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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.

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Ich predige ja nur über ein christliches Gebot,
sprach der Diaconus lächelnd.

Wie lautet dieses sogenannte christliche Gebot?

Sorge nicht um den anderen Tag, versetzte der
Diaconus.

Die junge Dame begehrte jetzt auch seine Exe-
gese über die leeren Nöthe des Liebespaares. Er
bedachte sich etwas und sagte dann: Ich muß
hier schwerfälliger werden als bei dem anderen
Thema. Zuvörderst sei Ihnen gesagt, daß diese
Liebe mich rührt, die Liebe meines Freundes und
des guten Mädchens, welches er auf so ungewöhn-
liche Weise kennen gelernt hat. Ich meine, in
ihnen ein vom Schicksal bezeichnetes Paar zu sehen
und ein völliges Aufgehen zweier Seelen in ein-
ander. Die Liebe ist nun Leid, wie alle Dichter
singen, sie ist der Herzen selige Noth und ein
rührender Gram. Wer von der Liebe Thränen
scheidet, der scheidet sie von ihrem Lebensquell;
eine lachende Liebe ist keine.

Wahrlich, die ächte Liebe ist ein Ungeheu-
res! fuhr er mit Wärme fort. Nicht in tauber
Redeblume, sondern wesentlich, wirklich und

Ich predige ja nur über ein chriſtliches Gebot,
ſprach der Diaconus lächelnd.

Wie lautet dieſes ſogenannte chriſtliche Gebot?

Sorge nicht um den anderen Tag, verſetzte der
Diaconus.

Die junge Dame begehrte jetzt auch ſeine Exe-
geſe über die leeren Nöthe des Liebespaares. Er
bedachte ſich etwas und ſagte dann: Ich muß
hier ſchwerfälliger werden als bei dem anderen
Thema. Zuvörderſt ſei Ihnen geſagt, daß dieſe
Liebe mich rührt, die Liebe meines Freundes und
des guten Mädchens, welches er auf ſo ungewöhn-
liche Weiſe kennen gelernt hat. Ich meine, in
ihnen ein vom Schickſal bezeichnetes Paar zu ſehen
und ein völliges Aufgehen zweier Seelen in ein-
ander. Die Liebe iſt nun Leid, wie alle Dichter
ſingen, ſie iſt der Herzen ſelige Noth und ein
rührender Gram. Wer von der Liebe Thränen
ſcheidet, der ſcheidet ſie von ihrem Lebensquell;
eine lachende Liebe iſt keine.

Wahrlich, die ächte Liebe iſt ein Ungeheu-
res! fuhr er mit Wärme fort. Nicht in tauber
Redeblume, ſondern weſentlich, wirklich und

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[181/0193] Ich predige ja nur über ein chriſtliches Gebot, ſprach der Diaconus lächelnd. Wie lautet dieſes ſogenannte chriſtliche Gebot? Sorge nicht um den anderen Tag, verſetzte der Diaconus. Die junge Dame begehrte jetzt auch ſeine Exe- geſe über die leeren Nöthe des Liebespaares. Er bedachte ſich etwas und ſagte dann: Ich muß hier ſchwerfälliger werden als bei dem anderen Thema. Zuvörderſt ſei Ihnen geſagt, daß dieſe Liebe mich rührt, die Liebe meines Freundes und des guten Mädchens, welches er auf ſo ungewöhn- liche Weiſe kennen gelernt hat. Ich meine, in ihnen ein vom Schickſal bezeichnetes Paar zu ſehen und ein völliges Aufgehen zweier Seelen in ein- ander. Die Liebe iſt nun Leid, wie alle Dichter ſingen, ſie iſt der Herzen ſelige Noth und ein rührender Gram. Wer von der Liebe Thränen ſcheidet, der ſcheidet ſie von ihrem Lebensquell; eine lachende Liebe iſt keine. Wahrlich, die ächte Liebe iſt ein Ungeheu- res! fuhr er mit Wärme fort. Nicht in tauber Redeblume, ſondern weſentlich, wirklich und

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/193>, abgerufen am 24.11.2024.