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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

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hätte: ich schnitt eine frische Feder, tunkte
sie ein, wußte nicht anders, als daß es recht
vom Fleck gehen sollte: als ich zu meinem
nicht geringen Befremden inne wurde, es sey
nöthig, mich vorher ein wenig zu besinnen.
Ich sann eine große halbe Stunde lang; da
war ich fertig, habe es nun auf einmal --
daß ich selbst nicht mehr weiß, was ich mich
so eifrig angeschickt hatte, Dir zu wissen zu
thun. Der Sachen erinnerte ich mich genug,
nur konnte ich mich ihrer nicht auf die Weise
erinnern, wie sie Dich so mächtig intereßieren
sollten. Wer weiß, vielleicht hätte meine
Materie mir weniger dürftig geschienen, wäre
zu ihrer Abhandlung die Feder nicht so schön
geschnitten, und gleich Anfangs so tief einge-
tunkt gewesen. Nun ists darum geschehen;
das ganze Abentheuer mit allen seinen Zufäl-
len und Zubehören, Schelmereyen, Zaube-
reyen, Heldenthaten und Wundern, kommt
mir, in diesem Augenblicke, nicht viel interessan-
ter als ein Ammenmährchen vor -- zum Er-
zählen
wenigstens. Versteh! Du Clemens

haͤtte: ich ſchnitt eine friſche Feder, tunkte
ſie ein, wußte nicht anders, als daß es recht
vom Fleck gehen ſollte: als ich zu meinem
nicht geringen Befremden inne wurde, es ſey
noͤthig, mich vorher ein wenig zu beſinnen.
Ich ſann eine große halbe Stunde lang; da
war ich fertig, habe es nun auf einmal —
daß ich ſelbſt nicht mehr weiß, was ich mich
ſo eifrig angeſchickt hatte, Dir zu wiſſen zu
thun. Der Sachen erinnerte ich mich genug,
nur konnte ich mich ihrer nicht auf die Weiſe
erinnern, wie ſie Dich ſo maͤchtig intereßieren
ſollten. Wer weiß, vielleicht haͤtte meine
Materie mir weniger duͤrftig geſchienen, waͤre
zu ihrer Abhandlung die Feder nicht ſo ſchoͤn
geſchnitten, und gleich Anfangs ſo tief einge-
tunkt geweſen. Nun iſts darum geſchehen;
das ganze Abentheuer mit allen ſeinen Zufaͤl-
len und Zubehoͤren, Schelmereyen, Zaube-
reyen, Heldenthaten und Wundern, kommt
mir, in dieſem Augenblicke, nicht viel intereſſan-
ter als ein Ammenmaͤhrchen vor — zum Er-
zaͤhlen
wenigſtens. Verſteh! Du Clemens

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[72/0110] haͤtte: ich ſchnitt eine friſche Feder, tunkte ſie ein, wußte nicht anders, als daß es recht vom Fleck gehen ſollte: als ich zu meinem nicht geringen Befremden inne wurde, es ſey noͤthig, mich vorher ein wenig zu beſinnen. Ich ſann eine große halbe Stunde lang; da war ich fertig, habe es nun auf einmal — daß ich ſelbſt nicht mehr weiß, was ich mich ſo eifrig angeſchickt hatte, Dir zu wiſſen zu thun. Der Sachen erinnerte ich mich genug, nur konnte ich mich ihrer nicht auf die Weiſe erinnern, wie ſie Dich ſo maͤchtig intereßieren ſollten. Wer weiß, vielleicht haͤtte meine Materie mir weniger duͤrftig geſchienen, waͤre zu ihrer Abhandlung die Feder nicht ſo ſchoͤn geſchnitten, und gleich Anfangs ſo tief einge- tunkt geweſen. Nun iſts darum geſchehen; das ganze Abentheuer mit allen ſeinen Zufaͤl- len und Zubehoͤren, Schelmereyen, Zaube- reyen, Heldenthaten und Wundern, kommt mir, in dieſem Augenblicke, nicht viel intereſſan- ter als ein Ammenmaͤhrchen vor — zum Er- zaͤhlen wenigſtens. Verſteh! Du Clemens

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Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/110>, abgerufen am 23.11.2024.