Es ist nicht nur angenehm, sondern auch nützlich, die Absichten der Dinge dieser Welt zu wissen, und einzusehen, warum dieses so und nicht anders sey. Der weise Schöpffer hat selbst einen sehr starcken Trieb in unsere Natur geleget, die geheimen Absich- ten der Dinge zu erforschen. Es äussert sich derselbe gleich in den ersten Jahren unserer zarten Kindheit. Was ist wol die erste Frage bey Sachen die wir erblicken? Gewißlich diese: Worzu dienet das? Was macht man mit jenem? Worzu nutzet dieses? Und unsere Eltern können nicht leicht etwas thun, ohne daß wir fragen: Warum ge- schiehet dieses? Warum wird dieses so und nicht anders gemacht? Es nimt auch diese Begierde mit den Jahren nicht ab, sondern zu. Hören wir, daß ein grosser Herr ein Regiment aufbrechen lässet, so
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Vorrede.
Geneigter Leſer!
Es iſt nicht nur angenehm, ſondern auch nuͤtzlich, die Abſichten der Dinge dieſer Welt zu wiſſen, und einzuſehen, warum dieſes ſo und nicht anders ſey. Der weiſe Schoͤpffer hat ſelbſt einen ſehr ſtarcken Trieb in unſere Natur geleget, die geheimen Abſich- ten der Dinge zu erforſchen. Es aͤuſſert ſich derſelbe gleich in den erſten Jahren unſerer zarten Kindheit. Was iſt wol die erſte Frage bey Sachen die wir erblicken? Gewißlich dieſe: Worzu dienet das? Was macht man mit jenem? Worzu nutzet dieſes? Und unſere Eltern koͤnnen nicht leicht etwas thun, ohne daß wir fragen: Warum ge- ſchiehet dieſes? Warum wird dieſes ſo und nicht anders gemacht? Es nimt auch dieſe Begierde mit den Jahren nicht ab, ſondern zu. Hoͤren wir, daß ein groſſer Herr ein Regiment aufbrechen laͤſſet, ſo
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[[3]/0039]
Vorrede.
Geneigter Leſer!
Es iſt nicht nur angenehm, ſondern
auch nuͤtzlich, die Abſichten der
Dinge dieſer Welt zu wiſſen, und
einzuſehen, warum dieſes ſo und
nicht anders ſey. Der weiſe
Schoͤpffer hat ſelbſt einen ſehr ſtarcken Trieb
in unſere Natur geleget, die geheimen Abſich-
ten der Dinge zu erforſchen. Es aͤuſſert ſich
derſelbe gleich in den erſten Jahren unſerer
zarten Kindheit. Was iſt wol die erſte Frage
bey Sachen die wir erblicken? Gewißlich dieſe:
Worzu dienet das? Was macht
man mit jenem? Worzu nutzet dieſes?
Und unſere Eltern koͤnnen nicht leicht etwas
thun, ohne daß wir fragen: Warum ge-
ſchiehet dieſes? Warum wird dieſes ſo
und nicht anders gemacht? Es nimt
auch dieſe Begierde mit den Jahren nicht
ab, ſondern zu. Hoͤren wir, daß ein groſſer
Herr ein Regiment aufbrechen laͤſſet, ſo
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/39>, abgerufen am 25.11.2024.
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