Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite





und welcher Medicin er sich zu bedienen,
daß er dem Tode entgehe; so kan man ge-
wiß die Vortrefflichkeit der Christlichen
Religion daraus abnehmen, daß sie uns
den Ursprung und die Ursache unsers Elen-
des zu erkennen giebt, und uns die Mit-
tel anweiset, wodurch wir aus demselben
können errettet werden.

§. 10.

Bey dieser Gelegenheit, da von der Ab-Woher
der Nah-
me des
Baums
des Er-
känntnisses
Gutes
und Bö-
ses kom-
men.

sicht des Baums des Erkänntnisses Gutes
und Böses gehandelt, ist mir eine Muth-
massung von dem Ursprung dieses Nah-
mens beygefallen, welche denn, weil sie mit
der vorher abgehandelten Materie einige
Verwandtschafft hat, mit beysetzen wol-
len. Der erste Mensch solte, wie wir
dargethan, im Guten bestätiget werden.
Hierzu war nöthig, daß er nicht nur das
Gute und Böse kennen lernete, sondern
auch einen beständigen Denckzettel hätte,
der ihn in besondern Fällen an die einmahl
erlangte Einsicht des Guten und Bösen
erinnerte. Es ist höchst wahrscheinlich,
wenn nicht gantz gewiß, GOTT werde
den ersten Menschen die Erkänntniß Gu-

tes
P 5





und welcher Medicin er ſich zu bedienen,
daß er dem Tode entgehe; ſo kan man ge-
wiß die Vortrefflichkeit der Chriſtlichen
Religion daraus abnehmen, daß ſie uns
den Urſprung und die Urſache unſers Elen-
des zu erkennen giebt, und uns die Mit-
tel anweiſet, wodurch wir aus demſelben
koͤnnen errettet werden.

§. 10.

Bey dieſer Gelegenheit, da von der Ab-Woher
der Nah-
me des
Baums
des Er-
kaͤñtniſſes
Gutes
und Boͤ-
ſes kom-
men.

ſicht des Baums des Erkaͤnntniſſes Gutes
und Boͤſes gehandelt, iſt mir eine Muth-
maſſung von dem Urſprung dieſes Nah-
mens beygefallen, welche denn, weil ſie mit
der vorher abgehandelten Materie einige
Verwandtſchafft hat, mit beyſetzen wol-
len. Der erſte Menſch ſolte, wie wir
dargethan, im Guten beſtaͤtiget werden.
Hierzu war noͤthig, daß er nicht nur das
Gute und Boͤſe kennen lernete, ſondern
auch einen beſtaͤndigen Denckzettel haͤtte,
der ihn in beſondern Faͤllen an die einmahl
erlangte Einſicht des Guten und Boͤſen
erinnerte. Es iſt hoͤchſt wahrſcheinlich,
wenn nicht gantz gewiß, GOTT werde
den erſten Menſchen die Erkaͤnntniß Gu-

tes
P 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0265" n="233[229]"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
und welcher Medicin er &#x017F;ich zu bedienen,<lb/>
daß er dem Tode entgehe; &#x017F;o kan man ge-<lb/>
wiß die Vortrefflichkeit der Chri&#x017F;tlichen<lb/>
Religion daraus abnehmen, daß &#x017F;ie uns<lb/>
den Ur&#x017F;prung und die Ur&#x017F;ache un&#x017F;ers Elen-<lb/>
des zu erkennen giebt, und uns die Mit-<lb/>
tel anwei&#x017F;et, wodurch wir aus dem&#x017F;elben<lb/>
ko&#x0364;nnen errettet werden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 10.</head><lb/>
            <p>Bey die&#x017F;er Gelegenheit, da von der Ab-<note place="right">Woher<lb/>
der Nah-<lb/>
me des<lb/>
Baums<lb/>
des Er-<lb/>
ka&#x0364;n&#x0303;tni&#x017F;&#x017F;es<lb/>
Gutes<lb/>
und Bo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;es kom-<lb/>
men.</note><lb/>
&#x017F;icht des Baums des Erka&#x0364;nntni&#x017F;&#x017F;es Gutes<lb/>
und Bo&#x0364;&#x017F;es gehandelt, i&#x017F;t mir eine Muth-<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;ung von dem Ur&#x017F;prung die&#x017F;es Nah-<lb/>
mens beygefallen, welche denn, weil &#x017F;ie mit<lb/>
der vorher abgehandelten Materie einige<lb/>
Verwandt&#x017F;chafft hat, mit bey&#x017F;etzen wol-<lb/>
len. Der er&#x017F;te Men&#x017F;ch &#x017F;olte, wie wir<lb/>
dargethan, im Guten be&#x017F;ta&#x0364;tiget werden.<lb/>
Hierzu war no&#x0364;thig, daß er nicht nur das<lb/>
Gute und Bo&#x0364;&#x017F;e kennen lernete, &#x017F;ondern<lb/>
auch einen be&#x017F;ta&#x0364;ndigen Denckzettel ha&#x0364;tte,<lb/>
der ihn in be&#x017F;ondern Fa&#x0364;llen an die einmahl<lb/>
erlangte Ein&#x017F;icht des Guten und Bo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
erinnerte. Es i&#x017F;t ho&#x0364;ch&#x017F;t wahr&#x017F;cheinlich,<lb/>
wenn nicht gantz gewiß, GOTT werde<lb/>
den er&#x017F;ten Men&#x017F;chen die Erka&#x0364;nntniß Gu-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P 5</fw><fw place="bottom" type="catch">tes</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[233[229]/0265] und welcher Medicin er ſich zu bedienen, daß er dem Tode entgehe; ſo kan man ge- wiß die Vortrefflichkeit der Chriſtlichen Religion daraus abnehmen, daß ſie uns den Urſprung und die Urſache unſers Elen- des zu erkennen giebt, und uns die Mit- tel anweiſet, wodurch wir aus demſelben koͤnnen errettet werden. §. 10. Bey dieſer Gelegenheit, da von der Ab- ſicht des Baums des Erkaͤnntniſſes Gutes und Boͤſes gehandelt, iſt mir eine Muth- maſſung von dem Urſprung dieſes Nah- mens beygefallen, welche denn, weil ſie mit der vorher abgehandelten Materie einige Verwandtſchafft hat, mit beyſetzen wol- len. Der erſte Menſch ſolte, wie wir dargethan, im Guten beſtaͤtiget werden. Hierzu war noͤthig, daß er nicht nur das Gute und Boͤſe kennen lernete, ſondern auch einen beſtaͤndigen Denckzettel haͤtte, der ihn in beſondern Faͤllen an die einmahl erlangte Einſicht des Guten und Boͤſen erinnerte. Es iſt hoͤchſt wahrſcheinlich, wenn nicht gantz gewiß, GOTT werde den erſten Menſchen die Erkaͤnntniß Gu- tes Woher der Nah- me des Baums des Er- kaͤñtniſſes Gutes und Boͤ- ſes kom- men. P 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/265
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 233[229]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/265>, abgerufen am 23.11.2024.