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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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Er entdeckte ihnen aber aus bedenckli-
chen Ursachen nicht, daß er ein königli-
cher Printz wäre, sondern liesse sich nur
als einen Grafen von ihnen verehren.
Niemand wird sagen können, daß die-
se Leute sündigen, wenn sie ihren Herrn
nicht als einen Printzen ansehen, son-
dern ihn als einen blossen Grafen vereh-
ren. Man nehme aber an, er entdeck-
te ihnen nach einiger Zeit, daß er ein
königlicher Printz wäre, und bezeugete
ihnen solches durch seine übrige Bedien-
ten und andere hinlängliche Beweiß-
gründe, und beföhle ihnen, seine Per-
son nunmehr als einen Printzen zu ver-
ehren. Man setze, sie wolten alle die-
se Zeugnisse als abgeschmackt verlachen,
und ihren Herrn nicht für einen solchen
Printzen erkennen und seinem Befehle
folgen, so wird sie Niemand von einer
straffbahren Hartnäckigkeit frei spre-
chen. (*) Einer gleichen Hartnä-


ckigkeit
(*) Wir wollen durch dieses ähnliche Exem-
pel nichts als diesen Satz beweiseu: Es
können gewisse Umstände verursa-
chen, daß man keiner Sünde schul-
dig ist, wenn unsere Gedancken,
die wir von einem andern haben,

in
L l





Er entdeckte ihnen aber aus bedenckli-
chen Urſachen nicht, daß er ein koͤnigli-
cher Printz waͤre, ſondern lieſſe ſich nur
als einen Grafen von ihnen verehren.
Niemand wird ſagen koͤnnen, daß die-
ſe Leute ſuͤndigen, wenn ſie ihren Herrn
nicht als einen Printzen anſehen, ſon-
dern ihn als einen bloſſen Grafen vereh-
ren. Man nehme aber an, er entdeck-
te ihnen nach einiger Zeit, daß er ein
koͤniglicher Printz waͤre, und bezeugete
ihnen ſolches durch ſeine uͤbrige Bedien-
ten und andere hinlaͤngliche Beweiß-
gruͤnde, und befoͤhle ihnen, ſeine Per-
ſon nunmehr als einen Printzen zu ver-
ehren. Man ſetze, ſie wolten alle die-
ſe Zeugniſſe als abgeſchmackt verlachen,
und ihren Herrn nicht fuͤr einen ſolchen
Printzen erkennen und ſeinem Befehle
folgen, ſo wird ſie Niemand von einer
ſtraffbahren Hartnaͤckigkeit frei ſpre-
chen. (*) Einer gleichen Hartnaͤ-


ckigkeit
(*) Wir wollen durch dieſes aͤhnliche Exem-
pel nichts als dieſen Satz beweiſeu: Es
koͤnnen gewiſſe Umſtaͤnde verurſa-
chen, daß man keiner Suͤnde ſchul-
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die wir von einem andern haben,

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[529[525]/0561] Er entdeckte ihnen aber aus bedenckli- chen Urſachen nicht, daß er ein koͤnigli- cher Printz waͤre, ſondern lieſſe ſich nur als einen Grafen von ihnen verehren. Niemand wird ſagen koͤnnen, daß die- ſe Leute ſuͤndigen, wenn ſie ihren Herrn nicht als einen Printzen anſehen, ſon- dern ihn als einen bloſſen Grafen vereh- ren. Man nehme aber an, er entdeck- te ihnen nach einiger Zeit, daß er ein koͤniglicher Printz waͤre, und bezeugete ihnen ſolches durch ſeine uͤbrige Bedien- ten und andere hinlaͤngliche Beweiß- gruͤnde, und befoͤhle ihnen, ſeine Per- ſon nunmehr als einen Printzen zu ver- ehren. Man ſetze, ſie wolten alle die- ſe Zeugniſſe als abgeſchmackt verlachen, und ihren Herrn nicht fuͤr einen ſolchen Printzen erkennen und ſeinem Befehle folgen, ſo wird ſie Niemand von einer ſtraffbahren Hartnaͤckigkeit frei ſpre- chen. (*) Einer gleichen Hartnaͤ- ckigkeit (*) Wir wollen durch dieſes aͤhnliche Exem- pel nichts als dieſen Satz beweiſeu: Es koͤnnen gewiſſe Umſtaͤnde verurſa- chen, daß man keiner Suͤnde ſchul- dig iſt, wenn unſere Gedancken, die wir von einem andern haben, in L l

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 529[525]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/561>, abgerufen am 24.11.2024.