Schlüßlich wollen wir darüber noch eineWarum der HErr die Zeit nicht ge- nau be- stimmt, da seine Ver- heissungen sollen er- füllet wer- den. Anmerckung machen, warum der HErr die Zeit, wenn seine Verheissungen sollen er- füllet werden, nicht zugleich auf eine deutli- che Art anzeiget, sondern geschehen lässet, daß sich sein Volck die Erfüllung seiner Verheissungen in der Nähe vorstellet, da sie doch noch weit entfernet ist. Auch so gar in der Kirche neuen Bundes hat man sich von Zeit zu Zeit den Tag der grossen Veränderung dieser Welt näher vorge- stellt, als er gewesen. Besonders hat man in den ersten Zeiten des Christen- thums geglaubt, daß er gantz nahe sey. Und dieses hat manchmal den Spöttern Gelegenheit gegeben, die wichtigsten Ver- heissungen GOttes zu verlachen. Man lese 1. Petri Cap. 3. v. 3. 4.
Wir forschen derowegen nicht unbil- lig, warum der weise GOtt mit seinen Verheissungen nicht allemahl die Zeit ih- rer Erfüllung deutlich verknüpffet. Wir werden die gerechte Ursach davon entde- cken, wenn wir untersuchen, was für Fol- gen daraus würden entstanden seyn, wenn der HErr die Zeiten, da seine Verheissun-
gen
§. 23.
Schluͤßlich wollen wir daruͤber noch eineWarum der HErr die Zeit nicht ge- nau be- ſtimmt, da ſeine Ver- heiſſungen ſollen er- fuͤllet wer- den. Anmerckung machen, warum der HErr die Zeit, wenn ſeine Verheiſſungen ſollen er- fuͤllet werden, nicht zugleich auf eine deutli- che Art anzeiget, ſondern geſchehen laͤſſet, daß ſich ſein Volck die Erfuͤllung ſeiner Verheiſſungen in der Naͤhe vorſtellet, da ſie doch noch weit entfernet iſt. Auch ſo gar in der Kirche neuen Bundes hat man ſich von Zeit zu Zeit den Tag der groſſen Veraͤnderung dieſer Welt naͤher vorge- ſtellt, als er geweſen. Beſonders hat man in den erſten Zeiten des Chriſten- thums geglaubt, daß er gantz nahe ſey. Und dieſes hat manchmal den Spoͤttern Gelegenheit gegeben, die wichtigſten Ver- heiſſungen GOttes zu verlachen. Man leſe 1. Petri Cap. 3. v. 3. 4.
Wir forſchen derowegen nicht unbil- lig, warum der weiſe GOtt mit ſeinen Verheiſſungen nicht allemahl die Zeit ih- rer Erfuͤllung deutlich verknuͤpffet. Wir werden die gerechte Urſach davon entde- cken, wenn wir unterſuchen, was fuͤr Fol- gen daraus wuͤrden entſtanden ſeyn, wenn der HErr die Zeiten, da ſeine Verheiſſun-
gen
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§. 23.
Schluͤßlich wollen wir daruͤber noch eine
Anmerckung machen, warum der HErr die
Zeit, wenn ſeine Verheiſſungen ſollen er-
fuͤllet werden, nicht zugleich auf eine deutli-
che Art anzeiget, ſondern geſchehen laͤſſet,
daß ſich ſein Volck die Erfuͤllung ſeiner
Verheiſſungen in der Naͤhe vorſtellet, da
ſie doch noch weit entfernet iſt. Auch ſo
gar in der Kirche neuen Bundes hat man
ſich von Zeit zu Zeit den Tag der groſſen
Veraͤnderung dieſer Welt naͤher vorge-
ſtellt, als er geweſen. Beſonders hat
man in den erſten Zeiten des Chriſten-
thums geglaubt, daß er gantz nahe ſey.
Und dieſes hat manchmal den Spoͤttern
Gelegenheit gegeben, die wichtigſten Ver-
heiſſungen GOttes zu verlachen. Man
leſe 1. Petri Cap. 3. v. 3. 4.
Warum
der HErr
die Zeit
nicht ge-
nau be-
ſtimmt, da
ſeine Ver-
heiſſungen
ſollen er-
fuͤllet wer-
den.
Wir forſchen derowegen nicht unbil-
lig, warum der weiſe GOtt mit ſeinen
Verheiſſungen nicht allemahl die Zeit ih-
rer Erfuͤllung deutlich verknuͤpffet. Wir
werden die gerechte Urſach davon entde-
cken, wenn wir unterſuchen, was fuͤr Fol-
gen daraus wuͤrden entſtanden ſeyn, wenn
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/157>, abgerufen am 23.11.2024.
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