Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

len: so, denke ich, können wir zu einem Frie-
den, selbst zu einer Art von Bündniß mit ih-
nen uns verstehen, und aus Feinden Freunde
werden.

Wohl! sagte ich; und bot Clerdon groß-
müthig die Hand, der mir ein: weg mit dem
Frieden
! zurück gab; höchstens einen Waffen-
stillstand eingehen wollte: wie er versicherte,
aus bloßer Menschlichkeit, damit die vielen
Verwundeten auf unserer Seite gepflegt, meine
Todten begraben werden könnten.

Unterdessen war meine allerliebste Heinun-
gen
mit ihrem treflichen Manne und der herzi-
gen Albertine, die zum Nachtessen gebeten wa-
ren, angekommen; und so machte sich der
Waffenstillstand ohne weitere Tractaten. Ama-
lia, die schon früher einen Waffenstillstand
wünschte, hatte Allwilln die Rolle, womit er
kam, aus der Hand genommen -- es war eine
Opernscene von Majo -- und ihn von Zeit zu
Zeit mit Fragen über diese Scene unterbrochen,

len: ſo, denke ich, koͤnnen wir zu einem Frie-
den, ſelbſt zu einer Art von Buͤndniß mit ih-
nen uns verſtehen, und aus Feinden Freunde
werden.

Wohl! ſagte ich; und bot Clerdon groß-
muͤthig die Hand, der mir ein: weg mit dem
Frieden
! zuruͤck gab; hoͤchſtens einen Waffen-
ſtillſtand eingehen wollte: wie er verſicherte,
aus bloßer Menſchlichkeit, damit die vielen
Verwundeten auf unſerer Seite gepflegt, meine
Todten begraben werden koͤnnten.

Unterdeſſen war meine allerliebſte Heinun-
gen
mit ihrem treflichen Manne und der herzi-
gen Albertine, die zum Nachteſſen gebeten wa-
ren, angekommen; und ſo machte ſich der
Waffenſtillſtand ohne weitere Tractaten. Ama-
lia, die ſchon fruͤher einen Waffenſtillſtand
wuͤnſchte, hatte Allwilln die Rolle, womit er
kam, aus der Hand genommen — es war eine
Opernſcene von Majo — und ihn von Zeit zu
Zeit mit Fragen uͤber dieſe Scene unterbrochen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div>
            <p><pb facs="#f0190" n="152"/>
len: &#x017F;o, denke ich, ko&#x0364;nnen wir zu einem Frie-<lb/>
den, &#x017F;elb&#x017F;t zu einer Art von Bu&#x0364;ndniß mit ih-<lb/>
nen uns ver&#x017F;tehen, und aus Feinden Freunde<lb/>
werden.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Wohl</hi>! &#x017F;agte ich; und bot Clerdon groß-<lb/>
mu&#x0364;thig die Hand, der mir ein: <hi rendition="#g">weg mit dem<lb/>
Frieden</hi>! zuru&#x0364;ck gab; ho&#x0364;ch&#x017F;tens einen Waffen-<lb/>
&#x017F;till&#x017F;tand eingehen wollte: wie er ver&#x017F;icherte,<lb/>
aus bloßer Men&#x017F;chlichkeit, damit die vielen<lb/>
Verwundeten auf un&#x017F;erer Seite gepflegt, meine<lb/>
Todten begraben werden ko&#x0364;nnten.</p><lb/>
            <p>Unterde&#x017F;&#x017F;en war meine allerlieb&#x017F;te <hi rendition="#g">Heinun-<lb/>
gen</hi> mit ihrem treflichen Manne und der herzi-<lb/>
gen Albertine, die zum Nachte&#x017F;&#x017F;en gebeten wa-<lb/>
ren, angekommen; und &#x017F;o machte &#x017F;ich der<lb/>
Waffen&#x017F;till&#x017F;tand ohne weitere Tractaten. Ama-<lb/>
lia, die &#x017F;chon fru&#x0364;her einen Waffen&#x017F;till&#x017F;tand<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;chte, hatte Allwilln die Rolle, womit er<lb/>
kam, aus der Hand genommen &#x2014; es war eine<lb/>
Opern&#x017F;cene von <hi rendition="#aq">Majo</hi> &#x2014; und ihn von Zeit zu<lb/>
Zeit mit Fragen u&#x0364;ber die&#x017F;e Scene unterbrochen,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0190] len: ſo, denke ich, koͤnnen wir zu einem Frie- den, ſelbſt zu einer Art von Buͤndniß mit ih- nen uns verſtehen, und aus Feinden Freunde werden. Wohl! ſagte ich; und bot Clerdon groß- muͤthig die Hand, der mir ein: weg mit dem Frieden! zuruͤck gab; hoͤchſtens einen Waffen- ſtillſtand eingehen wollte: wie er verſicherte, aus bloßer Menſchlichkeit, damit die vielen Verwundeten auf unſerer Seite gepflegt, meine Todten begraben werden koͤnnten. Unterdeſſen war meine allerliebſte Heinun- gen mit ihrem treflichen Manne und der herzi- gen Albertine, die zum Nachteſſen gebeten wa- ren, angekommen; und ſo machte ſich der Waffenſtillſtand ohne weitere Tractaten. Ama- lia, die ſchon fruͤher einen Waffenſtillſtand wuͤnſchte, hatte Allwilln die Rolle, womit er kam, aus der Hand genommen — es war eine Opernſcene von Majo — und ihn von Zeit zu Zeit mit Fragen uͤber dieſe Scene unterbrochen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/190
Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/190>, abgerufen am 19.05.2024.