welchen wir nachgehends durch Geniessung seiner Frucht zu einem Theile von unse- rem Leibe machten? Würde ferner nicht das Fleisch manches Menschen von den Fischen verzehrt und in Fleisch eines Fi- sches verwandelt, welches wir nach kurtzer Zeit als Lecker-Bißgen ässen und unserem Cörper wieder einverleibten? Es müste dieses ein jeder zugeben, welcher nicht Wahrheiten leugnen wolte, die ein jeder Einfältiger bemerckte, wenn er nur seinen wenigen Verstand gebrauchte. Ja wenn dieses nicht solte richtig seyn, so müsten die Kirchhöffe oder GOttes-Aecker nach und nach zu grossen Bergen werden: da aber dieses nicht geschähe, so wäre klar, daß der Staub der menschlichen Leiber nach und nach wieder in andere Cörper gienge, und bald ein grünes Graß, bald ein Thier und bald wieder einen Menschen vorstellete.
10.
Der Zwei- fel selbst.
Hieraus ziehen diejenigen, welche die Aufferstehung der vermoderten Leiber vor unglaublich halten, folgende Fragen, wo- mit sie die Unmöglichkeit der künfftigen Auferweckung meinen dargethan zu haben. Erstlich fragen sie: Welcher Leib oder vielmehr welche Theile unsers Lei-
bes
welchen wir nachgehends durch Genieſſung ſeiner Frucht zu einem Theile von unſe- rem Leibe machten? Wuͤrde ferner nicht das Fleiſch manches Menſchen von den Fiſchen verzehrt und in Fleiſch eines Fi- ſches verwandelt, welches wir nach kurtzer Zeit als Lecker-Bißgen aͤſſen und unſerem Coͤrper wieder einverleibten? Es muͤſte dieſes ein jeder zugeben, welcher nicht Wahrheiten leugnen wolte, die ein jeder Einfaͤltiger bemerckte, wenn er nur ſeinen wenigen Verſtand gebrauchte. Ja wenn dieſes nicht ſolte richtig ſeyn, ſo muͤſten die Kirchhoͤffe oder GOttes-Aecker nach und nach zu groſſen Bergen werden: da aber dieſes nicht geſchaͤhe, ſo waͤre klar, daß der Staub der menſchlichen Leiber nach und nach wieder in andere Coͤrper gienge, und bald ein gruͤnes Graß, bald ein Thier und bald wieder einen Menſchen vorſtellete.
10.
Der Zwei- fel ſelbſt.
Hieraus ziehen diejenigen, welche die Aufferſtehung der vermoderten Leiber vor unglaublich halten, folgende Fragen, wo- mit ſie die Unmoͤglichkeit der kuͤnfftigen Auferweckung meinen dargethan zu haben. Erſtlich fragen ſie: Welcher Leib oder vielmehr welche Theile unſers Lei-
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[118[114]/0150]
welchen wir nachgehends durch Genieſſung
ſeiner Frucht zu einem Theile von unſe-
rem Leibe machten? Wuͤrde ferner nicht
das Fleiſch manches Menſchen von den
Fiſchen verzehrt und in Fleiſch eines Fi-
ſches verwandelt, welches wir nach kurtzer
Zeit als Lecker-Bißgen aͤſſen und unſerem
Coͤrper wieder einverleibten? Es muͤſte
dieſes ein jeder zugeben, welcher nicht
Wahrheiten leugnen wolte, die ein jeder
Einfaͤltiger bemerckte, wenn er nur ſeinen
wenigen Verſtand gebrauchte. Ja wenn
dieſes nicht ſolte richtig ſeyn, ſo muͤſten die
Kirchhoͤffe oder GOttes-Aecker nach und
nach zu groſſen Bergen werden: da aber
dieſes nicht geſchaͤhe, ſo waͤre klar, daß der
Staub der menſchlichen Leiber nach und
nach wieder in andere Coͤrper gienge, und
bald ein gruͤnes Graß, bald ein Thier und
bald wieder einen Menſchen vorſtellete.
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Hieraus ziehen diejenigen, welche die
Aufferſtehung der vermoderten Leiber vor
unglaublich halten, folgende Fragen, wo-
mit ſie die Unmoͤglichkeit der kuͤnfftigen
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 118[114]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/150>, abgerufen am 23.11.2024.
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