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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.

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Mensch sagte sie, ein wahrer, ein aufrichtiger
Mensch. Die Entsagung, welche Sie von mir
verlangen, wäre ja also das schwerste Verbrechen,
das ich nur an Oswald begehen könnte. Ich würde
sündig an seiner unsterblichen Seele, zugäbe ich,
daß ihm ein Name, ein Wappen werther sei, als
das Heiligthum seiner Empfindungen! Zur Schel-
min würde ich an dem Herzblute meines Bräuti-
gams, welches seine Lippen verschütteten, weil er
einen Tag lang sich nicht in Lisbeth zu finden
wußte. Zu Tode wollte er sich bluten, weil ich
in meiner dummen Thorheit die Breite eines Land-
weges zwischen uns gesetzt hatte! Und er sollte
leben bleiben, wenn ich die Welt und das Schwei-
gen und die Finsterniß zwischen uns würfe! Nein!
Ich entsage ihm nicht, nicht entsage ich ihn in das
Elend und in die Leere hinein!

Gott wird Sie aufklären! eiferte Clelia. Gott
wird diese Trugschlüsse der Leidenschaft zu nichte
machen! Das ist eben deren Entsetzliches, daß
nichts für sie vorhanden ist als sie, nicht Erde
nicht Himmel, und daß sie sich so in die gräuliche
Oede hineinstürmt, daraus nachher kein Entrinnen!
-- Aber Gott wird Ihnen beistehen, wird Sie

Menſch ſagte ſie, ein wahrer, ein aufrichtiger
Menſch. Die Entſagung, welche Sie von mir
verlangen, wäre ja alſo das ſchwerſte Verbrechen,
das ich nur an Oswald begehen könnte. Ich würde
ſündig an ſeiner unſterblichen Seele, zugäbe ich,
daß ihm ein Name, ein Wappen werther ſei, als
das Heiligthum ſeiner Empfindungen! Zur Schel-
min würde ich an dem Herzblute meines Bräuti-
gams, welches ſeine Lippen verſchütteten, weil er
einen Tag lang ſich nicht in Lisbeth zu finden
wußte. Zu Tode wollte er ſich bluten, weil ich
in meiner dummen Thorheit die Breite eines Land-
weges zwiſchen uns geſetzt hatte! Und er ſollte
leben bleiben, wenn ich die Welt und das Schwei-
gen und die Finſterniß zwiſchen uns würfe! Nein!
Ich entſage ihm nicht, nicht entſage ich ihn in das
Elend und in die Leere hinein!

Gott wird Sie aufklären! eiferte Clelia. Gott
wird dieſe Trugſchlüſſe der Leidenſchaft zu nichte
machen! Das iſt eben deren Entſetzliches, daß
nichts für ſie vorhanden iſt als ſie, nicht Erde
nicht Himmel, und daß ſie ſich ſo in die gräuliche
Oede hineinſtürmt, daraus nachher kein Entrinnen!
— Aber Gott wird Ihnen beiſtehen, wird Sie

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[271/0283] Menſch ſagte ſie, ein wahrer, ein aufrichtiger Menſch. Die Entſagung, welche Sie von mir verlangen, wäre ja alſo das ſchwerſte Verbrechen, das ich nur an Oswald begehen könnte. Ich würde ſündig an ſeiner unſterblichen Seele, zugäbe ich, daß ihm ein Name, ein Wappen werther ſei, als das Heiligthum ſeiner Empfindungen! Zur Schel- min würde ich an dem Herzblute meines Bräuti- gams, welches ſeine Lippen verſchütteten, weil er einen Tag lang ſich nicht in Lisbeth zu finden wußte. Zu Tode wollte er ſich bluten, weil ich in meiner dummen Thorheit die Breite eines Land- weges zwiſchen uns geſetzt hatte! Und er ſollte leben bleiben, wenn ich die Welt und das Schwei- gen und die Finſterniß zwiſchen uns würfe! Nein! Ich entſage ihm nicht, nicht entſage ich ihn in das Elend und in die Leere hinein! Gott wird Sie aufklären! eiferte Clelia. Gott wird dieſe Trugſchlüſſe der Leidenſchaft zu nichte machen! Das iſt eben deren Entſetzliches, daß nichts für ſie vorhanden iſt als ſie, nicht Erde nicht Himmel, und daß ſie ſich ſo in die gräuliche Oede hineinſtürmt, daraus nachher kein Entrinnen! — Aber Gott wird Ihnen beiſtehen, wird Sie

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/283>, abgerufen am 27.11.2024.