nicht selten kalt und roh, und doch ist es das Wärmste, was es giebt, denn es entzündet mit seinem Brande die Völker. Und das Zärteste ist es auch, denn nicht irdische Stümper rühren es, sondern die Himmlischen spielen darauf, wie auf einer Aeolsharfe, und es tönet seine ewigen Ac- corde unter den Fingern der Elohim.
Unsere Zeit ist ein Columbus. Sie sieht wie der Genueser mit den Blicken des Geistes das ferne Land hinter der Wüste des Oceans. Desselben gleichen erlebt sie die Geschicke des Columbus. Auch ihr laufen die Kinder nach, halten sie für wahnwitzig und zeigen an den Kopf. Auch sie steht vor manchem Rathe von Salamanca und soll sich aus Kirchenvätern widerlegen lassen. Auch heuer giebt es diesen und jenen heuchlerischen Johann von Portugal, der ihr das Geheimniß abgekauft zu haben wähnt und die Caravele aussendet von den Inseln des grünen Vorgebirges, aber nach vierzehn Tagen den schlechten Bootsmann entmuthigt wiederkehren sieht. -- Sie hat die Anker gelichtet und steuert und steuert.
Aber der Genueser hatte die Boussole am Bord und nach der richtete er sein Schiff und ließ
nicht ſelten kalt und roh, und doch iſt es das Wärmſte, was es giebt, denn es entzündet mit ſeinem Brande die Völker. Und das Zärteſte iſt es auch, denn nicht irdiſche Stümper rühren es, ſondern die Himmliſchen ſpielen darauf, wie auf einer Aeolsharfe, und es tönet ſeine ewigen Ac- corde unter den Fingern der Elohim.
Unſere Zeit iſt ein Columbus. Sie ſieht wie der Genueſer mit den Blicken des Geiſtes das ferne Land hinter der Wüſte des Oceans. Deſſelben gleichen erlebt ſie die Geſchicke des Columbus. Auch ihr laufen die Kinder nach, halten ſie für wahnwitzig und zeigen an den Kopf. Auch ſie ſteht vor manchem Rathe von Salamanca und ſoll ſich aus Kirchenvätern widerlegen laſſen. Auch heuer giebt es dieſen und jenen heuchleriſchen Johann von Portugal, der ihr das Geheimniß abgekauft zu haben wähnt und die Caravele ausſendet von den Inſeln des grünen Vorgebirges, aber nach vierzehn Tagen den ſchlechten Bootsmann entmuthigt wiederkehren ſieht. — Sie hat die Anker gelichtet und ſteuert und ſteuert.
Aber der Genueſer hatte die Bouſſole am Bord und nach der richtete er ſein Schiff und ließ
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nicht ſelten kalt und roh, und doch iſt es das
Wärmſte, was es giebt, denn es entzündet mit
ſeinem Brande die Völker. Und das Zärteſte iſt
es auch, denn nicht irdiſche Stümper rühren es,
ſondern die Himmliſchen ſpielen darauf, wie auf
einer Aeolsharfe, und es tönet ſeine ewigen Ac-
corde unter den Fingern der Elohim.
Unſere Zeit iſt ein Columbus. Sie ſieht wie
der Genueſer mit den Blicken des Geiſtes das ferne
Land hinter der Wüſte des Oceans. Deſſelben
gleichen erlebt ſie die Geſchicke des Columbus. Auch
ihr laufen die Kinder nach, halten ſie für wahnwitzig
und zeigen an den Kopf. Auch ſie ſteht vor
manchem Rathe von Salamanca und ſoll ſich aus
Kirchenvätern widerlegen laſſen. Auch heuer giebt es
dieſen und jenen heuchleriſchen Johann von Portugal,
der ihr das Geheimniß abgekauft zu haben wähnt
und die Caravele ausſendet von den Inſeln des
grünen Vorgebirges, aber nach vierzehn Tagen
den ſchlechten Bootsmann entmuthigt wiederkehren
ſieht. — Sie hat die Anker gelichtet und ſteuert
und ſteuert.
Aber der Genueſer hatte die Bouſſole am
Bord und nach der richtete er ſein Schiff und ließ
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/322>, abgerufen am 05.05.2024.
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