Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.aufgehoben seyn. Hiermit aber fällt die angeführte Erklärung hinweg. Sind die Sünden, so vor Christo geschehen, erst durch sein Versöhnopfer aufgehoben worden, so hat dieses durch sein blosses Exempel nicht geschehen können. Denn diese Sünden waren schon längst voll- bracht, und die Thäter derselben waren gestorben, und konten also durch die Nachahmung des Lebens Christi nicht ge- recht werden. Will man sagen: Das Evangelium von JEsu sey in der Hölle ge- prediget worden, und sein Exempel habe die Verdammten zur Busse bewogen; so antworten wir hierauf zweyerley. Erst- lich ist diese Lehre ungegründet, und kan nicht erwiesen werden, sondern ist viel- mehr wider die Schrift. (*) Zweytens müsten die Heiligen des alten Bundes bis auf den Tod des Erlösers ihren Sitz in der (*) Siehe des Herrn Abt MOSHEIMS Ge-
dancken über die Lehre von dem En- de der Höllenstrafen, so am Ende des ersten Theils seiner heiligen Reden zu finden. Jngleichen des Herrn D. WALCHS Historische und Theologi- sche Einleitung in die Religions- streitigkeiten der Evangelisch-Luthe- rischen Kirche P. II. p. 347. sqq. wo er das Gerhardische System erzehlet und sehr gründlich widerlegt. aufgehoben ſeyn. Hiermit aber faͤllt die angefuͤhrte Erklaͤrung hinweg. Sind die Suͤnden, ſo vor Chriſto geſchehen, erſt durch ſein Verſoͤhnopfer aufgehoben worden, ſo hat dieſes durch ſein bloſſes Exempel nicht geſchehen koͤnnen. Denn dieſe Suͤnden waren ſchon laͤngſt voll- bracht, und die Thaͤter derſelben waren geſtorben, und konten alſo durch die Nachahmung des Lebens Chriſti nicht ge- recht werden. Will man ſagen: Das Evangelium von JEſu ſey in der Hoͤlle ge- prediget worden, und ſein Exempel habe die Verdammten zur Buſſe bewogen; ſo antworten wir hierauf zweyerley. Erſt- lich iſt dieſe Lehre ungegruͤndet, und kan nicht erwieſen werden, ſondern iſt viel- mehr wider die Schrift. (*) Zweytens muͤſten die Heiligen des alten Bundes bis auf den Tod des Erloͤſers ihren Sitz in der (*) Siehe des Herrn Abt MOSHEIMS Ge-
dancken uͤber die Lehre von dem En- de der Hoͤllenſtrafen, ſo am Ende des erſten Theils ſeiner heiligen Reden zu finden. Jngleichen des Herrn D. WALCHS Hiſtoriſche und Theologi- ſche Einleitung in die Religions- ſtreitigkeiten der Evangeliſch-Luthe- riſchen Kirche P. II. p. 347. ſqq. wo er das Gerhardiſche Syſtem erzehlet und ſehr gruͤndlich widerlegt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0397" n="365[361]"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> aufgehoben ſeyn. Hiermit aber faͤllt die<lb/> angefuͤhrte Erklaͤrung hinweg. Sind<lb/> die Suͤnden, ſo vor Chriſto geſchehen,<lb/> erſt durch ſein Verſoͤhnopfer aufgehoben<lb/> worden, ſo hat dieſes durch ſein bloſſes<lb/> Exempel nicht geſchehen koͤnnen. Denn<lb/> dieſe Suͤnden waren ſchon laͤngſt voll-<lb/> bracht, und die Thaͤter derſelben waren<lb/> geſtorben, und konten alſo durch die<lb/> Nachahmung des Lebens Chriſti nicht ge-<lb/> recht werden. Will man ſagen: Das<lb/> Evangelium von JEſu ſey in der Hoͤlle ge-<lb/> prediget worden, und ſein Exempel habe<lb/> die Verdammten zur Buſſe bewogen; ſo<lb/> antworten wir hierauf zweyerley. Erſt-<lb/> lich iſt dieſe Lehre ungegruͤndet, und kan<lb/> nicht erwieſen werden, ſondern iſt viel-<lb/> mehr wider die Schrift. <note place="foot" n="(*)">Siehe des Herrn Abt <hi rendition="#aq">MOSHEIMS</hi> <hi rendition="#fr">Ge-<lb/> dancken uͤber die Lehre von dem En-<lb/> de der Hoͤllenſtrafen,</hi> ſo am Ende des<lb/> erſten Theils ſeiner heiligen Reden zu<lb/> finden. Jngleichen des Herrn <hi rendition="#aq">D.<lb/> WALCHS</hi> <hi rendition="#fr">Hiſtoriſche und Theologi-<lb/> ſche Einleitung in die Religions-<lb/> ſtreitigkeiten der Evangeliſch-Luthe-<lb/> riſchen Kirche</hi> <hi rendition="#aq">P. II. p. 347. ſqq.</hi> wo er<lb/> das Gerhardiſche Syſtem erzehlet und<lb/> ſehr gruͤndlich widerlegt.</note> Zweytens<lb/> muͤſten die Heiligen des alten Bundes bis<lb/> auf den Tod des Erloͤſers ihren Sitz in<lb/> <fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [365[361]/0397]
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erſt durch ſein Verſoͤhnopfer aufgehoben
worden, ſo hat dieſes durch ſein bloſſes
Exempel nicht geſchehen koͤnnen. Denn
dieſe Suͤnden waren ſchon laͤngſt voll-
bracht, und die Thaͤter derſelben waren
geſtorben, und konten alſo durch die
Nachahmung des Lebens Chriſti nicht ge-
recht werden. Will man ſagen: Das
Evangelium von JEſu ſey in der Hoͤlle ge-
prediget worden, und ſein Exempel habe
die Verdammten zur Buſſe bewogen; ſo
antworten wir hierauf zweyerley. Erſt-
lich iſt dieſe Lehre ungegruͤndet, und kan
nicht erwieſen werden, ſondern iſt viel-
mehr wider die Schrift. (*) Zweytens
muͤſten die Heiligen des alten Bundes bis
auf den Tod des Erloͤſers ihren Sitz in
der
(*) Siehe des Herrn Abt MOSHEIMS Ge-
dancken uͤber die Lehre von dem En-
de der Hoͤllenſtrafen, ſo am Ende des
erſten Theils ſeiner heiligen Reden zu
finden. Jngleichen des Herrn D.
WALCHS Hiſtoriſche und Theologi-
ſche Einleitung in die Religions-
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riſchen Kirche P. II. p. 347. ſqq. wo er
das Gerhardiſche Syſtem erzehlet und
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