len: so, denke ich, können wir zu einem Frie- den, selbst zu einer Art von Bündniß mit ih- nen uns verstehen, und aus Feinden Freunde werden.
Wohl! sagte ich; und bot Clerdon groß- müthig die Hand, der mir ein: weg mit dem Frieden! zurück gab; höchstens einen Waffen- stillstand eingehen wollte: wie er versicherte, aus bloßer Menschlichkeit, damit die vielen Verwundeten auf unserer Seite gepflegt, meine Todten begraben werden könnten.
Unterdessen war meine allerliebste Heinun- gen mit ihrem treflichen Manne und der herzi- gen Albertine, die zum Nachtessen gebeten wa- ren, angekommen; und so machte sich der Waffenstillstand ohne weitere Tractaten. Ama- lia, die schon früher einen Waffenstillstand wünschte, hatte Allwilln die Rolle, womit er kam, aus der Hand genommen -- es war eine Opernscene von Majo -- und ihn von Zeit zu Zeit mit Fragen über diese Scene unterbrochen,
len: ſo, denke ich, koͤnnen wir zu einem Frie- den, ſelbſt zu einer Art von Buͤndniß mit ih- nen uns verſtehen, und aus Feinden Freunde werden.
Wohl! ſagte ich; und bot Clerdon groß- muͤthig die Hand, der mir ein: weg mit dem Frieden! zuruͤck gab; hoͤchſtens einen Waffen- ſtillſtand eingehen wollte: wie er verſicherte, aus bloßer Menſchlichkeit, damit die vielen Verwundeten auf unſerer Seite gepflegt, meine Todten begraben werden koͤnnten.
Unterdeſſen war meine allerliebſte Heinun- gen mit ihrem treflichen Manne und der herzi- gen Albertine, die zum Nachteſſen gebeten wa- ren, angekommen; und ſo machte ſich der Waffenſtillſtand ohne weitere Tractaten. Ama- lia, die ſchon fruͤher einen Waffenſtillſtand wuͤnſchte, hatte Allwilln die Rolle, womit er kam, aus der Hand genommen — es war eine Opernſcene von Majo — und ihn von Zeit zu Zeit mit Fragen uͤber dieſe Scene unterbrochen,
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len: ſo, denke ich, koͤnnen wir zu einem Frie-
den, ſelbſt zu einer Art von Buͤndniß mit ih-
nen uns verſtehen, und aus Feinden Freunde
werden.
Wohl! ſagte ich; und bot Clerdon groß-
muͤthig die Hand, der mir ein: weg mit dem
Frieden! zuruͤck gab; hoͤchſtens einen Waffen-
ſtillſtand eingehen wollte: wie er verſicherte,
aus bloßer Menſchlichkeit, damit die vielen
Verwundeten auf unſerer Seite gepflegt, meine
Todten begraben werden koͤnnten.
Unterdeſſen war meine allerliebſte Heinun-
gen mit ihrem treflichen Manne und der herzi-
gen Albertine, die zum Nachteſſen gebeten wa-
ren, angekommen; und ſo machte ſich der
Waffenſtillſtand ohne weitere Tractaten. Ama-
lia, die ſchon fruͤher einen Waffenſtillſtand
wuͤnſchte, hatte Allwilln die Rolle, womit er
kam, aus der Hand genommen — es war eine
Opernſcene von Majo — und ihn von Zeit zu
Zeit mit Fragen uͤber dieſe Scene unterbrochen,
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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/190>, abgerufen am 24.11.2024.
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