Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite





get, als mit dem, was wir gesehen und
gehöret. Folglich können wir auch
das ungemeine Vergnügen, so diese letztern
Vermögen unserer Seele geben, keinen
Sinnen mehr zu schreiben, als dem Gesicht
und Gehör.

§. 23.
Welche
Vergnü-
gen im
Himmel
bleiben
werden?

Wir wollen nun untersuchen, welche
Vergnügen in jenem Leben bleiben und
vollkommener gemacht werden. Die See-
le verlieret nichts von ihren Vollkommen-
heiten, sondern es werden selbige noch er-
höhet. Sie wird auch mit einem neuen
Leibe, welcher mit einer so vollkommenen
Seele übereinstimmet, verbunden. Sie
behält also das Vermögen durch die Sin-
ne zu empfinden, die empfundene Sachen
zu überlegen, durch das Gedächtniß zu be-
halten und durch die Vernunfft weit deut-
licher und richtiger von ihnen zu urtheilen
als in dieser Sterblichkeit. Weil uns
aber das blosse Vermögen zu empfinden
und zu beurtheilen wenig belustiget, wenn
uns nicht der Gebrauch desselben vergön-
net ist; so müssen wir wieder zurück gehen
auf diejenigen Dinge, welche den Seligen
zu einer ewigen Empfindung und Betrach-
tung vorbehalten sind. Der innere Sinn

empfin-





get, als mit dem, was wir geſehen und
gehoͤret. Folglich koͤnnen wir auch
das ungemeine Vergnuͤgen, ſo dieſe letztern
Vermoͤgen unſerer Seele geben, keinen
Sinnen mehr zu ſchreiben, als dem Geſicht
und Gehoͤr.

§. 23.
Welche
Vergnuͤ-
gen im
Himmel
bleiben
werden?

Wir wollen nun unterſuchen, welche
Vergnuͤgen in jenem Leben bleiben und
vollkommener gemacht werden. Die See-
le verlieret nichts von ihren Vollkommen-
heiten, ſondern es werden ſelbige noch er-
hoͤhet. Sie wird auch mit einem neuen
Leibe, welcher mit einer ſo vollkommenen
Seele uͤbereinſtimmet, verbunden. Sie
behaͤlt alſo das Vermoͤgen durch die Sin-
ne zu empfinden, die empfundene Sachen
zu uͤberlegen, durch das Gedaͤchtniß zu be-
halten und durch die Vernunfft weit deut-
licher und richtiger von ihnen zu urtheilen
als in dieſer Sterblichkeit. Weil uns
aber das bloſſe Vermoͤgen zu empfinden
und zu beurtheilen wenig beluſtiget, wenn
uns nicht der Gebrauch deſſelben vergoͤn-
net iſt; ſo muͤſſen wir wieder zuruͤck gehen
auf diejenigen Dinge, welche den Seligen
zu einer ewigen Empfindung und Betrach-
tung vorbehalten ſind. Der innere Sinn

empfin-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0186" n="154[150]"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
get, als mit dem, was wir ge&#x017F;ehen und<lb/>
geho&#x0364;ret. Folglich ko&#x0364;nnen wir auch<lb/>
das ungemeine Vergnu&#x0364;gen, &#x017F;o die&#x017F;e letztern<lb/>
Vermo&#x0364;gen un&#x017F;erer Seele geben, keinen<lb/>
Sinnen mehr zu &#x017F;chreiben, als dem Ge&#x017F;icht<lb/>
und Geho&#x0364;r.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 23.</head><lb/>
            <note place="left">Welche<lb/>
Vergnu&#x0364;-<lb/>
gen im<lb/>
Himmel<lb/>
bleiben<lb/>
werden?</note>
            <p>Wir wollen nun unter&#x017F;uchen, welche<lb/>
Vergnu&#x0364;gen in jenem Leben bleiben und<lb/>
vollkommener gemacht werden. Die See-<lb/>
le verlieret nichts von ihren Vollkommen-<lb/>
heiten, &#x017F;ondern es werden &#x017F;elbige noch er-<lb/>
ho&#x0364;het. Sie wird auch mit einem neuen<lb/>
Leibe, welcher mit einer &#x017F;o vollkommenen<lb/>
Seele u&#x0364;berein&#x017F;timmet, verbunden. Sie<lb/>
beha&#x0364;lt al&#x017F;o das Vermo&#x0364;gen durch die Sin-<lb/>
ne zu empfinden, die empfundene Sachen<lb/>
zu u&#x0364;berlegen, durch das Geda&#x0364;chtniß zu be-<lb/>
halten und durch die Vernunfft weit deut-<lb/>
licher und richtiger von ihnen zu urtheilen<lb/>
als in die&#x017F;er Sterblichkeit. Weil uns<lb/>
aber das blo&#x017F;&#x017F;e Vermo&#x0364;gen zu empfinden<lb/>
und zu beurtheilen wenig belu&#x017F;tiget, wenn<lb/>
uns nicht der Gebrauch de&#x017F;&#x017F;elben vergo&#x0364;n-<lb/>
net i&#x017F;t; &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir wieder zuru&#x0364;ck gehen<lb/>
auf diejenigen Dinge, welche den Seligen<lb/>
zu einer ewigen Empfindung und Betrach-<lb/>
tung vorbehalten &#x017F;ind. Der innere Sinn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">empfin-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[154[150]/0186] get, als mit dem, was wir geſehen und gehoͤret. Folglich koͤnnen wir auch das ungemeine Vergnuͤgen, ſo dieſe letztern Vermoͤgen unſerer Seele geben, keinen Sinnen mehr zu ſchreiben, als dem Geſicht und Gehoͤr. §. 23. Wir wollen nun unterſuchen, welche Vergnuͤgen in jenem Leben bleiben und vollkommener gemacht werden. Die See- le verlieret nichts von ihren Vollkommen- heiten, ſondern es werden ſelbige noch er- hoͤhet. Sie wird auch mit einem neuen Leibe, welcher mit einer ſo vollkommenen Seele uͤbereinſtimmet, verbunden. Sie behaͤlt alſo das Vermoͤgen durch die Sin- ne zu empfinden, die empfundene Sachen zu uͤberlegen, durch das Gedaͤchtniß zu be- halten und durch die Vernunfft weit deut- licher und richtiger von ihnen zu urtheilen als in dieſer Sterblichkeit. Weil uns aber das bloſſe Vermoͤgen zu empfinden und zu beurtheilen wenig beluſtiget, wenn uns nicht der Gebrauch deſſelben vergoͤn- net iſt; ſo muͤſſen wir wieder zuruͤck gehen auf diejenigen Dinge, welche den Seligen zu einer ewigen Empfindung und Betrach- tung vorbehalten ſind. Der innere Sinn empfin-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/186
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 154[150]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/186>, abgerufen am 28.11.2024.