Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite





giebt; so werde auch dieses daraus schlies-
sen können, daß die Cörper der Hölle mit
dieser Absicht übereinstimmen, und deswe-
gen zu vielen Mißvergnügen der bösen Gei-
ster eingerichtet seyn, weil sie sonsten ihre
verstockte Boßheit noch mehr ausüben und
sich und ihren Zustand noch unseligen ma-
chen würden.

§. 40.

Vielleicht dencket jemand, aus dieserWarum
GOtt die
Höllen-
Straffen
so sehr
empfind-
lich
macht?

Muthmassung könne man zwar begreiffen,
warum GOtt die Lasterhafften an einen
unangenehmen und traurigen Ort setzen
werde: man könne aber daraus nicht ab-
sehen, warum GOTT eben die Einwoh-
ner der Hölle mit so sehr empfindlichen
Schmertzen heimsuchen wolle. Aber auch
hiervon können wir nach der angegebenen
Absicht GOttes bey der Hölle eine Ursa-
che beybringen, und es ist uns leicht zu
zeigen, daß die Empfindungen der Hölle
desto herber seyn müssen, je gütiger GOtt
ist. Hat GOtt bey der ewigen Straffe
diese Absicht, daß die zur Sünde geneig-
ten Geschöpffe noch so vieler Vollkommen-
heiten geniessen sollen, als durch weise Mit-
tel geschehen kan, und ist sein Wille durch

die
N 5





giebt; ſo werde auch dieſes daraus ſchlieſ-
ſen koͤnnen, daß die Coͤrper der Hoͤlle mit
dieſer Abſicht uͤbereinſtimmen, und deswe-
gen zu vielen Mißvergnuͤgen der boͤſen Gei-
ſter eingerichtet ſeyn, weil ſie ſonſten ihre
verſtockte Boßheit noch mehr ausuͤben und
ſich und ihren Zuſtand noch unſeligen ma-
chen wuͤrden.

§. 40.

Vielleicht dencket jemand, aus dieſerWarum
GOtt die
Hoͤllen-
Straffen
ſo ſehr
empfind-
lich
macht?

Muthmaſſung koͤnne man zwar begreiffen,
warum GOtt die Laſterhafften an einen
unangenehmen und traurigen Ort ſetzen
werde: man koͤnne aber daraus nicht ab-
ſehen, warum GOTT eben die Einwoh-
ner der Hoͤlle mit ſo ſehr empfindlichen
Schmertzen heimſuchen wolle. Aber auch
hiervon koͤnnen wir nach der angegebenen
Abſicht GOttes bey der Hoͤlle eine Urſa-
che beybringen, und es iſt uns leicht zu
zeigen, daß die Empfindungen der Hoͤlle
deſto herber ſeyn muͤſſen, je guͤtiger GOtt
iſt. Hat GOtt bey der ewigen Straffe
dieſe Abſicht, daß die zur Suͤnde geneig-
ten Geſchoͤpffe noch ſo vieler Vollkommen-
heiten genieſſen ſollen, als durch weiſe Mit-
tel geſchehen kan, und iſt ſein Wille durch

die
N 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0233" n="201[197]"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
giebt; &#x017F;o werde auch die&#x017F;es daraus &#x017F;chlie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en ko&#x0364;nnen, daß die Co&#x0364;rper der Ho&#x0364;lle mit<lb/>
die&#x017F;er Ab&#x017F;icht u&#x0364;berein&#x017F;timmen, und deswe-<lb/>
gen zu vielen Mißvergnu&#x0364;gen der bo&#x0364;&#x017F;en Gei-<lb/>
&#x017F;ter eingerichtet &#x017F;eyn, weil &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;ten ihre<lb/>
ver&#x017F;tockte Boßheit noch mehr ausu&#x0364;ben und<lb/>
&#x017F;ich und ihren Zu&#x017F;tand noch un&#x017F;eligen ma-<lb/>
chen wu&#x0364;rden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 40.</head><lb/>
            <p>Vielleicht dencket jemand, aus die&#x017F;er<note place="right">Warum<lb/>
GOtt die<lb/>
Ho&#x0364;llen-<lb/>
Straffen<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ehr<lb/>
empfind-<lb/>
lich<lb/>
macht?</note><lb/>
Muthma&#x017F;&#x017F;ung ko&#x0364;nne man zwar begreiffen,<lb/>
warum GOtt die La&#x017F;terhafften an einen<lb/>
unangenehmen und traurigen Ort &#x017F;etzen<lb/>
werde: man ko&#x0364;nne aber daraus nicht ab-<lb/>
&#x017F;ehen, warum GOTT eben die Einwoh-<lb/>
ner der Ho&#x0364;lle mit &#x017F;o &#x017F;ehr empfindlichen<lb/>
Schmertzen heim&#x017F;uchen wolle. Aber auch<lb/>
hiervon ko&#x0364;nnen wir nach der angegebenen<lb/>
Ab&#x017F;icht GOttes bey der Ho&#x0364;lle eine Ur&#x017F;a-<lb/>
che beybringen, und es i&#x017F;t uns leicht zu<lb/>
zeigen, daß die Empfindungen der Ho&#x0364;lle<lb/>
de&#x017F;to herber &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, je gu&#x0364;tiger GOtt<lb/>
i&#x017F;t. Hat GOtt bey der ewigen Straffe<lb/>
die&#x017F;e Ab&#x017F;icht, daß die zur Su&#x0364;nde geneig-<lb/>
ten Ge&#x017F;cho&#x0364;pffe noch &#x017F;o vieler Vollkommen-<lb/>
heiten genie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollen, als durch wei&#x017F;e Mit-<lb/>
tel ge&#x017F;chehen kan, und i&#x017F;t &#x017F;ein Wille durch<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 5</fw><fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[201[197]/0233] giebt; ſo werde auch dieſes daraus ſchlieſ- ſen koͤnnen, daß die Coͤrper der Hoͤlle mit dieſer Abſicht uͤbereinſtimmen, und deswe- gen zu vielen Mißvergnuͤgen der boͤſen Gei- ſter eingerichtet ſeyn, weil ſie ſonſten ihre verſtockte Boßheit noch mehr ausuͤben und ſich und ihren Zuſtand noch unſeligen ma- chen wuͤrden. §. 40. Vielleicht dencket jemand, aus dieſer Muthmaſſung koͤnne man zwar begreiffen, warum GOtt die Laſterhafften an einen unangenehmen und traurigen Ort ſetzen werde: man koͤnne aber daraus nicht ab- ſehen, warum GOTT eben die Einwoh- ner der Hoͤlle mit ſo ſehr empfindlichen Schmertzen heimſuchen wolle. Aber auch hiervon koͤnnen wir nach der angegebenen Abſicht GOttes bey der Hoͤlle eine Urſa- che beybringen, und es iſt uns leicht zu zeigen, daß die Empfindungen der Hoͤlle deſto herber ſeyn muͤſſen, je guͤtiger GOtt iſt. Hat GOtt bey der ewigen Straffe dieſe Abſicht, daß die zur Suͤnde geneig- ten Geſchoͤpffe noch ſo vieler Vollkommen- heiten genieſſen ſollen, als durch weiſe Mit- tel geſchehen kan, und iſt ſein Wille durch die Warum GOtt die Hoͤllen- Straffen ſo ſehr empfind- lich macht? N 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/233
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 201[197]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/233>, abgerufen am 27.11.2024.