chen zu, die sich bald so, bald anders beweg- ten und formten, und den Mond nicht wollten helle werden lassen. Nun wurde er lichter und lichter; endlich stand er rein da, und überzog den Strohm, mit seinem zitternden Glanze. Die Mädchen verglichen es mit Silbertropfen, die hinein regneten.
Jetzt nahm ich Abschied, gieng nach Hause, und fand Deinen Brief.
Er lag unten am Rande einer Zeichnung, die ich, nach Maratti, Vormittags vollendet hatte: ein schlummernder Knabe; eine wahre Engelsgestalt.
Schlummere du nur fort, sagte ich zu dem schönen Jungen, da ich vom Auskleiden zurück- kam: du Engel! ich will dich nicht stören; -- und wirklich rückte ich leiser meinen Sessel, ließ mich leiser darauf nieder, und war vor- sichtig, nicht an den Tisch zu stoßen.
chen zu, die ſich bald ſo, bald anders beweg- ten und formten, und den Mond nicht wollten helle werden laſſen. Nun wurde er lichter und lichter; endlich ſtand er rein da, und uͤberzog den Strohm, mit ſeinem zitternden Glanze. Die Maͤdchen verglichen es mit Silbertropfen, die hinein regneten.
Jetzt nahm ich Abſchied, gieng nach Hauſe, und fand Deinen Brief.
Er lag unten am Rande einer Zeichnung, die ich, nach Maratti, Vormittags vollendet hatte: ein ſchlummernder Knabe; eine wahre Engelsgeſtalt.
Schlummere du nur fort, ſagte ich zu dem ſchoͤnen Jungen, da ich vom Auskleiden zuruͤck- kam: du Engel! ich will dich nicht ſtoͤren; — und wirklich ruͤckte ich leiſer meinen Seſſel, ließ mich leiſer darauf nieder, und war vor- ſichtig, nicht an den Tiſch zu ſtoßen.
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chen zu, die ſich bald ſo, bald anders beweg-
ten und formten, und den Mond nicht wollten
helle werden laſſen. Nun wurde er lichter und
lichter; endlich ſtand er rein da, und uͤberzog
den Strohm, mit ſeinem zitternden Glanze.
Die Maͤdchen verglichen es mit Silbertropfen,
die hinein regneten.
Jetzt nahm ich Abſchied, gieng nach Hauſe,
und fand Deinen Brief.
Er lag unten am Rande einer Zeichnung,
die ich, nach Maratti, Vormittags vollendet
hatte: ein ſchlummernder Knabe; eine wahre
Engelsgeſtalt.
Schlummere du nur fort, ſagte ich zu dem
ſchoͤnen Jungen, da ich vom Auskleiden zuruͤck-
kam: du Engel! ich will dich nicht ſtoͤren; —
und wirklich ruͤckte ich leiſer meinen Seſſel,
ließ mich leiſer darauf nieder, und war vor-
ſichtig, nicht an den Tiſch zu ſtoßen.
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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/243>, abgerufen am 21.11.2024.
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