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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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zu von GOtt hinlängliche Kräffte erhal-
ten, und stand bey ihm, ob er selbige ge-
brauchen wolte oder nicht. Die sinnli-
chen Begierden waren es gantz allein, wel-
che seine Glückseligkeit noch in einige Ge-
fahr setzten, mit diesen hatte er noch um
seine ewige Freyheit zu streiten. Der
Mensch solte in diesem Krieg lernen jeder-
zeit auf seiner Huth zu stehen, und nie-
mahls die Dinge nach den Vorstellungen
der Sinne allein, sondern nach der Einsicht
der Vernunfft und der weisesten Vor-
schrifft GOttes zu beurtheilen, und nach
diesem reiffen Urtheil seine Wahl einzu-
richten. Gewiß ein wichtiger Krieg! Aber
ach betrübter Ausgang desselben. Die
schmeichelnde und in Jrthum verführende
Vorstellungen der Sinne schläffern die
Vernunfft ein, besiegen sie und legen ihr
unselige Fesseln an. Der Mensch sagt
GOtt einmahl den Gehorsam auf, folgt ei-
nem unreiffen und übereiltem Urtheil, und
setzt seine Seele dadurch in die Umstände,
daß sie hinfüro geneigter ist unordentlichen
Vorstellungen zu folgen, und wider die
weisesten Gesetze zu handeln. Denn die
Erfahrung lehret, daß dieses die Natur

einer
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zu von GOtt hinlaͤngliche Kraͤffte erhal-
ten, und ſtand bey ihm, ob er ſelbige ge-
brauchen wolte oder nicht. Die ſinnli-
chen Begierden waren es gantz allein, wel-
che ſeine Gluͤckſeligkeit noch in einige Ge-
fahr ſetzten, mit dieſen hatte er noch um
ſeine ewige Freyheit zu ſtreiten. Der
Menſch ſolte in dieſem Krieg lernen jeder-
zeit auf ſeiner Huth zu ſtehen, und nie-
mahls die Dinge nach den Vorſtellungen
der Sinne allein, ſondern nach der Einſicht
der Vernunfft und der weiſeſten Vor-
ſchrifft GOttes zu beurtheilen, und nach
dieſem reiffen Urtheil ſeine Wahl einzu-
richten. Gewiß ein wichtiger Krieg! Aber
ach betruͤbter Ausgang deſſelben. Die
ſchmeichelnde und in Jrthum verfuͤhrende
Vorſtellungen der Sinne ſchlaͤffern die
Vernunfft ein, beſiegen ſie und legen ihr
unſelige Feſſeln an. Der Menſch ſagt
GOtt einmahl den Gehorſam auf, folgt ei-
nem unreiffen und uͤbereiltem Urtheil, und
ſetzt ſeine Seele dadurch in die Umſtaͤnde,
daß ſie hinfuͤro geneigter iſt unordentlichen
Vorſtellungen zu folgen, und wider die
weiſeſten Geſetze zu handeln. Denn die
Erfahrung lehret, daß dieſes die Natur

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[231[227]/0263] zu von GOtt hinlaͤngliche Kraͤffte erhal- ten, und ſtand bey ihm, ob er ſelbige ge- brauchen wolte oder nicht. Die ſinnli- chen Begierden waren es gantz allein, wel- che ſeine Gluͤckſeligkeit noch in einige Ge- fahr ſetzten, mit dieſen hatte er noch um ſeine ewige Freyheit zu ſtreiten. Der Menſch ſolte in dieſem Krieg lernen jeder- zeit auf ſeiner Huth zu ſtehen, und nie- mahls die Dinge nach den Vorſtellungen der Sinne allein, ſondern nach der Einſicht der Vernunfft und der weiſeſten Vor- ſchrifft GOttes zu beurtheilen, und nach dieſem reiffen Urtheil ſeine Wahl einzu- richten. Gewiß ein wichtiger Krieg! Aber ach betruͤbter Ausgang deſſelben. Die ſchmeichelnde und in Jrthum verfuͤhrende Vorſtellungen der Sinne ſchlaͤffern die Vernunfft ein, beſiegen ſie und legen ihr unſelige Feſſeln an. Der Menſch ſagt GOtt einmahl den Gehorſam auf, folgt ei- nem unreiffen und uͤbereiltem Urtheil, und ſetzt ſeine Seele dadurch in die Umſtaͤnde, daß ſie hinfuͤro geneigter iſt unordentlichen Vorſtellungen zu folgen, und wider die weiſeſten Geſetze zu handeln. Denn die Erfahrung lehret, daß dieſes die Natur einer P 4

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 231[227]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/263>, abgerufen am 22.11.2024.