſtoſſen wird. Jſt es moͤglich, daß ein Mann von ſo groſſer Einſicht, und ein angeſehener Prieſter der Gerechtigkeit ſo weit von Wahrheit und Billigkeit abwei- chen Jacobi Betr. 2. Band. M

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/195>, abgerufen am 22.11.2024.