Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.ben, und verschiedene Dinge von grossen Vollkommenheiten hassen. Z. E. Jst die Mutter der Völlerey ergeben, und wird allezeit in die gröste Freude gesetzt, wenn ihre Zunge von gewissen Speisen und Getränck gerühret wird, so wird sich dieser Grad des Vergnügens ebenfals bey dem Kinde nach seiner Gebuhrt durch die Einbildungskraft einstellen, so bald selbiges nur angenehme Sachen auf der Zunge fühlt. Und dieser gar zu grosse Grad des Vergnügens wird dasselbe wollüstig machen. Kommt die Mutter bey einer jeden Empfindung, die etwas schmertzhaft ist, in die gröste Betrübniß, so wird diese Leidenschaft auch ihr Kind unruhig machen, so oft selbiges ähnli- che Empfindungen fühlt oder selbige auch nur von ferne sieht. Denn die Einbil- dungskraft verknüpft allezeit diejenigen Empfindungen und Gemüthsbewegun- gen, welche in der Seele des Kindes, da selbiges noch der Leib der Mutter einschloß, entweder oft oder auf eine sehr merckliche Art mit einander vereiniget gewesen. (§. 16. 6. 7.) Hierdurch aber wird das Kind ein Weichling werden, es wird die Arbeit scheuen, in der Faul- heit aber das größte Vergnügen suchen, und daher zu allen rühmlichen Thaten, welche einige Mühe kosten, ungeschickt seyn, S
ben, und verſchiedene Dinge von groſſen Vollkommenheiten haſſen. Z. E. Jſt die Mutter der Voͤllerey ergeben, und wird allezeit in die groͤſte Freude geſetzt, wenn ihre Zunge von gewiſſen Speiſen und Getraͤnck geruͤhret wird, ſo wird ſich dieſer Grad des Vergnuͤgens ebenfals bey dem Kinde nach ſeiner Gebuhrt durch die Einbildungskraft einſtellen, ſo bald ſelbiges nur angenehme Sachen auf der Zunge fuͤhlt. Und dieſer gar zu groſſe Grad des Vergnuͤgens wird daſſelbe wolluͤſtig machen. Kommt die Mutter bey einer jeden Empfindung, die etwas ſchmertzhaft iſt, in die groͤſte Betruͤbniß, ſo wird dieſe Leidenſchaft auch ihr Kind unruhig machen, ſo oft ſelbiges aͤhnli- che Empfindungen fuͤhlt oder ſelbige auch nur von ferne ſieht. Denn die Einbil- dungskraft verknuͤpft allezeit diejenigen Empfindungen und Gemuͤthsbewegun- gen, welche in der Seele des Kindes, da ſelbiges noch der Leib der Mutter einſchloß, entweder oft oder auf eine ſehr merckliche Art mit einander vereiniget geweſen. (§. 16. 6. 7.) Hierdurch aber wird das Kind ein Weichling werden, es wird die Arbeit ſcheuen, in der Faul- heit aber das groͤßte Vergnuͤgen ſuchen, und daher zu allen ruͤhmlichen Thaten, welche einige Muͤhe koſten, ungeſchickt ſeyn, S
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ben, und verſchiedene Dinge von groſſen
Vollkommenheiten haſſen. Z. E. Jſt
die Mutter der Voͤllerey ergeben, und
wird allezeit in die groͤſte Freude geſetzt,
wenn ihre Zunge von gewiſſen Speiſen
und Getraͤnck geruͤhret wird, ſo wird ſich
dieſer Grad des Vergnuͤgens ebenfals
bey dem Kinde nach ſeiner Gebuhrt durch
die Einbildungskraft einſtellen, ſo bald
ſelbiges nur angenehme Sachen auf der
Zunge fuͤhlt. Und dieſer gar zu groſſe
Grad des Vergnuͤgens wird daſſelbe
wolluͤſtig machen. Kommt die Mutter
bey einer jeden Empfindung, die etwas
ſchmertzhaft iſt, in die groͤſte Betruͤbniß,
ſo wird dieſe Leidenſchaft auch ihr Kind
unruhig machen, ſo oft ſelbiges aͤhnli-
che Empfindungen fuͤhlt oder ſelbige auch
nur von ferne ſieht. Denn die Einbil-
dungskraft verknuͤpft allezeit diejenigen
Empfindungen und Gemuͤthsbewegun-
gen, welche in der Seele des Kindes,
da ſelbiges noch der Leib der Mutter
einſchloß, entweder oft oder auf eine ſehr
merckliche Art mit einander vereiniget
geweſen. (§. 16. 6. 7.) Hierdurch aber
wird das Kind ein Weichling werden,
es wird die Arbeit ſcheuen, in der Faul-
heit aber das groͤßte Vergnuͤgen ſuchen,
und daher zu allen ruͤhmlichen Thaten,
welche einige Muͤhe koſten, ungeſchickt
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