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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.

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Rede gestanden, und nun verlange ich auch mit der
Manier, daß meine Auskünfte und Zusätze gehörig
dazugethan werden, und soweit mir die Rechte bekannt
sind, dürft Ihr mir die Zunge nicht stumm machen.

Nun denn, rief der Richter halb ängstlich halb
ärgerlich seinem Schreiber zu, zeichnen Sie auf,
was der Alte sagt.

Ja, alt bin ich, und alt ward ich in Ehren,
versetzte der Hofschulze gelassen. Der Diaconus
wollte gehen. -- Nein, bleiben Sie, Herr Diaco-
nus, sagte der Hofschulze, es ist mir gar sehr
lieb, daß Sie zufällig hier sind, denn ich ästimire
Sie als einen frommen und gelehrten Mann von
Herzen, und es kann mir nicht schaden, wenn auch
Sie meiner Art und Manier Zeugenschaft geben. --
Herr Scribent, sagte er zu dem Schreiber so ge-
bietend, als habe er an Gerichtsstelle zu befehlen,
schreibet genau auf, was ich zu wissen thue.

Herr Richter, ich mag mit meinem Schwerte
und mit der Heimlichkeit am Stuhl wohl wie ein
Narr da in den Schriften stehen, und Possen, wenn
mir recht ist, nannte der junge vornehme Herr, an
dem ich mich in meiner Angst vergreifen wollte,
die Sachen, woran mein Herz gehangen hat. Ich

Rede geſtanden, und nun verlange ich auch mit der
Manier, daß meine Auskünfte und Zuſätze gehörig
dazugethan werden, und ſoweit mir die Rechte bekannt
ſind, dürft Ihr mir die Zunge nicht ſtumm machen.

Nun denn, rief der Richter halb ängſtlich halb
ärgerlich ſeinem Schreiber zu, zeichnen Sie auf,
was der Alte ſagt.

Ja, alt bin ich, und alt ward ich in Ehren,
verſetzte der Hofſchulze gelaſſen. Der Diaconus
wollte gehen. — Nein, bleiben Sie, Herr Diaco-
nus, ſagte der Hofſchulze, es iſt mir gar ſehr
lieb, daß Sie zufällig hier ſind, denn ich äſtimire
Sie als einen frommen und gelehrten Mann von
Herzen, und es kann mir nicht ſchaden, wenn auch
Sie meiner Art und Manier Zeugenſchaft geben. —
Herr Scribent, ſagte er zu dem Schreiber ſo ge-
bietend, als habe er an Gerichtsſtelle zu befehlen,
ſchreibet genau auf, was ich zu wiſſen thue.

Herr Richter, ich mag mit meinem Schwerte
und mit der Heimlichkeit am Stuhl wohl wie ein
Narr da in den Schriften ſtehen, und Poſſen, wenn
mir recht iſt, nannte der junge vornehme Herr, an
dem ich mich in meiner Angſt vergreifen wollte,
die Sachen, woran mein Herz gehangen hat. Ich

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[235/0247] Rede geſtanden, und nun verlange ich auch mit der Manier, daß meine Auskünfte und Zuſätze gehörig dazugethan werden, und ſoweit mir die Rechte bekannt ſind, dürft Ihr mir die Zunge nicht ſtumm machen. Nun denn, rief der Richter halb ängſtlich halb ärgerlich ſeinem Schreiber zu, zeichnen Sie auf, was der Alte ſagt. Ja, alt bin ich, und alt ward ich in Ehren, verſetzte der Hofſchulze gelaſſen. Der Diaconus wollte gehen. — Nein, bleiben Sie, Herr Diaco- nus, ſagte der Hofſchulze, es iſt mir gar ſehr lieb, daß Sie zufällig hier ſind, denn ich äſtimire Sie als einen frommen und gelehrten Mann von Herzen, und es kann mir nicht ſchaden, wenn auch Sie meiner Art und Manier Zeugenſchaft geben. — Herr Scribent, ſagte er zu dem Schreiber ſo ge- bietend, als habe er an Gerichtsſtelle zu befehlen, ſchreibet genau auf, was ich zu wiſſen thue. Herr Richter, ich mag mit meinem Schwerte und mit der Heimlichkeit am Stuhl wohl wie ein Narr da in den Schriften ſtehen, und Poſſen, wenn mir recht iſt, nannte der junge vornehme Herr, an dem ich mich in meiner Angſt vergreifen wollte, die Sachen, woran mein Herz gehangen hat. Ich

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/247>, abgerufen am 24.11.2024.