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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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der Rückkehr in den Oberhof ein Jeder befragte,
warum Hölscher nicht komme? war ihm sehr ver-
drießlich gewesen. Dann verdroß es ihn, daß die
dritte Brautjungfer Lisbeth zurückgeblieben war und
nicht, wie sich gebührte, bei seiner Tochter saß.
Der Hauptmann, der heute seinen preußischen Tag
hatte und das eiserne Kreuz trug, steigerte den
Aerger. Nach uralter Sitte war nämlich für die
vornehmen und städtischen Gäste im Flure gedeckt
worden, und für die geringeren Leute im Baum-
garten. Denn der Bauer, welcher nicht zum Ver-
gnügen, sondern in Last und Plage viel draußen
seyn muß, hält das Obdach des Hauses für den
besten Segen und glaubt den zu ehren, dem er
dieses anbietet. Der Hauptmann aber, der rasch
einsah, daß der Aufenthalt in der heißen und dum-
pfen Enge unangenehm seyn werde, ordnete an und
commandirte, daß er mit der Braut, dem Pastor,
dem Brautvater und dem Sammler im Baumgarten
speisen wolle, ließ auch sofort die Gabeln, welche
die vornehmen Gäste ausnahmsweise bekamen, nach
der Tafel im Freien tragen. Es war dies schon
geschehen, als der Hofschulze hinzukam und mit
großem Unmuthe die abermalige Abweichung vom

Immermann's Münchhausen. 3. Th. 6

der Rückkehr in den Oberhof ein Jeder befragte,
warum Hölſcher nicht komme? war ihm ſehr ver-
drießlich geweſen. Dann verdroß es ihn, daß die
dritte Brautjungfer Lisbeth zurückgeblieben war und
nicht, wie ſich gebührte, bei ſeiner Tochter ſaß.
Der Hauptmann, der heute ſeinen preußiſchen Tag
hatte und das eiſerne Kreuz trug, ſteigerte den
Aerger. Nach uralter Sitte war nämlich für die
vornehmen und ſtädtiſchen Gäſte im Flure gedeckt
worden, und für die geringeren Leute im Baum-
garten. Denn der Bauer, welcher nicht zum Ver-
gnügen, ſondern in Laſt und Plage viel draußen
ſeyn muß, hält das Obdach des Hauſes für den
beſten Segen und glaubt den zu ehren, dem er
dieſes anbietet. Der Hauptmann aber, der raſch
einſah, daß der Aufenthalt in der heißen und dum-
pfen Enge unangenehm ſeyn werde, ordnete an und
commandirte, daß er mit der Braut, dem Paſtor,
dem Brautvater und dem Sammler im Baumgarten
ſpeiſen wolle, ließ auch ſofort die Gabeln, welche
die vornehmen Gäſte ausnahmsweiſe bekamen, nach
der Tafel im Freien tragen. Es war dies ſchon
geſchehen, als der Hofſchulze hinzukam und mit
großem Unmuthe die abermalige Abweichung vom

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[81/0095] der Rückkehr in den Oberhof ein Jeder befragte, warum Hölſcher nicht komme? war ihm ſehr ver- drießlich geweſen. Dann verdroß es ihn, daß die dritte Brautjungfer Lisbeth zurückgeblieben war und nicht, wie ſich gebührte, bei ſeiner Tochter ſaß. Der Hauptmann, der heute ſeinen preußiſchen Tag hatte und das eiſerne Kreuz trug, ſteigerte den Aerger. Nach uralter Sitte war nämlich für die vornehmen und ſtädtiſchen Gäſte im Flure gedeckt worden, und für die geringeren Leute im Baum- garten. Denn der Bauer, welcher nicht zum Ver- gnügen, ſondern in Laſt und Plage viel draußen ſeyn muß, hält das Obdach des Hauſes für den beſten Segen und glaubt den zu ehren, dem er dieſes anbietet. Der Hauptmann aber, der raſch einſah, daß der Aufenthalt in der heißen und dum- pfen Enge unangenehm ſeyn werde, ordnete an und commandirte, daß er mit der Braut, dem Paſtor, dem Brautvater und dem Sammler im Baumgarten ſpeiſen wolle, ließ auch ſofort die Gabeln, welche die vornehmen Gäſte ausnahmsweiſe bekamen, nach der Tafel im Freien tragen. Es war dies ſchon geſchehen, als der Hofſchulze hinzukam und mit großem Unmuthe die abermalige Abweichung vom Immermann’s Münchhauſen. 3. Th. 6

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/95>, abgerufen am 24.11.2024.