Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Lob erschallen soll; sondern bey andern Vor-
fällen. Davon ist Clerdon erst recht warm für
ihn geworden, daß er ihn so oft vertheidigen
mußte, und die Vertheidigung von gestern sich
mit der Vertheidigung, die morgen nöthig
wurde, nicht vertragen wollte; mit der von
übermorgen noch weniger, und so immer viele
neue Künste und größere Anstrengungen nöthig
wurden. Die Anstrengung allein vermehrt
schon den Eifer, habe ich oft von Clerdon
gehört; alsdann der Eifer wieder die Anstren-
gung: so macht man sich eine Sache eigen --
sagt Clerdon -- vergißt sich selbst und lebt
nur in dieser Sache; wird Eins mit dem
Dinge, das man treibt
-- -- Sylli,
wenn die Liebhaberey an Allwill mir den Cler-
don mit ruchlos machte? Fort, fort mit dem
bösen Menschen!

Habe ich das Eis gebrochen, Schwester-
chen? Warte, es wird allmählich noch besser
kommen. Umsonst soll mich Clerdon nicht ge-
hetzt haben. Immer tiefer will ich in mich

Lob erſchallen ſoll; ſondern bey andern Vor-
faͤllen. Davon iſt Clerdon erſt recht warm fuͤr
ihn geworden, daß er ihn ſo oft vertheidigen
mußte, und die Vertheidigung von geſtern ſich
mit der Vertheidigung, die morgen noͤthig
wurde, nicht vertragen wollte; mit der von
uͤbermorgen noch weniger, und ſo immer viele
neue Kuͤnſte und groͤßere Anſtrengungen noͤthig
wurden. Die Anſtrengung allein vermehrt
ſchon den Eifer, habe ich oft von Clerdon
gehoͤrt; alsdann der Eifer wieder die Anſtren-
gung: ſo macht man ſich eine Sache eigen —
ſagt Clerdon — vergißt ſich ſelbſt und lebt
nur in dieſer Sache; wird Eins mit dem
Dinge, das man treibt
— — Sylli,
wenn die Liebhaberey an Allwill mir den Cler-
don mit ruchlos machte? Fort, fort mit dem
boͤſen Menſchen!

Habe ich das Eis gebrochen, Schweſter-
chen? Warte, es wird allmaͤhlich noch beſſer
kommen. Umſonſt ſoll mich Clerdon nicht ge-
hetzt haben. Immer tiefer will ich in mich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><hi rendition="#g"><pb facs="#f0146" n="108"/>
Lob</hi> er&#x017F;challen &#x017F;oll; &#x017F;ondern bey andern Vor-<lb/>
fa&#x0364;llen. Davon i&#x017F;t Clerdon er&#x017F;t recht warm fu&#x0364;r<lb/>
ihn geworden, daß er ihn &#x017F;o oft vertheidigen<lb/>
mußte, und die Vertheidigung von ge&#x017F;tern &#x017F;ich<lb/>
mit der Vertheidigung, die morgen no&#x0364;thig<lb/>
wurde, nicht vertragen wollte; mit der von<lb/>
u&#x0364;bermorgen noch weniger, und &#x017F;o immer viele<lb/>
neue Ku&#x0364;n&#x017F;te und gro&#x0364;ßere An&#x017F;trengungen no&#x0364;thig<lb/>
wurden. Die An&#x017F;trengung allein vermehrt<lb/>
&#x017F;chon den Eifer, habe ich oft von Clerdon<lb/>
geho&#x0364;rt; alsdann der Eifer wieder die An&#x017F;tren-<lb/>
gung: &#x017F;o macht man &#x017F;ich eine Sache eigen &#x2014;<lb/><hi rendition="#g">&#x017F;agt Clerdon</hi> &#x2014; vergißt &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t und lebt<lb/>
nur in die&#x017F;er Sache; <hi rendition="#g">wird Eins mit dem<lb/>
Dinge, das man treibt</hi> &#x2014; &#x2014; Sylli,<lb/>
wenn die Liebhaberey an Allwill mir den Cler-<lb/>
don mit ruchlos machte? Fort, fort mit dem<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;en Men&#x017F;chen!</p><lb/>
          <p>Habe ich das Eis gebrochen, Schwe&#x017F;ter-<lb/>
chen? Warte, es wird allma&#x0364;hlich noch be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
kommen. Um&#x017F;on&#x017F;t &#x017F;oll mich Clerdon nicht ge-<lb/>
hetzt haben. Immer tiefer will ich <hi rendition="#g">in mich<lb/></hi></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0146] Lob erſchallen ſoll; ſondern bey andern Vor- faͤllen. Davon iſt Clerdon erſt recht warm fuͤr ihn geworden, daß er ihn ſo oft vertheidigen mußte, und die Vertheidigung von geſtern ſich mit der Vertheidigung, die morgen noͤthig wurde, nicht vertragen wollte; mit der von uͤbermorgen noch weniger, und ſo immer viele neue Kuͤnſte und groͤßere Anſtrengungen noͤthig wurden. Die Anſtrengung allein vermehrt ſchon den Eifer, habe ich oft von Clerdon gehoͤrt; alsdann der Eifer wieder die Anſtren- gung: ſo macht man ſich eine Sache eigen — ſagt Clerdon — vergißt ſich ſelbſt und lebt nur in dieſer Sache; wird Eins mit dem Dinge, das man treibt — — Sylli, wenn die Liebhaberey an Allwill mir den Cler- don mit ruchlos machte? Fort, fort mit dem boͤſen Menſchen! Habe ich das Eis gebrochen, Schweſter- chen? Warte, es wird allmaͤhlich noch beſſer kommen. Umſonſt ſoll mich Clerdon nicht ge- hetzt haben. Immer tiefer will ich in mich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/146
Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/146>, abgerufen am 23.11.2024.