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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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mer diejenigen Eindrücke wieder hervor,
welche wir im Mutterleibe empfangen,
und macht daher, daß wir bey gewissen
Dingen eine Lust oder Unlust empfin-
den, welche sonsten dergleichen Wür-
ckungen in unserer Seele nicht haben
würden, wenn unser erster Aufenthalt
in dem Leibe der Mutter nicht daran
schuld wäre; oder sie macht auch, daß
wir bey andern Sachen, welche in der
Seele, vermöge ihrer innern Natur, eine
Lust oder Unlust erregen müssen, einen
höhern Grad des Vergnügens oder
Mißvergnügens fühlen, als bey einer
Gebuhrt von reinen Eltern geschehen
würde. Daher aber kommt es, daß
wir von dem innern Werthe der Din-
ge nicht richtig urtheilen können, daß die
Sinne unsere Vernunft übertäuben,
und das Gute als etwas beschwerliches
und verdrießliches, das Böse aber als
etwas höchst angenehmes vorstellen.
Der Wille, welcher allezeit den Vor-
stellungen des Verstandes folget, muß
daher unordentlich und unvollkommen
werden, und kan sich nicht allezeit auf
das Gute lencken, da der Verstand sel-
biges nicht recht lebhaft einsiehet. Was
endlich unsern Leib betrift, so ist gar
leicht einzusehen, warum er durch die
Gebuhrt so gar nahe an das Grab ge-

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S 2





mer diejenigen Eindruͤcke wieder hervor,
welche wir im Mutterleibe empfangen,
und macht daher, daß wir bey gewiſſen
Dingen eine Luſt oder Unluſt empfin-
den, welche ſonſten dergleichen Wuͤr-
ckungen in unſerer Seele nicht haben
wuͤrden, wenn unſer erſter Aufenthalt
in dem Leibe der Mutter nicht daran
ſchuld waͤre; oder ſie macht auch, daß
wir bey andern Sachen, welche in der
Seele, vermoͤge ihrer innern Natur, eine
Luſt oder Unluſt erregen muͤſſen, einen
hoͤhern Grad des Vergnuͤgens oder
Mißvergnuͤgens fuͤhlen, als bey einer
Gebuhrt von reinen Eltern geſchehen
wuͤrde. Daher aber kommt es, daß
wir von dem innern Werthe der Din-
ge nicht richtig urtheilen koͤnnen, daß die
Sinne unſere Vernunft uͤbertaͤuben,
und das Gute als etwas beſchwerliches
und verdrießliches, das Boͤſe aber als
etwas hoͤchſt angenehmes vorſtellen.
Der Wille, welcher allezeit den Vor-
ſtellungen des Verſtandes folget, muß
daher unordentlich und unvollkommen
werden, und kan ſich nicht allezeit auf
das Gute lencken, da der Verſtand ſel-
biges nicht recht lebhaft einſiehet. Was
endlich unſern Leib betrift, ſo iſt gar
leicht einzuſehen, warum er durch die
Gebuhrt ſo gar nahe an das Grab ge-

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S 2
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[275[271]/0307] mer diejenigen Eindruͤcke wieder hervor, welche wir im Mutterleibe empfangen, und macht daher, daß wir bey gewiſſen Dingen eine Luſt oder Unluſt empfin- den, welche ſonſten dergleichen Wuͤr- ckungen in unſerer Seele nicht haben wuͤrden, wenn unſer erſter Aufenthalt in dem Leibe der Mutter nicht daran ſchuld waͤre; oder ſie macht auch, daß wir bey andern Sachen, welche in der Seele, vermoͤge ihrer innern Natur, eine Luſt oder Unluſt erregen muͤſſen, einen hoͤhern Grad des Vergnuͤgens oder Mißvergnuͤgens fuͤhlen, als bey einer Gebuhrt von reinen Eltern geſchehen wuͤrde. Daher aber kommt es, daß wir von dem innern Werthe der Din- ge nicht richtig urtheilen koͤnnen, daß die Sinne unſere Vernunft uͤbertaͤuben, und das Gute als etwas beſchwerliches und verdrießliches, das Boͤſe aber als etwas hoͤchſt angenehmes vorſtellen. Der Wille, welcher allezeit den Vor- ſtellungen des Verſtandes folget, muß daher unordentlich und unvollkommen werden, und kan ſich nicht allezeit auf das Gute lencken, da der Verſtand ſel- biges nicht recht lebhaft einſiehet. Was endlich unſern Leib betrift, ſo iſt gar leicht einzuſehen, warum er durch die Gebuhrt ſo gar nahe an das Grab ge- ſetzet S 2

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 275[271]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/307>, abgerufen am 24.11.2024.