und die angebothene Gnade nicht zur Bes- serung anwenden, sondern auf Muthwil- len ziehen, so dörffen wir nicht hoffen, daß noch einmahl oder gar beständig jemand kommen werde, der für uns gnugthue, und dasjenige immer durch Wunder wieder in Ordnung bringe, was wir durch unsere Sünden verderben. Nein, dieses wird nicht geschehen, sondern die weise Regie- rung des Höchsten wird uns, wenn wir zu keiner Aenderung zu bringen, unserem Verderben überlassen, und unsern Muth- willen durch gehörige Strafe einschrän- cken. (Siehe Betracht. V.§. 36-42.)
§. 7.
Bey Be- kehrten vermehrt sie den Ab- scheu für der Sün- de.
Denen Bekehrten, welche die Gnug- thuung JEsu mit gehöriger Aufmercksam- keit überlegen, giebt selbige eine Ursach zu einem desto grössern Abscheu für der Sünde. Sie halten sich für solche, welche wegen der Sünde schon einmahl hart ge- straft sind, obgleich ein ander diese Stra- fe für sie erduldet. Dieser Gedancke aber erweckt bey einem vernünftigen Ge- müth einen Abscheu für dem, worüber es ist gestraft worden. Bey einer nieder- trächtigen Seele hat zwar dieser Gedan- cke keine Kraft, aber ein erhabner und edler Geist hat allezeit einen Eckel an dem- jenigen, was ihm schon einmahl eine
schimpfli-
und die angebothene Gnade nicht zur Beſ- ſerung anwenden, ſondern auf Muthwil- len ziehen, ſo doͤrffen wir nicht hoffen, daß noch einmahl oder gar beſtaͤndig jemand kommen werde, der fuͤr uns gnugthue, und dasjenige immer durch Wunder wieder in Ordnung bringe, was wir durch unſere Suͤnden verderben. Nein, dieſes wird nicht geſchehen, ſondern die weiſe Regie- rung des Hoͤchſten wird uns, wenn wir zu keiner Aenderung zu bringen, unſerem Verderben uͤberlaſſen, und unſern Muth- willen durch gehoͤrige Strafe einſchraͤn- cken. (Siehe Betracht. V.§. 36-42.)
§. 7.
Bey Be- kehrten vermehrt ſie den Ab- ſcheu fuͤr der Suͤn- de.
Denen Bekehrten, welche die Gnug- thuung JEſu mit gehoͤriger Aufmerckſam- keit uͤberlegen, giebt ſelbige eine Urſach zu einem deſto groͤſſern Abſcheu fuͤr der Suͤnde. Sie halten ſich fuͤr ſolche, welche wegen der Suͤnde ſchon einmahl hart ge- ſtraft ſind, obgleich ein ander dieſe Stra- fe fuͤr ſie erduldet. Dieſer Gedancke aber erweckt bey einem vernuͤnftigen Ge- muͤth einen Abſcheu fuͤr dem, woruͤber es iſt geſtraft worden. Bey einer nieder- traͤchtigen Seele hat zwar dieſer Gedan- cke keine Kraft, aber ein erhabner und edler Geiſt hat allezeit einen Eckel an dem- jenigen, was ihm ſchon einmahl eine
ſchimpfli-
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[448[444]/0480]
und die angebothene Gnade nicht zur Beſ-
ſerung anwenden, ſondern auf Muthwil-
len ziehen, ſo doͤrffen wir nicht hoffen, daß
noch einmahl oder gar beſtaͤndig jemand
kommen werde, der fuͤr uns gnugthue, und
dasjenige immer durch Wunder wieder in
Ordnung bringe, was wir durch unſere
Suͤnden verderben. Nein, dieſes wird
nicht geſchehen, ſondern die weiſe Regie-
rung des Hoͤchſten wird uns, wenn wir
zu keiner Aenderung zu bringen, unſerem
Verderben uͤberlaſſen, und unſern Muth-
willen durch gehoͤrige Strafe einſchraͤn-
cken. (Siehe Betracht. V. §. 36-42.)
§. 7.
Denen Bekehrten, welche die Gnug-
thuung JEſu mit gehoͤriger Aufmerckſam-
keit uͤberlegen, giebt ſelbige eine Urſach zu
einem deſto groͤſſern Abſcheu fuͤr der
Suͤnde. Sie halten ſich fuͤr ſolche, welche
wegen der Suͤnde ſchon einmahl hart ge-
ſtraft ſind, obgleich ein ander dieſe Stra-
fe fuͤr ſie erduldet. Dieſer Gedancke
aber erweckt bey einem vernuͤnftigen Ge-
muͤth einen Abſcheu fuͤr dem, woruͤber es
iſt geſtraft worden. Bey einer nieder-
traͤchtigen Seele hat zwar dieſer Gedan-
cke keine Kraft, aber ein erhabner und
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 448[444]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/480>, abgerufen am 27.11.2024.
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