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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

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mal, unredlich! Denn da sie mich an mei-
ner schlimmsten Seite, wie vor ihr kein Mensch,
ins Auge gefaßt und zu Herzen genommen
hat; so kann es unmöglich ihr wahrer Ernst
seyn mit den frohen Hoffnungen, wofür sie
mir den Dank zu Füßen legt. Ihr Brief ist
eine Predigt en chauvesouris, die mich mit
einer Bekehrung anführen will. Ich habe Luzie
zu lieb, als daß ich ihr dies so könnte hinge-
hen lassen. Auch muß ich, Gewissens hal-
ber, einen Angriff auf ihr feyerliches We-
sen thun. Die Liebhaberey am Feyerlichen
ist den Mädchen besonders eigen: wer ihr
Freund ist, warnt sie davor; oder sinnt,
wenn es mit dem Warnen zu spät ist, wie er
sie heile. Luzie muß heyrathen, ohne Verzug.
Sie wird jetzt drey und zwanzig Jahre alt;
das ist für ein Fräulein schon ein fürchterliches
Alter. Wie sie jetzt gestimmt ist, findet sie
keinen Mann, der ihr recht wäre; und am
Ende werde ich die Schuld haben müssen, ob
ich gleich unter allen Männern am wenigsten
für sie getaugt hätte. Deine Schwester, nimm

mal, unredlich! Denn da ſie mich an mei-
ner ſchlimmſten Seite, wie vor ihr kein Menſch,
ins Auge gefaßt und zu Herzen genommen
hat; ſo kann es unmoͤglich ihr wahrer Ernſt
ſeyn mit den frohen Hoffnungen, wofuͤr ſie
mir den Dank zu Fuͤßen legt. Ihr Brief iſt
eine Predigt en chauveſouris, die mich mit
einer Bekehrung anfuͤhren will. Ich habe Luzie
zu lieb, als daß ich ihr dies ſo koͤnnte hinge-
hen laſſen. Auch muß ich, Gewiſſens hal-
ber, einen Angriff auf ihr feyerliches We-
ſen thun. Die Liebhaberey am Feyerlichen
iſt den Maͤdchen beſonders eigen: wer ihr
Freund iſt, warnt ſie davor; oder ſinnt,
wenn es mit dem Warnen zu ſpaͤt iſt, wie er
ſie heile. Luzie muß heyrathen, ohne Verzug.
Sie wird jetzt drey und zwanzig Jahre alt;
das iſt fuͤr ein Fraͤulein ſchon ein fuͤrchterliches
Alter. Wie ſie jetzt geſtimmt iſt, findet ſie
keinen Mann, der ihr recht waͤre; und am
Ende werde ich die Schuld haben muͤſſen, ob
ich gleich unter allen Maͤnnern am wenigſten
fuͤr ſie getaugt haͤtte. Deine Schweſter, nimm

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[91/0129] mal, unredlich! Denn da ſie mich an mei- ner ſchlimmſten Seite, wie vor ihr kein Menſch, ins Auge gefaßt und zu Herzen genommen hat; ſo kann es unmoͤglich ihr wahrer Ernſt ſeyn mit den frohen Hoffnungen, wofuͤr ſie mir den Dank zu Fuͤßen legt. Ihr Brief iſt eine Predigt en chauveſouris, die mich mit einer Bekehrung anfuͤhren will. Ich habe Luzie zu lieb, als daß ich ihr dies ſo koͤnnte hinge- hen laſſen. Auch muß ich, Gewiſſens hal- ber, einen Angriff auf ihr feyerliches We- ſen thun. Die Liebhaberey am Feyerlichen iſt den Maͤdchen beſonders eigen: wer ihr Freund iſt, warnt ſie davor; oder ſinnt, wenn es mit dem Warnen zu ſpaͤt iſt, wie er ſie heile. Luzie muß heyrathen, ohne Verzug. Sie wird jetzt drey und zwanzig Jahre alt; das iſt fuͤr ein Fraͤulein ſchon ein fuͤrchterliches Alter. Wie ſie jetzt geſtimmt iſt, findet ſie keinen Mann, der ihr recht waͤre; und am Ende werde ich die Schuld haben muͤſſen, ob ich gleich unter allen Maͤnnern am wenigſten fuͤr ſie getaugt haͤtte. Deine Schweſter, nimm

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Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/129>, abgerufen am 27.11.2024.