Kindes gleichfals theilhaftig worden, (§. 14.) und welche der Seele desselben auch einigermassen eine angenehme Em- pfindung verursachet, (§. 16.) welche sich nach der Gebuhrt durch die Einbil- dung mit einem jeden Anblick, welcher der ehemahligen Empfindung ziemlich ähn- lich gewesen, vereiniget, und daher dem Kinde zu dergleichen Dingen einen Ap- petit erreget, welche rauh gewesen.
§. 20.
Eben so lässet sich auch die Fortpflan-Erklä- rung, wie die bösen Neigun- gen fort gepflan- tzet wer- den kön- nen? tzung der bösen Neigungen begreiffen. Jch nehme aber hierbey an, daß unsere Seelen, weil sie Geister sind, unmittel- bar von GOtt müssen geschaffen wer- den, und daß derselbe sie mit dem ersten Stoff unsers Cörpers verknüpfet, und mit demselben in eine Gemeinschaft gese- tzet worden. Die Vollkommenheiten GOttes überreden mich ferner, daß er die Seelen so zubereitet, daß, wenn sie nach der Empfängniß so blieben, als sie geschaffen worden, auch nach der Geburt durch keine böse Exempel verdorben, sondern einer guten Erziehung theilhaf- tig würden, weniger Neigung zum Bö- fen hätten, als anjetzo. Es würde nemlich die angenehme Empfindung, so uns der äussere Glantz verderblicher
Din-
Kindes gleichfals theilhaftig worden, (§. 14.) und welche der Seele deſſelben auch einigermaſſen eine angenehme Em- pfindung verurſachet, (§. 16.) welche ſich nach der Gebuhrt durch die Einbil- dung mit einem jeden Anblick, welcher der ehemahligen Empfindung ziemlich aͤhn- lich geweſen, vereiniget, und daher dem Kinde zu dergleichen Dingen einen Ap- petit erreget, welche rauh geweſen.
§. 20.
Eben ſo laͤſſet ſich auch die Fortpflan-Erklaͤ- rung, wie die boͤſen Neigun- gen fort gepflan- tzet wer- den koͤn- nen? tzung der boͤſen Neigungen begreiffen. Jch nehme aber hierbey an, daß unſere Seelen, weil ſie Geiſter ſind, unmittel- bar von GOtt muͤſſen geſchaffen wer- den, und daß derſelbe ſie mit dem erſten Stoff unſers Coͤrpers verknuͤpfet, und mit demſelben in eine Gemeinſchaft geſe- tzet worden. Die Vollkommenheiten GOttes uͤberreden mich ferner, daß er die Seelen ſo zubereitet, daß, wenn ſie nach der Empfaͤngniß ſo blieben, als ſie geſchaffen worden, auch nach der Geburt durch keine boͤſe Exempel verdorben, ſondern einer guten Erziehung theilhaf- tig wuͤrden, weniger Neigung zum Boͤ- fen haͤtten, als anjetzo. Es wuͤrde nemlich die angenehme Empfindung, ſo uns der aͤuſſere Glantz verderblicher
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[271[267]/0303]
Kindes gleichfals theilhaftig worden,
(§. 14.) und welche der Seele deſſelben
auch einigermaſſen eine angenehme Em-
pfindung verurſachet, (§. 16.) welche
ſich nach der Gebuhrt durch die Einbil-
dung mit einem jeden Anblick, welcher der
ehemahligen Empfindung ziemlich aͤhn-
lich geweſen, vereiniget, und daher dem
Kinde zu dergleichen Dingen einen Ap-
petit erreget, welche rauh geweſen.
§. 20.
Eben ſo laͤſſet ſich auch die Fortpflan-
tzung der boͤſen Neigungen begreiffen.
Jch nehme aber hierbey an, daß unſere
Seelen, weil ſie Geiſter ſind, unmittel-
bar von GOtt muͤſſen geſchaffen wer-
den, und daß derſelbe ſie mit dem erſten
Stoff unſers Coͤrpers verknuͤpfet, und
mit demſelben in eine Gemeinſchaft geſe-
tzet worden. Die Vollkommenheiten
GOttes uͤberreden mich ferner, daß er
die Seelen ſo zubereitet, daß, wenn ſie
nach der Empfaͤngniß ſo blieben, als ſie
geſchaffen worden, auch nach der Geburt
durch keine boͤſe Exempel verdorben,
ſondern einer guten Erziehung theilhaf-
tig wuͤrden, weniger Neigung zum Boͤ-
fen haͤtten, als anjetzo. Es wuͤrde
nemlich die angenehme Empfindung, ſo
uns der aͤuſſere Glantz verderblicher
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Erklaͤ-
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gen fort
gepflan-
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 271[267]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/303>, abgerufen am 22.11.2024.
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