Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite



innern und äussern Zusammensetzung, und
die eine besondere Art ausmachen, auch die
übrige Einrichtung nach einerley Regeln
pflegt gemacht zu seyn. Es ist dannenhe-
ro nicht zu zweifeln, daß das männliche und
weibliche Geschlecht auch an andern Orten
der Erden eben diese Verhältniß habe.
Wir können wenigstens so lange, als nie-
mand das Gegentheil darthut, mit gutem
Recht annehmen, daß die Manns- und
Frauens-Personen einander in den Jah-
ren, die zur Erzeugung der Kinder am ge-
schicktesten, nach der ordentlichen Einrich-
tung der Natur an Anzahl beynahe gleich
seyn. Was wir unten von dem theuren
Preise der Frauens-Personen an den Or-
ten, wo die viel- weiberey gewöhnlich, bey-
bringen werden, wird solches mit mehrern
bekräftigen. (**)

(**) Jch
(**) Jch habe vielfältig nachgedacht, warum
doch in den Städten wohl mehr Knaben, als
auf dem Lande sterben, und dieses Schicksal
nicht auch die Mädgen in den Städten treffe.
Jch bin mit meinen Muthmassungen auf
mancherley Ursachen verfallen. Einige da-
von will ich dem verständigen und beschei-
denen Leser zu Beurtheilung anheim geben.
Jch will sie so vortragen, wie ich darauf
kommen bin. Jch sahe die Listen der Con-
firmirten in der hiesigen Vorstädter Gemein-
de zu St. Marien nach. Und ich fand, daß
von 1707. bis 1732. hundert drey und
funfzig Knaben, und hundert zwey und
zwantzig Mädgen confirmiret worden. Hier-
auf fehlen die Listen von vier Jahren. Von
1737. bis 1743. fand ich drey und viertzig
Knaben und sechs und funftzig Mädgen.
Ueberall sind also in angezeigten Jahren con-
firmiret hundert sechs und neuntzig Knaben,
und hundert acht und siebentzig Mädgen.
Es zeiget sich also in dieser Summe ein
Ueberschuß von achtzehen Knaben, und kom-
men beynahe auf zehn Mädgen eilf Knaben.
Jch sahe auch, welches ich beyläufig erin-
nere, die Listen der Gebohrnen von 1722.
bis 1742. nach, und zählte in diesen ein und
zwantzig Jahren zweyhundert ein und vier-
tzig Knaben, und zweyhundert und zehn
Mädgen. Daß sich also in diesen Jahren
die Knaben zu den Mädgen verhalten bey-
nahe wie acht zu sieben. Obige Verhältniß
der Confirmirten zeigte mir, daß in dieser
Vorstadt schon nicht so viel Knaben stürben
als in der Stadt, wo der Tod den Ueber-
schuß der gebohrnen Knaben, und noch ei-
nige drüber in den ersten vierzehn Jahren
auf-



innern und aͤuſſern Zuſammenſetzung, und
die eine beſondere Art ausmachen, auch die
uͤbrige Einrichtung nach einerley Regeln
pflegt gemacht zu ſeyn. Es iſt dannenhe-
ro nicht zu zweifeln, daß das maͤnnliche und
weibliche Geſchlecht auch an andern Orten
der Erden eben dieſe Verhaͤltniß habe.
Wir koͤnnen wenigſtens ſo lange, als nie-
mand das Gegentheil darthut, mit gutem
Recht annehmen, daß die Manns- und
Frauens-Perſonen einander in den Jah-
ren, die zur Erzeugung der Kinder am ge-
ſchickteſten, nach der ordentlichen Einrich-
tung der Natur an Anzahl beynahe gleich
ſeyn. Was wir unten von dem theuren
Preiſe der Frauens-Perſonen an den Or-
ten, wo die viel- weiberey gewoͤhnlich, bey-
bringen werden, wird ſolches mit mehrern
bekraͤftigen. (**)

(**) Jch
(**) Jch habe vielfaͤltig nachgedacht, warum
doch in den Staͤdten wohl mehr Knaben, als
auf dem Lande ſterben, und dieſes Schickſal
nicht auch die Maͤdgen in den Staͤdten treffe.
Jch bin mit meinen Muthmaſſungen auf
mancherley Urſachen verfallen. Einige da-
von will ich dem verſtaͤndigen und beſchei-
denen Leſer zu Beurtheilung anheim geben.
Jch will ſie ſo vortragen, wie ich darauf
kommen bin. Jch ſahe die Liſten der Con-
firmirten in der hieſigen Vorſtaͤdter Gemein-
de zu St. Marien nach. Und ich fand, daß
von 1707. bis 1732. hundert drey und
funfzig Knaben, und hundert zwey und
zwantzig Maͤdgen confirmiret worden. Hier-
auf fehlen die Liſten von vier Jahren. Von
1737. bis 1743. fand ich drey und viertzig
Knaben und ſechs und funftzig Maͤdgen.
Ueberall ſind alſo in angezeigten Jahren con-
firmiret hundert ſechs und neuntzig Knaben,
und hundert acht und ſiebentzig Maͤdgen.
Es zeiget ſich alſo in dieſer Summe ein
Ueberſchuß von achtzehen Knaben, und kom-
men beynahe auf zehn Maͤdgen eilf Knaben.
Jch ſahe auch, welches ich beylaͤufig erin-
nere, die Liſten der Gebohrnen von 1722.
bis 1742. nach, und zaͤhlte in dieſen ein und
zwantzig Jahren zweyhundert ein und vier-
tzig Knaben, und zweyhundert und zehn
Maͤdgen. Daß ſich alſo in dieſen Jahren
die Knaben zu den Maͤdgen verhalten bey-
nahe wie acht zu ſieben. Obige Verhaͤltniß
der Confirmirten zeigte mir, daß in dieſer
Vorſtadt ſchon nicht ſo viel Knaben ſtuͤrben
als in der Stadt, wo der Tod den Ueber-
ſchuß der gebohrnen Knaben, und noch ei-
nige druͤber in den erſten vierzehn Jahren
auf-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0172" n="154"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
innern und a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung, und<lb/>
die eine be&#x017F;ondere Art ausmachen, auch die<lb/>
u&#x0364;brige Einrichtung nach einerley Regeln<lb/>
pflegt gemacht zu &#x017F;eyn. Es i&#x017F;t dannenhe-<lb/>
ro nicht zu zweifeln, daß das ma&#x0364;nnliche und<lb/>
weibliche Ge&#x017F;chlecht auch an andern Orten<lb/>
der Erden eben die&#x017F;e Verha&#x0364;ltniß habe.<lb/>
Wir ko&#x0364;nnen wenig&#x017F;tens &#x017F;o lange, als nie-<lb/>
mand das Gegentheil darthut, mit gutem<lb/>
Recht annehmen, daß die Manns- und<lb/>
Frauens-Per&#x017F;onen einander in den Jah-<lb/>
ren, die zur Erzeugung der Kinder am ge-<lb/>
&#x017F;chickte&#x017F;ten, nach der ordentlichen Einrich-<lb/>
tung der Natur an Anzahl beynahe gleich<lb/>
&#x017F;eyn. Was wir unten von dem theuren<lb/>
Prei&#x017F;e der Frauens-Per&#x017F;onen an den Or-<lb/>
ten, wo die viel- weiberey gewo&#x0364;hnlich, bey-<lb/>
bringen werden, wird &#x017F;olches mit mehrern<lb/>
bekra&#x0364;ftigen. <note xml:id="a30" next="#a31" place="foot" n="(**)">Jch habe vielfa&#x0364;ltig nachgedacht, warum<lb/>
doch in den Sta&#x0364;dten wohl mehr Knaben, als<lb/>
auf dem Lande &#x017F;terben, und die&#x017F;es Schick&#x017F;al<lb/>
nicht auch die Ma&#x0364;dgen in den Sta&#x0364;dten treffe.<lb/>
Jch bin mit meinen Muthma&#x017F;&#x017F;ungen auf<lb/>
mancherley Ur&#x017F;achen verfallen. Einige da-<lb/>
von will ich dem ver&#x017F;ta&#x0364;ndigen und be&#x017F;chei-<lb/>
denen Le&#x017F;er zu Beurtheilung anheim geben.<lb/>
Jch will &#x017F;ie &#x017F;o vortragen, wie ich darauf<lb/>
kommen bin. Jch &#x017F;ahe die Li&#x017F;ten der Con-<lb/>
firmirten in der hie&#x017F;igen Vor&#x017F;ta&#x0364;dter Gemein-<lb/>
de zu St. Marien nach. Und ich fand, daß<lb/>
von 1707. bis 1732. hundert drey und<lb/>
funfzig Knaben, und hundert zwey und<lb/>
zwantzig Ma&#x0364;dgen confirmiret worden. Hier-<lb/>
auf fehlen die Li&#x017F;ten von vier Jahren. Von<lb/>
1737. bis 1743. fand ich drey und viertzig<lb/>
Knaben und &#x017F;echs und funftzig Ma&#x0364;dgen.<lb/>
Ueberall &#x017F;ind al&#x017F;o in angezeigten Jahren con-<lb/>
firmiret hundert &#x017F;echs und neuntzig Knaben,<lb/>
und hundert acht und &#x017F;iebentzig Ma&#x0364;dgen.<lb/>
Es zeiget &#x017F;ich al&#x017F;o in die&#x017F;er Summe ein<lb/>
Ueber&#x017F;chuß von achtzehen Knaben, und kom-<lb/>
men beynahe auf zehn Ma&#x0364;dgen eilf Knaben.<lb/>
Jch &#x017F;ahe auch, welches ich beyla&#x0364;ufig erin-<lb/>
nere, die Li&#x017F;ten der Gebohrnen von 1722.<lb/>
bis 1742. nach, und za&#x0364;hlte in die&#x017F;en ein und<lb/>
zwantzig Jahren zweyhundert ein und vier-<lb/>
tzig Knaben, und zweyhundert und zehn<lb/>
Ma&#x0364;dgen. Daß &#x017F;ich al&#x017F;o in die&#x017F;en Jahren<lb/>
die Knaben zu den Ma&#x0364;dgen verhalten bey-<lb/>
nahe wie acht zu &#x017F;ieben. Obige Verha&#x0364;ltniß<lb/>
der Confirmirten zeigte mir, daß in die&#x017F;er<lb/>
Vor&#x017F;tadt &#x017F;chon nicht &#x017F;o viel Knaben &#x017F;tu&#x0364;rben<lb/>
als in der Stadt, wo der Tod den Ueber-<lb/>
&#x017F;chuß der gebohrnen Knaben, und noch ei-<lb/>
nige dru&#x0364;ber in den er&#x017F;ten vierzehn Jahren<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auf-</fw></note></p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">(**) Jch</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[154/0172] innern und aͤuſſern Zuſammenſetzung, und die eine beſondere Art ausmachen, auch die uͤbrige Einrichtung nach einerley Regeln pflegt gemacht zu ſeyn. Es iſt dannenhe- ro nicht zu zweifeln, daß das maͤnnliche und weibliche Geſchlecht auch an andern Orten der Erden eben dieſe Verhaͤltniß habe. Wir koͤnnen wenigſtens ſo lange, als nie- mand das Gegentheil darthut, mit gutem Recht annehmen, daß die Manns- und Frauens-Perſonen einander in den Jah- ren, die zur Erzeugung der Kinder am ge- ſchickteſten, nach der ordentlichen Einrich- tung der Natur an Anzahl beynahe gleich ſeyn. Was wir unten von dem theuren Preiſe der Frauens-Perſonen an den Or- ten, wo die viel- weiberey gewoͤhnlich, bey- bringen werden, wird ſolches mit mehrern bekraͤftigen. (**) (**) Jch (**) Jch habe vielfaͤltig nachgedacht, warum doch in den Staͤdten wohl mehr Knaben, als auf dem Lande ſterben, und dieſes Schickſal nicht auch die Maͤdgen in den Staͤdten treffe. Jch bin mit meinen Muthmaſſungen auf mancherley Urſachen verfallen. Einige da- von will ich dem verſtaͤndigen und beſchei- denen Leſer zu Beurtheilung anheim geben. Jch will ſie ſo vortragen, wie ich darauf kommen bin. Jch ſahe die Liſten der Con- firmirten in der hieſigen Vorſtaͤdter Gemein- de zu St. Marien nach. Und ich fand, daß von 1707. bis 1732. hundert drey und funfzig Knaben, und hundert zwey und zwantzig Maͤdgen confirmiret worden. Hier- auf fehlen die Liſten von vier Jahren. Von 1737. bis 1743. fand ich drey und viertzig Knaben und ſechs und funftzig Maͤdgen. Ueberall ſind alſo in angezeigten Jahren con- firmiret hundert ſechs und neuntzig Knaben, und hundert acht und ſiebentzig Maͤdgen. Es zeiget ſich alſo in dieſer Summe ein Ueberſchuß von achtzehen Knaben, und kom- men beynahe auf zehn Maͤdgen eilf Knaben. Jch ſahe auch, welches ich beylaͤufig erin- nere, die Liſten der Gebohrnen von 1722. bis 1742. nach, und zaͤhlte in dieſen ein und zwantzig Jahren zweyhundert ein und vier- tzig Knaben, und zweyhundert und zehn Maͤdgen. Daß ſich alſo in dieſen Jahren die Knaben zu den Maͤdgen verhalten bey- nahe wie acht zu ſieben. Obige Verhaͤltniß der Confirmirten zeigte mir, daß in dieſer Vorſtadt ſchon nicht ſo viel Knaben ſtuͤrben als in der Stadt, wo der Tod den Ueber- ſchuß der gebohrnen Knaben, und noch ei- nige druͤber in den erſten vierzehn Jahren auf-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/172
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/172>, abgerufen am 22.11.2024.