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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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einander zu setzen. Weil aber selbiges zu
thun wider den Wolstand lieffe, so will
mich nur allein beruffen auf den Eckel, wel-
chen wir bezeigen vor allem denjenigen,
was die Hand eines Abdeckers oder soge-
nandten Schinders angerühret hat. Wo-
bey wir keine andere Ursache anzugeben
wissen, als diese, daß er seine Hände an
todten Menschen und Vieh besudeln müs-
se. Doch ich darf noch ein Exempel an-
bringen. Jch erinnere mich, daß auf ei-
nem gewissen Hoffe ein Schäffer einst-
mal ein gestorbenes Schaff abgedecket,
und das Fell mit nach Hause gebracht, daß
es die Mägde auf demselben Hoffe gese-
hen. Hiedurch bekamen diese Mägde ei-
nen solchen Abscheu vor dem Schäffer,
daß, da sie ihn vorhero gerne geküsset und
umarmet, sie anjetzo nicht mit ihm essen
wolten. Und als der Herr des Hoffes sie
dazu zwang, waren sie kaum im Stande
einige wenige Löffel voll Suppen mit dem
grösten Schauder und Widerstande in
Leib zu bringen, und fehlete nicht viel, daß
sie nicht zusammen vor Eckel in eine
Kranckheit verfielen. Und von allen die-
sen gewaltigen Veränderungen war keine
andere Ursache vorhanden, als daß der

Schäf-





einander zu ſetzen. Weil aber ſelbiges zu
thun wider den Wolſtand lieffe, ſo will
mich nur allein beruffen auf den Eckel, wel-
chen wir bezeigen vor allem denjenigen,
was die Hand eines Abdeckers oder ſoge-
nandten Schinders angeruͤhret hat. Wo-
bey wir keine andere Urſache anzugeben
wiſſen, als dieſe, daß er ſeine Haͤnde an
todten Menſchen und Vieh beſudeln muͤſ-
ſe. Doch ich darf noch ein Exempel an-
bringen. Jch erinnere mich, daß auf ei-
nem gewiſſen Hoffe ein Schaͤffer einſt-
mal ein geſtorbenes Schaff abgedecket,
und das Fell mit nach Hauſe gebracht, daß
es die Maͤgde auf demſelben Hoffe geſe-
hen. Hiedurch bekamen dieſe Maͤgde ei-
nen ſolchen Abſcheu vor dem Schaͤffer,
daß, da ſie ihn vorhero gerne gekuͤſſet und
umarmet, ſie anjetzo nicht mit ihm eſſen
wolten. Und als der Herr des Hoffes ſie
dazu zwang, waren ſie kaum im Stande
einige wenige Loͤffel voll Suppen mit dem
groͤſten Schauder und Widerſtande in
Leib zu bringen, und fehlete nicht viel, daß
ſie nicht zuſammen vor Eckel in eine
Kranckheit verfielen. Und von allen die-
ſen gewaltigen Veraͤnderungen war keine
andere Urſache vorhanden, als daß der

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[86/0122] einander zu ſetzen. Weil aber ſelbiges zu thun wider den Wolſtand lieffe, ſo will mich nur allein beruffen auf den Eckel, wel- chen wir bezeigen vor allem denjenigen, was die Hand eines Abdeckers oder ſoge- nandten Schinders angeruͤhret hat. Wo- bey wir keine andere Urſache anzugeben wiſſen, als dieſe, daß er ſeine Haͤnde an todten Menſchen und Vieh beſudeln muͤſ- ſe. Doch ich darf noch ein Exempel an- bringen. Jch erinnere mich, daß auf ei- nem gewiſſen Hoffe ein Schaͤffer einſt- mal ein geſtorbenes Schaff abgedecket, und das Fell mit nach Hauſe gebracht, daß es die Maͤgde auf demſelben Hoffe geſe- hen. Hiedurch bekamen dieſe Maͤgde ei- nen ſolchen Abſcheu vor dem Schaͤffer, daß, da ſie ihn vorhero gerne gekuͤſſet und umarmet, ſie anjetzo nicht mit ihm eſſen wolten. Und als der Herr des Hoffes ſie dazu zwang, waren ſie kaum im Stande einige wenige Loͤffel voll Suppen mit dem groͤſten Schauder und Widerſtande in Leib zu bringen, und fehlete nicht viel, daß ſie nicht zuſammen vor Eckel in eine Kranckheit verfielen. Und von allen die- ſen gewaltigen Veraͤnderungen war keine andere Urſache vorhanden, als daß der Schaͤf-

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/122>, abgerufen am 24.11.2024.