same Mühe an, den sündlichen Lüsten zu widerstehen. Sie ergreiffen nicht die Mit- tel, wodurch sie das Feuer der schädlichen Gemüths-Bewegungen löschen könnten, und nehmen also in ihrem Verderben im- mer zu. Wahre Tugend kan ihnen de- rowegen nicht anders als sehr verhaßt und zuwider seyn. Die Liebe gegen GOTT und Nechsten ist bey ihnen verloschen, und das, was wahrhafftig erhaben und edlen Gemüthern anständig, ist ihnen nieder- trächtig, einfältig und schlecht. Das wah- re Christenthum als das Mittel glückselig zu werden ist ihnen eine Thorheit und Aer- gerniß. Mit einem Wort; Verstand und Wille ist bey ihnen im höchsten Grad ver- dorben.
§. 32.
Die Unse- ligkeit die- ser Bür- ger, so aus ihrem ei- genen bö- sen Nei- gungen entstehet.
Wir können hieraus auf die Unselig- keit dieser Gesellschafft einen Schluß ma- chen. Einen jeden wird Unruhe erregt durch seine eigene unordentliche Gemüths- Bewegungen, und selbige wird vermehrt durch die bösen Neigungen seiner Mit- Bürger. Es ist dieses die Natur dersel- ben. Man siehet solches in dieser Welt. Man gebe Achtung auf einen Hochmüthi-
gen.
ſame Muͤhe an, den ſuͤndlichen Luͤſten zu widerſtehen. Sie ergreiffen nicht die Mit- tel, wodurch ſie das Feuer der ſchaͤdlichen Gemuͤths-Bewegungen loͤſchen koͤnnten, und nehmen alſo in ihrem Verderben im- mer zu. Wahre Tugend kan ihnen de- rowegen nicht anders als ſehr verhaßt und zuwider ſeyn. Die Liebe gegen GOTT und Nechſten iſt bey ihnen verloſchen, und das, was wahrhafftig erhaben und edlen Gemuͤthern anſtaͤndig, iſt ihnen nieder- traͤchtig, einfaͤltig und ſchlecht. Das wah- re Chriſtenthum als das Mittel gluͤckſelig zu werden iſt ihnen eine Thorheit und Aer- gerniß. Mit einem Wort; Verſtand und Wille iſt bey ihnen im hoͤchſten Grad ver- dorben.
§. 32.
Die Unſe- ligkeit die- ſer Buͤr- geꝛ, ſo aus ihrem ei- genen boͤ- ſen Nei- gungen entſtehet.
Wir koͤnnen hieraus auf die Unſelig- keit dieſer Geſellſchafft einen Schluß ma- chen. Einen jeden wird Unruhe erregt durch ſeine eigene unordentliche Gemuͤths- Bewegungen, und ſelbige wird vermehrt durch die boͤſen Neigungen ſeiner Mit- Buͤrger. Es iſt dieſes die Natur derſel- ben. Man ſiehet ſolches in dieſer Welt. Man gebe Achtung auf einen Hochmuͤthi-
gen.
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[180[176]/0212]
ſame Muͤhe an, den ſuͤndlichen Luͤſten zu
widerſtehen. Sie ergreiffen nicht die Mit-
tel, wodurch ſie das Feuer der ſchaͤdlichen
Gemuͤths-Bewegungen loͤſchen koͤnnten,
und nehmen alſo in ihrem Verderben im-
mer zu. Wahre Tugend kan ihnen de-
rowegen nicht anders als ſehr verhaßt und
zuwider ſeyn. Die Liebe gegen GOTT
und Nechſten iſt bey ihnen verloſchen, und
das, was wahrhafftig erhaben und edlen
Gemuͤthern anſtaͤndig, iſt ihnen nieder-
traͤchtig, einfaͤltig und ſchlecht. Das wah-
re Chriſtenthum als das Mittel gluͤckſelig
zu werden iſt ihnen eine Thorheit und Aer-
gerniß. Mit einem Wort; Verſtand und
Wille iſt bey ihnen im hoͤchſten Grad ver-
dorben.
§. 32.
Wir koͤnnen hieraus auf die Unſelig-
keit dieſer Geſellſchafft einen Schluß ma-
chen. Einen jeden wird Unruhe erregt
durch ſeine eigene unordentliche Gemuͤths-
Bewegungen, und ſelbige wird vermehrt
durch die boͤſen Neigungen ſeiner Mit-
Buͤrger. Es iſt dieſes die Natur derſel-
ben. Man ſiehet ſolches in dieſer Welt.
Man gebe Achtung auf einen Hochmuͤthi-
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 180[176]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/212>, abgerufen am 25.11.2024.
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