sen Neigungen entweder gar abgezogen wird, oder bey denselben doch noch so vie- ler Glückseligkeit geniesset, als durch wei- se Mittel möglich ist. Und also leuchtet auch bey dieser Art der göttlichen Straffe seine Begierde, Creaturen glücklich zu ma- chen, gantz deutlich hervor.
§. 39.
Solten wir nun ohne Jrthum anneh-Beant- wortung dieser Frage. men können, daß das höchste Wesen seine Straff-Gerechtigkeit und ihre Absicht in dieser Welt schon so geoffenbahret, als sie an sich selbst ist; so werden wir eben die- selbe gütige Absicht, welche GOTT bey Verfluchung der Erde nach dem Sünden- Falle gehabt, auch bey der Unangenehm- lichkeit der höllischen Cörper, bey ihrem Feuer, bey ihrer Finsterniß und ihrem Wurme annehmen müssen. GOTT wird nemlich die Wohnung der bösen Gei- ster aus solchen Cörpern zusammensetzen, welche noch mehr widrige Begebenheiten und unangenehme Empfindungen verursa- chen, als unsere von GOtt verfluchte Er- de, damit den bösen Neigungen, welche durch die lange Gewohnheit immer mehr eingewurtzelt und stärcker worden, auch
mit
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ſen Neigungen entweder gar abgezogen wird, oder bey denſelben doch noch ſo vie- ler Gluͤckſeligkeit genieſſet, als durch wei- ſe Mittel moͤglich iſt. Und alſo leuchtet auch bey dieſer Art der goͤttlichen Straffe ſeine Begierde, Creaturen gluͤcklich zu ma- chen, gantz deutlich hervor.
§. 39.
Solten wir nun ohne Jrthum anneh-Beant- wortung dieſer Frage. men koͤnnen, daß das hoͤchſte Weſen ſeine Straff-Gerechtigkeit und ihre Abſicht in dieſer Welt ſchon ſo geoffenbahret, als ſie an ſich ſelbſt iſt; ſo werden wir eben die- ſelbe guͤtige Abſicht, welche GOTT bey Verfluchung der Erde nach dem Suͤnden- Falle gehabt, auch bey der Unangenehm- lichkeit der hoͤlliſchen Coͤrper, bey ihrem Feuer, bey ihrer Finſterniß und ihrem Wurme annehmen muͤſſen. GOTT wird nemlich die Wohnung der boͤſen Gei- ſter aus ſolchen Coͤrpern zuſammenſetzen, welche noch mehr widrige Begebenheiten und unangenehme Empfindungen verurſa- chen, als unſere von GOtt verfluchte Er- de, damit den boͤſen Neigungen, welche durch die lange Gewohnheit immer mehr eingewurtzelt und ſtaͤrcker worden, auch
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[199[195]/0231]
ſen Neigungen entweder gar abgezogen
wird, oder bey denſelben doch noch ſo vie-
ler Gluͤckſeligkeit genieſſet, als durch wei-
ſe Mittel moͤglich iſt. Und alſo leuchtet
auch bey dieſer Art der goͤttlichen Straffe
ſeine Begierde, Creaturen gluͤcklich zu ma-
chen, gantz deutlich hervor.
§. 39.
Solten wir nun ohne Jrthum anneh-
men koͤnnen, daß das hoͤchſte Weſen ſeine
Straff-Gerechtigkeit und ihre Abſicht in
dieſer Welt ſchon ſo geoffenbahret, als ſie
an ſich ſelbſt iſt; ſo werden wir eben die-
ſelbe guͤtige Abſicht, welche GOTT bey
Verfluchung der Erde nach dem Suͤnden-
Falle gehabt, auch bey der Unangenehm-
lichkeit der hoͤlliſchen Coͤrper, bey ihrem
Feuer, bey ihrer Finſterniß und ihrem
Wurme annehmen muͤſſen. GOTT
wird nemlich die Wohnung der boͤſen Gei-
ſter aus ſolchen Coͤrpern zuſammenſetzen,
welche noch mehr widrige Begebenheiten
und unangenehme Empfindungen verurſa-
chen, als unſere von GOtt verfluchte Er-
de, damit den boͤſen Neigungen, welche
durch die lange Gewohnheit immer mehr
eingewurtzelt und ſtaͤrcker worden, auch
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Beant-
wortung
dieſer
Frage.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 199[195]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/231>, abgerufen am 27.11.2024.
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