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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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um brauche, eben dergleichen Dinge, als
sie vorher ausgemacht, nemlich Graß, Ge-
stäude, Körner, Bäume und ihre Früchte
daraus von neuen zusammen zu setzen. Sie
nehmen dieses besonders daraus ab, weil
man diejenigen Theile, welche wegen ihrer
Grobheit und Schwehre nicht von der
Lufft können wieder auf den Acker und in
die Gärten geführet werden, mit dem Wa-
gen oder andern Geschirr, auf denselben
bringen und damit düngen müsse, wenn
anders der Boden an den mehresten Or-
ten seine Fruchtbarkeit nicht gantz oder
wenigstens zum Theil verlieren solle. Und
eben so, sagen sie, verhalte es sich mit den
Leibern der Menschen. Die mehresten
Theile derselben wechselten schon ab noch
bey ihren Lebzeiten, und wären wie ein al-
gemeiner Mandel in einem Hause, wel-
chen bald dieser bald jener umhienge.
Denn diejenigen Theile, welche diesen Au-
genblick dem einem menschlichen Leibe eigen
wären, giengen nach kurtzer Zeit in einen
andern über. Die Theile des Geblüthes,
des Fettes, des Fleisches giengen immer
durch die kleinen Löchergen der Haut fort
und die äussere Haut riebe und schehlte
sich nach und nach ab und eine neue käme

an





um brauche, eben dergleichen Dinge, als
ſie vorher ausgemacht, nemlich Graß, Ge-
ſtaͤude, Koͤrner, Baͤume und ihre Fruͤchte
daraus von neuen zuſammen zu ſetzen. Sie
nehmen dieſes beſonders daraus ab, weil
man diejenigen Theile, welche wegen ihrer
Grobheit und Schwehre nicht von der
Lufft koͤnnen wieder auf den Acker und in
die Gaͤrten gefuͤhret werden, mit dem Wa-
gen oder andern Geſchirr, auf denſelben
bringen und damit duͤngen muͤſſe, wenn
anders der Boden an den mehreſten Or-
ten ſeine Fruchtbarkeit nicht gantz oder
wenigſtens zum Theil verlieren ſolle. Und
eben ſo, ſagen ſie, verhalte es ſich mit den
Leibern der Menſchen. Die mehreſten
Theile derſelben wechſelten ſchon ab noch
bey ihren Lebzeiten, und waͤren wie ein al-
gemeiner Mandel in einem Hauſe, wel-
chen bald dieſer bald jener umhienge.
Denn diejenigen Theile, welche dieſen Au-
genblick dem einem menſchlichen Leibe eigen
waͤren, giengen nach kurtzer Zeit in einen
andern uͤber. Die Theile des Gebluͤthes,
des Fettes, des Fleiſches giengen immer
durch die kleinen Loͤchergen der Haut fort
und die aͤuſſere Haut riebe und ſchehlte
ſich nach und nach ab und eine neue kaͤme

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[116[112]/0148] um brauche, eben dergleichen Dinge, als ſie vorher ausgemacht, nemlich Graß, Ge- ſtaͤude, Koͤrner, Baͤume und ihre Fruͤchte daraus von neuen zuſammen zu ſetzen. Sie nehmen dieſes beſonders daraus ab, weil man diejenigen Theile, welche wegen ihrer Grobheit und Schwehre nicht von der Lufft koͤnnen wieder auf den Acker und in die Gaͤrten gefuͤhret werden, mit dem Wa- gen oder andern Geſchirr, auf denſelben bringen und damit duͤngen muͤſſe, wenn anders der Boden an den mehreſten Or- ten ſeine Fruchtbarkeit nicht gantz oder wenigſtens zum Theil verlieren ſolle. Und eben ſo, ſagen ſie, verhalte es ſich mit den Leibern der Menſchen. Die mehreſten Theile derſelben wechſelten ſchon ab noch bey ihren Lebzeiten, und waͤren wie ein al- gemeiner Mandel in einem Hauſe, wel- chen bald dieſer bald jener umhienge. Denn diejenigen Theile, welche dieſen Au- genblick dem einem menſchlichen Leibe eigen waͤren, giengen nach kurtzer Zeit in einen andern uͤber. Die Theile des Gebluͤthes, des Fettes, des Fleiſches giengen immer durch die kleinen Loͤchergen der Haut fort und die aͤuſſere Haut riebe und ſchehlte ſich nach und nach ab und eine neue kaͤme an

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 116[112]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/148>, abgerufen am 23.11.2024.