Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite


Vorrede.
Geneigter Leser!

Es ist nicht nur angenehm, sondern
auch nützlich, die Absichten der
Dinge dieser Welt zu wissen, und
einzusehen, warum dieses so und
nicht anders sey. Der weise
Schöpffer hat selbst einen sehr starcken Trieb
in unsere Natur geleget, die geheimen Absich-
ten der Dinge zu erforschen. Es äussert sich
derselbe gleich in den ersten Jahren unserer
zarten Kindheit. Was ist wol die erste Frage
bey Sachen die wir erblicken? Gewißlich diese:
Worzu dienet das? Was macht
man mit jenem? Worzu nutzet dieses?
Und unsere Eltern können nicht leicht etwas
thun, ohne daß wir fragen: Warum ge-
schiehet dieses? Warum wird dieses so
und nicht anders gemacht? Es nimt
auch diese Begierde mit den Jahren nicht
ab, sondern zu. Hören wir, daß ein grosser
Herr ein Regiment aufbrechen lässet, so

dencken
A 2


Vorrede.
Geneigter Leſer!

Es iſt nicht nur angenehm, ſondern
auch nuͤtzlich, die Abſichten der
Dinge dieſer Welt zu wiſſen, und
einzuſehen, warum dieſes ſo und
nicht anders ſey. Der weiſe
Schoͤpffer hat ſelbſt einen ſehr ſtarcken Trieb
in unſere Natur geleget, die geheimen Abſich-
ten der Dinge zu erforſchen. Es aͤuſſert ſich
derſelbe gleich in den erſten Jahren unſerer
zarten Kindheit. Was iſt wol die erſte Frage
bey Sachen die wir erblicken? Gewißlich dieſe:
Worzu dienet das? Was macht
man mit jenem? Worzu nutzet dieſes?
Und unſere Eltern koͤnnen nicht leicht etwas
thun, ohne daß wir fragen: Warum ge-
ſchiehet dieſes? Warum wird dieſes ſo
und nicht anders gemacht? Es nimt
auch dieſe Begierde mit den Jahren nicht
ab, ſondern zu. Hoͤren wir, daß ein groſſer
Herr ein Regiment aufbrechen laͤſſet, ſo

dencken
A 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0039" n="[3]"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head>Vorrede.</head><lb/>
          <salute>Geneigter Le&#x017F;er!</salute><lb/>
          <p><hi rendition="#in">E</hi>s i&#x017F;t nicht nur angenehm, &#x017F;ondern<lb/>
auch nu&#x0364;tzlich, die Ab&#x017F;ichten der<lb/>
Dinge die&#x017F;er Welt zu wi&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
einzu&#x017F;ehen, warum die&#x017F;es &#x017F;o und<lb/>
nicht anders &#x017F;ey. Der wei&#x017F;e<lb/>
Scho&#x0364;pffer hat &#x017F;elb&#x017F;t einen &#x017F;ehr &#x017F;tarcken Trieb<lb/>
in un&#x017F;ere Natur geleget, die geheimen Ab&#x017F;ich-<lb/>
ten der Dinge zu erfor&#x017F;chen. Es a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ert &#x017F;ich<lb/>
der&#x017F;elbe gleich in den er&#x017F;ten Jahren un&#x017F;erer<lb/>
zarten Kindheit. Was i&#x017F;t wol die er&#x017F;te Frage<lb/>
bey Sachen die wir erblicken? Gewißlich die&#x017F;e:<lb/>
Worzu dienet das? Was macht<lb/>
man mit jenem? Worzu nutzet die&#x017F;es?<lb/>
Und un&#x017F;ere Eltern ko&#x0364;nnen nicht leicht etwas<lb/>
thun, ohne daß wir fragen: Warum ge-<lb/>
&#x017F;chiehet die&#x017F;es? Warum wird die&#x017F;es &#x017F;o<lb/>
und nicht anders gemacht? Es nimt<lb/>
auch die&#x017F;e Begierde mit den Jahren nicht<lb/>
ab, &#x017F;ondern zu. Ho&#x0364;ren wir, daß ein gro&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Herr ein Regiment aufbrechen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 2</fw><fw place="bottom" type="catch">dencken</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[3]/0039] Vorrede. Geneigter Leſer! Es iſt nicht nur angenehm, ſondern auch nuͤtzlich, die Abſichten der Dinge dieſer Welt zu wiſſen, und einzuſehen, warum dieſes ſo und nicht anders ſey. Der weiſe Schoͤpffer hat ſelbſt einen ſehr ſtarcken Trieb in unſere Natur geleget, die geheimen Abſich- ten der Dinge zu erforſchen. Es aͤuſſert ſich derſelbe gleich in den erſten Jahren unſerer zarten Kindheit. Was iſt wol die erſte Frage bey Sachen die wir erblicken? Gewißlich dieſe: Worzu dienet das? Was macht man mit jenem? Worzu nutzet dieſes? Und unſere Eltern koͤnnen nicht leicht etwas thun, ohne daß wir fragen: Warum ge- ſchiehet dieſes? Warum wird dieſes ſo und nicht anders gemacht? Es nimt auch dieſe Begierde mit den Jahren nicht ab, ſondern zu. Hoͤren wir, daß ein groſſer Herr ein Regiment aufbrechen laͤſſet, ſo dencken A 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/39
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/39>, abgerufen am 25.11.2024.