Fenster geöffnet, und bin ein Weilchen daran stehen geblieben, um meinen Freunden nachzu- sinnen; und jetzt, bis meine Knaben kommen, will ich ein wenig mit Dir plaudern.
Zuerst von unserm Jammer, unserm Ver- druß, Aerger, Zorn (was hievon es eigentlich seyn müsse, wissen wir eben, leider! noch nicht) über das ungewöhnlich lange Ausbleiben Deiner Briefe. Clerdon will alles sein baares Geld darauf verwetten, (wie viel meynst Du, daß wir ihm dagegen setzen?) daß wir mit dem ersten Postillon mehrere Briefe auf einmal von Dir erhalten werden. So viel ist gewiß, daß das U..r Paket schon zwey Posttage aus- geblieben ist. Eine Ueberschwemmung, die bey E * * die Brücke weggerissen und gewaltigen Schaden angerichtet hat, soll Schuld daran seyn. Schon am Montage glaubten wir, es könne nicht mehr fehlen, ein Brief von Dir müsse kommen; und doch wars gefehlt: und so gings alle folgende Tage; nur daß an jedem, mit unserer Hoffnung, auch unsere Zweifel
Fenſter geoͤffnet, und bin ein Weilchen daran ſtehen geblieben, um meinen Freunden nachzu- ſinnen; und jetzt, bis meine Knaben kommen, will ich ein wenig mit Dir plaudern.
Zuerſt von unſerm Jammer, unſerm Ver- druß, Aerger, Zorn (was hievon es eigentlich ſeyn muͤſſe, wiſſen wir eben, leider! noch nicht) uͤber das ungewoͤhnlich lange Ausbleiben Deiner Briefe. Clerdon will alles ſein baares Geld darauf verwetten, (wie viel meynſt Du, daß wir ihm dagegen ſetzen?) daß wir mit dem erſten Poſtillon mehrere Briefe auf einmal von Dir erhalten werden. So viel iſt gewiß, daß das U..r Paket ſchon zwey Poſttage aus- geblieben iſt. Eine Ueberſchwemmung, die bey E * * die Bruͤcke weggeriſſen und gewaltigen Schaden angerichtet hat, ſoll Schuld daran ſeyn. Schon am Montage glaubten wir, es koͤnne nicht mehr fehlen, ein Brief von Dir muͤſſe kommen; und doch wars gefehlt: und ſo gings alle folgende Tage; nur daß an jedem, mit unſerer Hoffnung, auch unſere Zweifel
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Fenſter geoͤffnet, und bin ein Weilchen daran
ſtehen geblieben, um meinen Freunden nachzu-
ſinnen; und jetzt, bis meine Knaben kommen,
will ich ein wenig mit Dir plaudern.
Zuerſt von unſerm Jammer, unſerm Ver-
druß, Aerger, Zorn (was hievon es eigentlich
ſeyn muͤſſe, wiſſen wir eben, leider! noch
nicht) uͤber das ungewoͤhnlich lange Ausbleiben
Deiner Briefe. Clerdon will alles ſein baares
Geld darauf verwetten, (wie viel meynſt Du,
daß wir ihm dagegen ſetzen?) daß wir mit
dem erſten Poſtillon mehrere Briefe auf einmal
von Dir erhalten werden. So viel iſt gewiß,
daß das U..r Paket ſchon zwey Poſttage aus-
geblieben iſt. Eine Ueberſchwemmung, die bey
E * * die Bruͤcke weggeriſſen und gewaltigen
Schaden angerichtet hat, ſoll Schuld daran
ſeyn. Schon am Montage glaubten wir, es
koͤnne nicht mehr fehlen, ein Brief von Dir
muͤſſe kommen; und doch wars gefehlt: und
ſo gings alle folgende Tage; nur daß an jedem,
mit unſerer Hoffnung, auch unſere Zweifel
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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/85>, abgerufen am 03.12.2024.
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