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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

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wir den Tag von dannen ziehn; und gerade
über uns die Nacht, ihm an der Ferse. Leise
rauschte, nah an mir vorbey, der herrliche
Fluß, und spiegelte den Himmel ab mit sei-
nem Abendroth und schönfarbichten Gewölk
und mit seiner Nacht. Ich erinnerte mich
Deiner, beste Sylli, und segnete Deine Seele,
mit der heitern Ruhe, welche rund um mich
her über alles, und auch über mich sich ergoß.

Beym Weggehen rief ich Dir, gute Nacht!
Eben blickte der erste Stern hervor, und ich
warf Dir einen Kuß zu. Hast Du ihn gefühlt?

Was ich beynah vergessen hätte! -- Die
verläumderischen Nachrichten von mir in Le-
norens Briefe: wirst Du sie ungerügt lassen?
Einem Lamme, wie Dein Clärchen ist, so
mitzuspielen! Aber bestrafe sie doch nicht zu
hart, die arme Lenore; sie meint es so böse
nicht im Grunde. Nur daß sie Dir so vor-
lügen darf, das ist arg. Allein sie betrügt

J 4

wir den Tag von dannen ziehn; und gerade
uͤber uns die Nacht, ihm an der Ferſe. Leiſe
rauſchte, nah an mir vorbey, der herrliche
Fluß, und ſpiegelte den Himmel ab mit ſei-
nem Abendroth und ſchoͤnfarbichten Gewoͤlk
und mit ſeiner Nacht. Ich erinnerte mich
Deiner, beſte Sylli, und ſegnete Deine Seele,
mit der heitern Ruhe, welche rund um mich
her uͤber alles, und auch uͤber mich ſich ergoß.

Beym Weggehen rief ich Dir, gute Nacht!
Eben blickte der erſte Stern hervor, und ich
warf Dir einen Kuß zu. Haſt Du ihn gefuͤhlt?

Was ich beynah vergeſſen haͤtte! — Die
verlaͤumderiſchen Nachrichten von mir in Le-
norens Briefe: wirſt Du ſie ungeruͤgt laſſen?
Einem Lamme, wie Dein Claͤrchen iſt, ſo
mitzuſpielen! Aber beſtrafe ſie doch nicht zu
hart, die arme Lenore; ſie meint es ſo boͤſe
nicht im Grunde. Nur daß ſie Dir ſo vor-
luͤgen darf, das iſt arg. Allein ſie betruͤgt

J 4
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[135/0173] wir den Tag von dannen ziehn; und gerade uͤber uns die Nacht, ihm an der Ferſe. Leiſe rauſchte, nah an mir vorbey, der herrliche Fluß, und ſpiegelte den Himmel ab mit ſei- nem Abendroth und ſchoͤnfarbichten Gewoͤlk und mit ſeiner Nacht. Ich erinnerte mich Deiner, beſte Sylli, und ſegnete Deine Seele, mit der heitern Ruhe, welche rund um mich her uͤber alles, und auch uͤber mich ſich ergoß. Beym Weggehen rief ich Dir, gute Nacht! Eben blickte der erſte Stern hervor, und ich warf Dir einen Kuß zu. Haſt Du ihn gefuͤhlt? Was ich beynah vergeſſen haͤtte! — Die verlaͤumderiſchen Nachrichten von mir in Le- norens Briefe: wirſt Du ſie ungeruͤgt laſſen? Einem Lamme, wie Dein Claͤrchen iſt, ſo mitzuſpielen! Aber beſtrafe ſie doch nicht zu hart, die arme Lenore; ſie meint es ſo boͤſe nicht im Grunde. Nur daß ſie Dir ſo vor- luͤgen darf, das iſt arg. Allein ſie betruͤgt J 4

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Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/173>, abgerufen am 21.11.2024.