Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.halten, bewegen lassen, die gantze Offen- bahrung zu verwerffen, und sich zu den Spöttern der geoffenbahrten Religion zu wenden. Sie haben sich eben der Art Wahrheiten zu bestreiten bedienet, wel- che ich in gewissen neuen Streitigkeiten häufig antreffe. Eine eintzige Folge aus dem geoffenbahrten Worte, welche ent- weder wegen ihrer Unrichtigkeit eine würckliche Unwahrheit in sich enthalten, oder auch ihnen nur ungereimt geschienen, und insgemein die Unwissenheit heiliger und anderer Wahrheiten zur Mutter gehabt, ist ihnen genug gewesen die Schrift zu verspotten. Sie haben aber ja nicht die Augen auf die andere Seite gewendet, und die Gründe betrachtet, auf welchen die Göttlichkeit der heiligen Bücher unumstößlich ruhet. Sie ha- ben sich auch nicht leicht unterstanden, die ersten Gründe selbst anzugreiffen, weil sie selbige zu schwehr und unbeweglich ge- funden. Sondern sie haben lieber in der Ferne auf eine ungereimte Art mit stumpfen Augen thörichte Folgen ge- sucht, und wenn sie hierinne ihrem Wahne nach glücklich gewesen, so ha- ben sie fürgegeben: sie hätten den gan- tzen Zusammenhang der geoffenbahrten Wahrheiten zerrissen und völlig umge- kehrt. Ein ander Haufe aber hat gese- hen,
halten, bewegen laſſen, die gantze Offen- bahrung zu verwerffen, und ſich zu den Spoͤttern der geoffenbahrten Religion zu wenden. Sie haben ſich eben der Art Wahrheiten zu beſtreiten bedienet, wel- che ich in gewiſſen neuen Streitigkeiten haͤufig antreffe. Eine eintzige Folge aus dem geoffenbahrten Worte, welche ent- weder wegen ihrer Unrichtigkeit eine wuͤrckliche Unwahrheit in ſich enthalten, oder auch ihnen nur ungereimt geſchienen, und insgemein die Unwiſſenheit heiliger und anderer Wahrheiten zur Mutter gehabt, iſt ihnen genug geweſen die Schrift zu verſpotten. Sie haben aber ja nicht die Augen auf die andere Seite gewendet, und die Gruͤnde betrachtet, auf welchen die Goͤttlichkeit der heiligen Buͤcher unumſtoͤßlich ruhet. Sie ha- ben ſich auch nicht leicht unterſtanden, die erſten Gruͤnde ſelbſt anzugreiffen, weil ſie ſelbige zu ſchwehr und unbeweglich ge- funden. Sondern ſie haben lieber in der Ferne auf eine ungereimte Art mit ſtumpfen Augen thoͤrichte Folgen ge- ſucht, und wenn ſie hierinne ihrem Wahne nach gluͤcklich geweſen, ſo ha- ben ſie fuͤrgegeben: ſie haͤtten den gan- tzen Zuſammenhang der geoffenbahrten Wahrheiten zerriſſen und voͤllig umge- kehrt. Ein ander Haufe aber hat geſe- hen,
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halten, bewegen laſſen, die gantze Offen-
bahrung zu verwerffen, und ſich zu den
Spoͤttern der geoffenbahrten Religion zu
wenden. Sie haben ſich eben der Art
Wahrheiten zu beſtreiten bedienet, wel-
che ich in gewiſſen neuen Streitigkeiten
haͤufig antreffe. Eine eintzige Folge aus
dem geoffenbahrten Worte, welche ent-
weder wegen ihrer Unrichtigkeit eine
wuͤrckliche Unwahrheit in ſich enthalten,
oder auch ihnen nur ungereimt geſchienen,
und insgemein die Unwiſſenheit heiliger
und anderer Wahrheiten zur Mutter
gehabt, iſt ihnen genug geweſen die
Schrift zu verſpotten. Sie haben aber
ja nicht die Augen auf die andere Seite
gewendet, und die Gruͤnde betrachtet,
auf welchen die Goͤttlichkeit der heiligen
Buͤcher unumſtoͤßlich ruhet. Sie ha-
ben ſich auch nicht leicht unterſtanden, die
erſten Gruͤnde ſelbſt anzugreiffen, weil ſie
ſelbige zu ſchwehr und unbeweglich ge-
funden. Sondern ſie haben lieber in
der Ferne auf eine ungereimte Art mit
ſtumpfen Augen thoͤrichte Folgen ge-
ſucht, und wenn ſie hierinne ihrem
Wahne nach gluͤcklich geweſen, ſo ha-
ben ſie fuͤrgegeben: ſie haͤtten den gan-
tzen Zuſammenhang der geoffenbahrten
Wahrheiten zerriſſen und voͤllig umge-
kehrt. Ein ander Haufe aber hat geſe-
hen,
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