Die Zweyte Betrachtuug Darstellend Die weise Absicht GOttes bey der besondern Gebuhrt u. Schwach- heit der Kinder vor allen an- dern Thieren.
§. 1.
Die Ge- buhrt der Thiere.
Jch habe mich öffters gar sehr ver- wundert, wenn ich die Gebuhrt und Ohnmacht der jungen Kin- der betrachtet, und selbige mit der Gebuhrt und Umständen eines jungen Thieres ver- glichen. Denn ich fand, daß alle Thiere hierinne einen Vorzug vor den Menschen haben. Eine Kuh, ein Hirsch, ein Reh, ein Schaaff, ein Schwein, ein Hund und andere vierfüßige Thiere gebähren insge- mein ohne alle Hülffe. Die Nabel- Schnur des jungen Thieres ist dünne und reisset von selbsten ab, weder das junge noch die alte Mutter bluten sich tod, son- dern die Nabel Schnur ziehet sich von beyden Seiten sogleich zu und hält das Blut zurücke. Die Gebähr-Mutter des alten Thieres ziehet sich nicht feste zusam-
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Die Zweyte Betrachtuug Darſtellend Die weiſe Abſicht GOttes bey der beſondern Gebuhrt u. Schwach- heit der Kinder vor allen an- dern Thieren.
§. 1.
Die Ge- buhrt der Thiere.
Jch habe mich oͤffters gar ſehr ver- wundert, wenn ich die Gebuhrt und Ohnmacht der jungen Kin- der betrachtet, und ſelbige mit der Gebuhrt und Umſtaͤnden eines jungen Thieres ver- glichen. Denn ich fand, daß alle Thiere hierinne einen Vorzug vor den Menſchen haben. Eine Kuh, ein Hirſch, ein Reh, ein Schaaff, ein Schwein, ein Hund und andere vierfuͤßige Thiere gebaͤhren insge- mein ohne alle Huͤlffe. Die Nabel- Schnur des jungen Thieres iſt duͤnne und reiſſet von ſelbſten ab, weder das junge noch die alte Mutter bluten ſich tod, ſon- dern die Nabel Schnur ziehet ſich von beyden Seiten ſogleich zu und haͤlt das Blut zuruͤcke. Die Gebaͤhr-Mutter des alten Thieres ziehet ſich nicht feſte zuſam-
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Die
Zweyte Betrachtuug
Darſtellend
Die weiſe Abſicht GOttes bey
der beſondern Gebuhrt u. Schwach-
heit der Kinder vor allen an-
dern Thieren.
§. 1.
Jch habe mich oͤffters gar ſehr ver-
wundert, wenn ich die Gebuhrt
und Ohnmacht der jungen Kin-
der betrachtet, und ſelbige mit der Gebuhrt
und Umſtaͤnden eines jungen Thieres ver-
glichen. Denn ich fand, daß alle Thiere
hierinne einen Vorzug vor den Menſchen
haben. Eine Kuh, ein Hirſch, ein Reh,
ein Schaaff, ein Schwein, ein Hund und
andere vierfuͤßige Thiere gebaͤhren insge-
mein ohne alle Huͤlffe. Die Nabel-
Schnur des jungen Thieres iſt duͤnne und
reiſſet von ſelbſten ab, weder das junge
noch die alte Mutter bluten ſich tod, ſon-
dern die Nabel Schnur ziehet ſich von
beyden Seiten ſogleich zu und haͤlt das
Blut zuruͤcke. Die Gebaͤhr-Mutter des
alten Thieres ziehet ſich nicht feſte zuſam-
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/72>, abgerufen am 26.11.2024.
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